Schwarze Tränen

Kunst Gewalt und stereotype Zuschreibungen sind die Themen von Wu Tsang. Einfachen Lösungen misstraut sie
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2019

There is no nonviolent way to look at somebody.“ Dieser Satz fiel vor gut einem Jahr gegen Ende einer langen, kräftezehrenden Performance im Berliner Gropius-Bau. Das Abendlicht schien durch die Fenster und Wu Tsang, die den Satz sprach, kämpfte mit den Tränen. Sie war zu dieser Zeit Artist in Residence und hatte die Performerin boychild eingeladen – deren fast nackter und bunt bemalter Körper war da schon etwa neun Stunden den Blicken des Publikums ausgesetzt.

„Es gibt keine nicht-gewaltsame Art und Weise, jemanden anzusehen.“ Der Satz machte auch etwas mit der Selbstwahrnehmung des Publikums: von der Zuschauerin zur Voyeurin. „Ich habe ihn bestimmt schon tausend Mal gesagt, da er aus meiner Performance Sudden Rise stammt, aber irgendwie ve