Ist es schon tabu, die Kriegslogik zu hinterfragen?

Frieden Wer den Meinungskorridor zum Krieg verlässt, erntet Spott und Hass. Das ist verhängnisvoll
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 25/2022
Kinderzeichnungen – oder Einschusslöcher? Eine Arbeit der Künstlerin Ivanka Siolkowksy in Butscha, Mai 2022
Kinderzeichnungen – oder Einschusslöcher? Eine Arbeit der Künstlerin Ivanka Siolkowksy in Butscha, Mai 2022

Foto: Christopher Furlong/Getty Images

Alle Ethik lebt vom Argument, also vom Willen, einander verstehen zu wollen. Dies gilt insbesondere für die Friedensethik. Nach Jahrhunderten der Kriegserfahrung war sich ein Großteil ihrer Vertreterinnen und Vertreter in einem wesentlichen Punkt einig: Wer militärische Konflikte verhindern möchte, muss auf die Herrschaft des Rechts vertrauen. Kein anderer Gedanke stand hinter der Gründung supranationaler Institutionengefüge wie der UNO oder der EU. Verfochten wurde die Idee dahinter mitunter von Immanuel Kant, dessen Ideal für eine weltumspannende Ordnung in einem Völkerbund bestand. Oder von Staatsmännern vom Schlage eines Otto von Bismarck, der früh das Bonum einer föderalen Struktur erkannte.

Doch wie stark wirken solche auf Dialog