Das Leben in den Zeiten der Corona; AC 3.35

Das Logbuch geht weiter: Vormarsch der Oligarchie

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Die Heuchelei und Impertinenz derer, die in zunehmendem Maße destruktive Meinungen und restriktive Methoden einsetzen, ist durchschaubar – und funktioniert dennoch. Lieben viele die Demagogik nicht sogar dafür, dass sie so einfache Formeln aufstellt? Zum Beispiel bei der Kriminalisierung von Menschen, die die zwanghafte Ressourcenvergeudung der „westlichen“ Konsumgesellschaften durchbrechen wollen, indem sie sich als „Aktivisti“ im öffentlichen Raum fixieren. Beispiel der Woche: Wie die Berliner Fahrradfahrerin unter den Betonmischer kam, konnte ich den Medien nicht entnehmen – aber, dass an ihrem Tod eine Straßenblockade schuld sei, war sehr schnell vernehmbar und hat sich stante pede in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt. Es gab ein Opfer, also muss es einen Täter geben. Und dafür nimmt man am besten denjenigen, den man loswerden will. Aber natürlich will man ihn – ideologiefrei, wie man sich gerne gibt – nicht persönlich loswerden, sondern die Anderen sollen draufhauen. Eine kollektive Verurteilung und Bestrafung werden angestrebt – bei gleichzeitigem Bemühen, die Verbiegungen und Beugungen unseres Rechtssystems völlig legitim und legal erscheinen zu lassen. Doch wozu dient dieses groteske Theater? Sehr wahrscheinlich ist, dass Deutschland Volks- und Staatsfeinde braucht, um zu kaschieren, dass die eigentlichen Schädlinge oben sitzen. Warum, das verstehe ich bis heute nicht – denn als halbwegs logisch tickender Mensch frage ich mich, wie man an dem Ast sägen kann, auf dem man sitzt. Denn genau das tun diese Menschen, die sich die Macht angeeignet oder zumindest eine komfortable Position im gehobenen Mittelfeld ergattert haben. Mir bleibt nur eine Erklärung: Sie dürften davon ausgehen, dass sie nicht hart fallen können, weil sie unter sich genug andere wähnen, die sie weich landen lassen.

Besonders unverfroren finde ich Statements, nach denen Aktivisten durch ihre Besetzungen das Eigentum anderer antasten oder gar beschädigen. Wem gehören eigentlich Straßen, Schilder, Bäume oder Bilderrahmen in öffentlichen Museen? Nun, Schilder und Straßen sollten eigentlich allen gehören. Denen beispielsweise, die Steuern zahlen, und denen, die sich für allgemeine Belange engagieren – nicht für Geld, sondern aus einem Verantwortungsgefühl heraus. Wie können sich also diejenigen, die, ohne jedweden Dienst an der Allgemeinheit zu leisten, selbst von Steuermitteln leben, sich so gerieren, als handele es sich bei Straßen und Schildern um ihr persönliches Eigentum? Mit den Bilderrahmen dürfte es sich ähnlich verhalten und die Bäume gehören sich selbst. Deshalb wird es höchste Zeit, deren Rechte in Verfassungen und Gesetzesbüchern festzuschreiben. Bisher gibt es eine derartige Verankerung der Naturrechte anscheinend nur in Ecuador, doch das ist für die eingebildeten Herrschaften ja nur irgendein südamerikanisches Schwellenland, das außer Natur nichts hat. Sollten die Straßen also allen gehören, wäre es durchaus an der Zeit, dass auch mal andere als nur die Autofahrer sie nutzen dürften. Gerne auch zum Picknicken oder Skatspielen, wenn gerade kein Klebstoff zur Hand ist. Was die Fortbewegung anbelangt, macht gerade der Slogan „Verkehrswende statt Antriebswende“ die Runde. Denn dass das E-Auto lediglich eine Antriebswende darstellt, sollte auch Menschen ohne gymnasialen Physik-Kenntnissen einleuchten.

Passend zum Thema kommt ein Freund mit der Nachricht, dass Klebeaktivisten in Bayern auch ohne Verfahren zu Freiheitsstrafen verurteilt werden sollen. Gleichbehandlung und Rechte bleiben eben ganz schnell auf der Strecke, wenn die Interessen der Energie- und Automobilkonzerne berührt werden. Die anderen Industrien, die sich seit Corona und Ukrainekrieg freuen dürfen, habe ich bereits an anderer Stelle erwähnt, und wer als nächstes – oder gerade jetzt, im Windschatten der Anderen – profitiert, werden wir in Kürze sicher auch erfahren. Schließlich soll jeder große Lobbyist mal drankommen, soviel Gleichbehandlung muss schon sein!

Abschließend schauen wir doch mal im Politik-Kompendium nach, wie eine Regierung von „Eliten“ eigentlich heißt – und finden dort das Wort „Oligarchie“. Richtig spannend wird es, wenn die Gasvorkommen unter dem persischen Golf erschöpft sind und die größte deutsche Oligarchenfamilie „al-Thani“ heißt.

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