Einfamilienhäuser und die Klimabilanz

Energiepolitik Erneut soll den Menschen etwas verboten werden, das eigene Haus.

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Hierbei handelt es sich um das, wonach die Menschen schon seit Generationen streben – und zwar das Eigenheim, das das Symbol schlechthin dafür ist, es endlich im Leben geschafft zu haben. Aus diesem Traum gilt es dringlich aufzuwachen. Der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat die Debatte über das Eigenheim angestoßen, der überfällig ist. Schließlich geht es dabei um die Zukunft des Planeten. Die Emotionen, mit denen in Deutschland über die Einfamilienhäuser-Pläne diskutiert wird, ist im ersten Augenblick verständlich: Das Narrativ, mit dem die Menschen groß geworden sind, ist letztlich mehr Wohnfläche, mehr Glück.

Diese Aussage stimmt allerdings nicht. In erster Linie bedeuten mehr Quadratmeter mehr Klimaschmutz und nicht unbedingt, dass der Verbraucher besser lebt. Der derzeitigen Einfamilienhaus-Debatte können viele Menschen nicht gelassen zuschauen. Zum Beispiel leben viele vier-köpfige Familien in New York in einer kleinen Wohnung, die zum Beispiel 70 Quadratmeter groß ist.

Verständlich ist der Drang zu mehr mit Sicherheit. Schließlich weisen die gesellschaftlichen Normen eben in diese Richtung und die Werbung ohnehin. Zudem bedeutet ein eigenes Auto Freiheit und ein eigener Wintergarten sogar Wohlstand. Und wer es sich leisten kann und leisten will, der leistet sich einfach mehr. Falls im Garten die Nachbarn einen Pool besitzen, dann kaufen sich die Verbraucher auch einen. Und die Verbraucher würden nie wissen können, ob das fünfte Zimmer nicht einmal doch gebraucht wird für eine mögliche Bibliothek. Für die Heimarbeit während der Corona-Pandemie ist eine eigene Bibliothek sogar sehr praktisch.

Durchschnittlich hat das Ein- oder Zweifamilienhaus in Deutschland für einen Vier-Personen-Haushalt 152 Quadratmeter und in den USA sind es sogar über 200 Quadratmeter, wobei die Tendenz steigend ist. Es ist klar, dass ein solcher Traum von mehr Quadratmetern (am besten mit eigenem Garten) mit Natur- und Klimaschutzzielen in Konflikt steht. Schließlich leben die wenigsten wirklich auf dem Land. Es sind je nach Zählweise innerhalb der Weltbevölkerung zwei bis zehn Prozent. Diese Menge ist gering – und es kann und soll nicht mehr sein: Vor allem ist die Natur und damit das Land aufgrund der menschlichen Abwesenheit definiert durch die Unberührtheit und ihre Weite. Falls eine Person aus der Stadt hinauszieht, entscheidet sich diese oftmals nicht für ein Leben auf dem Land, sondern sie entscheidet sich für eine Vorstadt. In Suburbia leben in den USA schon 50 Prozent der Bevölkerung. Landkreise, die in Deutschland am schnellsten wachsen, liegen rund um die Städte wie Frankfurt am Main, Stuttgart oder München. Genau in den Vorstädten entstehen jedoch zweimal so viel CO2-Emissionen. Auf die Klimakrise ist die ultimative Antwort daher klar. Diese Antwort ist in der Stadt, in Miete zu wohnen auf einer überschaubar großen Wohnfläche.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Charlotte P. Kraus

Echte Niendorfer Dirn

Literaturwissenschaften studiert, hoffe dass meine Recherchen hier ankommen.

Charlotte P. Kraus

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