„Ich sehe die Krücken als schöne Objekte“

Porträt Die Choreografin und Tänzerin Claire Cunningham nutzt ihre Behinderung für Performances
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 30/2020

„Den Tod niemand zwingen kunnt / bei allen Menschenkindern.“ So beginnt eine Kantate von Johann Sebastian Bach. Die schottische Tänzerin Claire Cunningham singt Zeilen daraus, während sie auf der Bühne gestützt auf ihre Krücken versucht, an einer Wand immer höher zu klettern. Das bleibt genauso vergeblich wie die Flucht vor dem Tod.

Es ist eine Szene aus ihrem Stück Give Me A Reason To Live, das von uns Menschen handelt, unseren Ansprüchen an uns selbst, noch mehr von Claire Cunningham selbst. Seit ihrem 14. Lebensjahr geht sie an Krücken. Unwillig und ablehnend zunächst. Sie wächst auf in Ayrshire im Südwesten der britannischen Insel. Sie kann laufen, aber nicht besonders weit. Jahrelang hofft sie, die Krücken wie