„Man steht nicht gern abseits der Truppe“

MdB im Gespräch Innere Sicherheit, Rente, Bürgergeld – Mark Hauptmann von der CDU hat zu jedem dieser Themen eine Meinung. Die entspricht allerdings nicht immer der Linie seiner Partei.

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Wenn Mark Hauptmann über seinen Heimatwahlkreis in Thüringen spricht, dann ist der Stolz nicht zu überhören: „Bei uns können Sie das ganze Jahr Skifahren“, sagt er und wirbt damit für die Skihalle in Oberhof, die „einmalig in Europa“ sei, wie Hauptmann betont.

An diesem Dienstag, dem 9. April, war der 34-jährige Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Suhl/Schmalkalden-Meiningen/Hildburghausen/Sonneberg beim „Frühstück mit dem MdB“ der „sitzungswoche Sprechstunde“ in der Ständigen Vertretung (StäV) in Berlin zu Gast. Dort beantwortete er Moderatorin Paula Georgi und dem Publikum Fragen zu seinem Wahlkreis und seinen politischen Schwerpunktthemen.

Zu denen gehören vor allem Europapolitik und Wirtschaft. Hauptmann ist ordentliches Mitglied im Bundestagsausschuss für Wirtschaft und Energie. Den Brexit beschreibt er als „Loose-Loose-Loose-Situation“. Sowohl Großbritannien und Europa als auch Deutschland würden dabei langfristig verlieren, ist er überzeugt.

Berlin als Start-Up-Standort Europas

Aktuell profitiere Europa allerdings vom Brexit, räumt Hauptmann ein. Es gebe zunehmend eine Abwanderung von Großbritannien auf das europäische Festland. „Berlin wird durch den Brexit an London als Start-up-Platz Nummer eins vorbeiziehen“, glaubt er.

Weil die negativen Folgen des Brexits zurzeit weniger sichtbar seien, stärke das die Populisten in Europa, meint Hauptmann. Er befürchtet, dass europakritische Parteien bei der Wahl im Mai hohe Zuwächse erzielen könnten.

Auch in seinem Heimatbundesland Thüringen stehen in diesem Jahr Wahlen an und die Populisten, namentlich die AfD, haben gute Chancen auf viele Wählerstimmen. Hauptmann hofft, dass es der CDU gelingt, bei der Landtagswahl stärkste Kraft zu werden.

Die Mütterrente als „Investition in die Vergangenheit“

Als wichtigste Themen sieht er dabei Bildung und Innere Sicherheit an. Hier ist Hauptmann ganz auf CDU-Kurs: Er wirbt für eine bessere Ausrüstung der Polizei, etwa mit Bodycams.

Weniger parteikonform ist er beim bundespolitischen Thema Rente, da wirkte es bisher vielmehr, als würde sein Motto zu Reformvorschlägen grundsätzlich „dagegen“ lauten. In den vergangenen sechs Jahren habe er keinem einzigen Rentengesetz zugestimmt, sagt er selbst. "Man steht nicht gern abseits der eigenen Truppe. Das hat sich bei mir in der Rentendebatte aber oft so ergeben.“

Von Rentenaufstockungen für bestimmte Gruppen, wie etwa durch die Mütterrente, hält er zum Beispiel nichts, obwohl dies eindeutig ein Unions-Projekt war. „Das ist eine Investition in die Vergangenheit“, betont der Abgeordnete.

Grundrente: „Ich werde auf jeden Fall dagegen stimmen“

Eine im aktuellen Koalitionsvertrag festgeschriebene Grundrente, die zwar aktuell eher als SPD-Projekt gilt, unter dem Titel „Zuschussrente“ aber auch schon vor Jahren von der CDU gefordert wurde, lehnt er ebenfalls ab. „Ich werde auf jeden Fall dagegen stimmen, egal wie die Debatte ausgeht“, sagt er.

Er ist auch gegen die Rente mit 63, „weil das fatal ist in Bezug auf den demographischen Wandel“, sagt er. Aktuell zahlen vier Arbeitnehmer für einen Rentner, doch das Verhältnis werde sich bald ändern – auf drei zu eins und Mitte des Jahrhunderts auf zwei zu eins. „Dass das nicht finanzierbar ist, ist offensichtlich“, so der CDU-Politiker.

Sorge um die Leistungsbereitschaft

Ganz allgemein ist er der Meinung, dass mehr in die Zukunft investiert werden müsse. Das bedeute vor allem Geld für Bildung und Forschung, sagt er. Namentlich nennt er dabei die Förderung von Forschung zu Künstlicher Intelligenz: „Da sind wir momentan international noch nicht wettbewerbsfähig“.

Maßnahmenpakete, die zur Förderung von Kindern gedacht sind, sieht er ebenfalls positiv. „Das Baukindergeld ist der Renner“, lobt er.

Ablehnend ist dagegen seine Einstellung zum Bürgergeld. "Vom Bürgergeld halte ich relativ wenig“, sagt er. Das habe auch damit zu tun, dass er Bedenken habe, wie sich dieses auf die Leistungsbereitschaft auswirke. Die Leistungsbereitschaft in Deutschland solle gestärkt und gefördert werden, findet Hauptmann.

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Geschrieben von

Claudia Kleine

Claudia Kleine ist freie Journalistin in Berlin. Für die Meko Factory berichtet sie über Veranstaltungen.

Claudia Kleine

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