Der Traum ist aus?

Amerika Prasahnt Nairs „Umrika“ zeigt die Konsequenzen des Wunsches nach einer besseren Zukunft

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Mit einem Screening des indischen Films „Umrika“ von Prasahnt Nair, endete das Internationale Filmfest Oldenburg am 20. September. Ein passender Abschluss für eines der wichtigsten Filmfeste Deutschlands, das sich in diesem Jahr thematisch mit Realitäts- und Identitätskonstruktionen befasste. Nair ergänzte die Frage: Was sind wir bereit zu tun, um unsere Träume zu erfüllen und was nehmen wir dafür in Kauf?

Umrika spielt in einem abgelegenen indischen Bergdorf der 1980er Jahre. Die Bilder sprechen eine deutliche Sprache, hier ist das Leben einfach aber gut. Dennoch, der amerikanische Traum, der Wunsch nach einem besseren Leben, ist auch hier, weit weg von aller Hektik wohl bekannt. So setzt das ganze Dorf seine Hoffnungen auf Unai, als dieser sich auf den Weg nach Umrika macht. Bald schon treffen Briefe ein, die von den Segnungen der amerikanischen Kultur berichten und die einfache Botschaft senden: Hier kann es jeder schaffen. Als die Briefe ausbleiben, macht sich Unais Bruder Ramakant daran, Unais Spur bis nach Mumbai zu verfolgen. Es zeigt sich, alles war nur ein großes Schauspiel, eine Inszenierung, um die Hoffnung der Menschen aufrechtzuerhalten. Mehr noch, Ramakant will nun selbst nach Umrika und das schaffen, woran sein Bruder scheiterte. Doch die Erfüllung seines Traums ist nicht die Erlösung, sondern führt ihn langsam Stück um Stück weg von der Idylle seines Dorfes.

Nair führt auf gelungene Weise zahlreiche Themen zusammen. Immigration, Stadt und Land Gegensätze und das Streben nach dem ‚besseren Leben‘ verbinden sich zu einer Geschichte, die dem Publikum eine Außenperspektive auf die westliche Kultur ermöglicht und deren Prioritäten hinterfragt. Ein unaufgeregter Independentfilm mit überzeugenden Darstellern.

Das Internationale Filfmest Oldenburg fand in diesem Jahr vom 16. bis zum 21. September statt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Christoph Kienemann

Historiker, freier Journalist. Politik, Literatur, Musik, die Bahn und das Fahrrad @ckienemann

Christoph Kienemann

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden