Willkommen zwischen den Zeitenwänden, 5.04

Das Logbuch geht weiter: Sommer ohne Frühling, Winter ohne Schnee, Meinungen ohne Meinungsaustausch

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Noch vor wenigen Tagen waren Regen-Pelerine und Handschuhe tägliche Begleiter und nun ist schlagartig wieder der Sommer da. In der Schönwetterstadt Freiburg werden zum Fußball bei 30 Grad Celsius bereits Wasserflaschen gereicht und ich frage mich, warum man uns heuer wie in den letzten Jahren um einen richtigen Frühling betrügt. Und vor allem: wer betrügt uns? Vielleicht wir selbst? Ist Frühling lediglich eine romantische Erinnerung an eine Jahreszeit, die es eigentlich nur gibt, wenn man verliebt ist – und jetzt ist man eben nicht mehr so verliebt wie früher? Ist alles eine Täuschung – so wie der Winter, den es nur gab, wenn Schnee fiel – und heute denken wir, dass es Jahr für Jahr weniger Schnee als früher gibt? Dann schneit es wieder überraschend und wir verwerfen diesen Gedanken für kurze Zeit. Die Winter werden milder – da sind sich die meisten einig – aber wird es insgesamt wärmer? Und wenn ja, wie sehr? Es gibt Messungen, die klare Werte anzeigen, und die könnte man alle miteinander vergleichen. Aber das ist ja viel mühsamer und vor allem nüchterner als polemische Stimmungsmache.

Klimawandel ist eines der großen Themen dieser Zeit und es gilt: Wer eine andere Meinung als der Mainstream vertritt, ist ganz schnell raus. Schade eigentlich – bei den vielen Medien, die wir haben, sollten doch eigentlich auch mehrere Meinungen „zulässig“ sein. Zumindest in und aus der Forschung. Und jeder könnte sich überlegen, welche Erkenntnisse er am plausibelsten findet. Doch „zu lässig“ wollen wir dann auch wieder nicht sein, idealerweise soll es nur eine gültige Meinung geben – so hat es ja auch früher am besten funktioniert, als unsere Geschicke von Monarchen und Päpsten gelenkt wurden und die Welt noch ein Scheibe war. Wo kämen wir hin, wenn in „freiheitlichen Demokratien mit Meinungsfreiheit“ jeder selbst entschiede, was er für sich als glaubwürdig ansieht? Reine Anarchie!

Interessant ist auch, dass zwar eine Menge Geld für diese ganzen Klimaaktivitäten und deren Akteure ausgegeben wird, die irgendwo hinfliegen, um zu tagen, und danach ändert sich doch nichts. Zumindest für die privilegierten Leute nicht. Uns, das Fußvolk, gewöhnt man langsam daran, dass es irgendwelche Konsequenzen geben wird und Afrika besser auf Entwicklungsland-Niveau bleiben und nicht unsere Fehler wiederholen sollte. Fehler, mit denen wir es uns auch weiterhin besser gehen dürfte als anderen. Ja, wo kämen wir denn erst hin, wenn es allen Menschen gut ginge? Blanker Sozialismus!

Nach dem nicht standesgemäßen Frühling erwarten wir einen viel zu wasserarmen Sommer und wenn der dann gekommen ist, werden wir vergessen haben, dass es in den Wochen zwischen Winter und Frühjahr viel mehr Regen gab, als wir das vom Märzen gewohnt sind.

Wohl am weitesten gehen die Meinungen über den Einfluss von CO2 auf das Klima auseinander: Plausibel erscheinende Forschungsergebnisse fristen ein Nischendasein in Verschwörer-Postillen wie der von “Haus & Grundeigentum” oder in Videos, die von YouTube mit Warnhinweisen versehen werden, während im alleingültigen Meinungskanon (die neutral betrachtet simple chemische Zusammensetzung) CO2 als das subjektivierte Übel schlechthin angesehen wird. Während die einen CO2-Erzeuger sich (oder eher anderen?) in die Tasche lügen, dass “Klimaneutralität” nicht nur ein Ziel, sondern sogar ein erreichbares ist, freuen sich andere, dass sich auch damit gutes Geld machen lässt. Das jedoch wird mitnichten dafür ausgegeben, um das “böse Kohlendioxyd” einzufangen – zumal das realistisch betrachtet nicht umsetzbar ist, sofern man keine Pflanze ist –, sondern für andere und gar nicht so uneigennützige Interessen. Immer, wenn in besonderem Maße auf eine ganz bestimmte Dreckecken hingewiesen wird, sollte man in die anderen Ecken schauen. Vielleicht experimentieren sie ja derzeit mit CO2 aufnehmendem Beton, der Sauerstoff abgibt, oder mit Windrädern, die Kohlendioxyd in Gleichstrom umwandeln können?

Erstaunlich mutet die wissenschaftlich immerhin fundiert hergeleitete Feststellung an, dass die Atmosphäre früher – als es viel mehr Bäume gab – wesentlich CO2-gesättigter war und dass wir am letzten Zipfelchen einer Eiszeit leben. Wie dem auch sei: Um eine “Klimaneutralität” im wahrsten Sinne des Wortes hinzubekommen, müssten wir alle tot sein – und selbst dann würde sich das Klima aller Voraussicht nach auch ohne uns permanent verändern, denn das tat es auch schon, bevor es uns gab.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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