Heutzutage braucht es eine gute Geschichte, um als Sängerin bekannt zu werden. Die von Maggie Rogers beginnt mit Pharrell Williams. Vergangenes Frühjahr nahm sie an der renommierten Tisch School der New York University an einem Kurs teil, in dem junge Musiker ihre selbst produzierten Songs einem Überraschungsgast vorspielen dürfen. Doch nachdem Pharrell Williams ihren ersten Song Alaska gehört hatte, gab er keine Tipps, sondern, zu Tränen gerührt, bloß Komplimente. Ihre Musik sei wie eine Droge für ihn, unvergleichlich und einzigartig. Das Ganze wurde aufgenommen, ins Netz gestellt und kurz darauf zu einem viralen Hit. Mittlerweile hat ihr Musikvideo zu dem Song mehr als drei Millionen Klicks auf Youtube und wurde 26 Millionen Mal bei Spotify gespielt.
Rogers’ musikalische Genese wurde jedoch nicht von Williams geprägt. Die fünf Songs ihrer ersten EP Now That The Light Is Fading erzählen ihre eigene Geschichte. Auf der Highschool in einem Küstenkaff in Maryland begann sie mit dem Banjo Folk-Musik zu spielen und kombinierte diese mit Texten, die von gewonnenen und verlorenen Lieben, Reisen und Abgrenzung erzählen. Mit einem selbst komponierten Song bewarb sie sich erfolgreich an der renommierten Tisch School. Auf einer Wanderung durch Alaska nahm sie Geräusche aus der Natur auf, die inhaltlich und als Samples in ihre Musik einflossen. Das spirituelle Erweckungserlebnis, das die musikalische Richtung vervollständigte, hatte sie schließlich in einem Berliner Club während eines Austauschjahrs in Europa, als sie sich mit Freunden tagelang durch die Hauptstadt treiben ließ. Heraus kam eine hybride Mischung: Folk-Singer-Songwriter-Natural-House.
Die Beats sind so prägnant, dass man dazu tanzen möchte, während der Rest zum Zuhören zwingt. Das liegt einerseits an den persönlichen Texten, so heißt es etwa im Song Alaska: „Cut my hair so I could rock back and forth / without thinking of you / learned to talk and say / whatever I wanted to.“ Aber auch an den detailverliebten Sounds: im Hintergrund das Rauschen des Windes. Der Rhythmus und Rogers’ weiche Stimme schaffen dabei eine schon fast meditative Stimmung.
Ausdruckstanz im Wald
Color Song treibt dieses Gefühl auf die Spitze. Reduziert auf A-cappella-Gesang und mit Vogelgezwitscher unterlegt, wird hier facettenreich die Natur beschrieben. On + Off setzt dazu mit treibender House-Musik und Hall auf der Stimme den Kontrast.
Ihre Lyrics, Melodien und Beats komponiert und produziert die 22-Jährige selbst. In ihren Videos umgibt sie stets eine Gruppe Tänzerinnen. Gemeinsam führen sie in Regenmäntel gehüllt Choreografien mit Bootspaddeln auf. Ekstatisch bewegen sie sich durch den Wald, es wirkt improvisiert und erinnert an Ausdruckstanz. Absurd wirkende Szenen, die aber die Besonderheiten ihres musikalischen Stils unterstreichen.
In den sozialen Medien teilte Rogers ein Behind-the-Scene-Foto des Videodrehs zu Alaska. Darauf zu sehen: die Crew bestehend aus 16 Frauen. Dass der Kosmos, in dem sie sich bewegt, hauptsächlich von Frauen dominiert wird, ist kein Zufall. Sie selbst beschreibt sich als Feministin, ihre Inspiration und Energie beziehe sie von anderen starken Frauen. Egal, was weiter passiert, in einem ist Rogers sich sicher: The future is female.
Info
Now That The Light Is Fading Maggie Rogers Capitol
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.