Anthropologische Aberration-Philosophieprofessor gegen die Homo-Ehe

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Professorale Anthropologie – Die Homo-Ehe als Naturabweichung

Christian Vanneste ist Gymnasialprofessor für Philosophie und Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung. Dort vertritt er seinen Parteienzusammenschluss, die UMP (Union pour un mouvement populaire), Sarkozys Hausmacht, im Rat für Rechtsfragen.

Monsieur Vanneste ist gegen die Homo-Ehe. Das ist in Frankreich die Haltung der großen Mitte-Rechts-Mehrheit und verwunderte also nur mäßig. Man erwartet harsche und ablehnende Töne aus dieser Ecke. Die Nationalversammlung stimmte, wie vorhersehbar, mit der komfortablen Mehrheit des Präsidenten gegen eine entsprechende Vorlage, die die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare möglich gemacht hätte.

Viel auffälliger ist jedoch, welche Begründung Monsieur le professeur für seine harte Haltung anführt. Die Homo-Ehe sei eine "anthropologische Aberration", also eine Abweichung vom Menschsein auf der Ebene seiner Natur.

In die Mikrofone prustete der von seiner Erkenntnis und dem parlamentarischen "Sieg" so beseelte Mann, nach seiner Ausbildung eigentlich ein Bekenner, Liebhaber und Kenner der von Homosexuellen maßgeblich mitgeschriebenen Philosophiegeschichte des Abendlandes, noch einige wirre Weiterungen mehr.

So beschäftige er sich mit den Pärchen-Moden unter homo-, bi- und heterosexuellen Menschen, vorzüglich linker und linksintellektueller Provenienz, die eben alle einer "intellektuellen Aberration" erlegen seien, die er, wie nicht anders zu erwarten, gleich einmal auf Simone de Beauvoir zurück führt.

Für jene, die solches gerne authentisch aus dem fernen Nachbarland zur Kenntnis nehmen, lohnt sich also, in folgenden Video-Link von StreetPress hinein zu hören:

www.streetpress.com/sujet/4876-video-pour-christian-vanneste-l-homosexualite-est-une-aberration-anthropologique

Aberration, der Fehler pseudobiologistischen Denkens

"Anthropologische Aberration", das ist ein starkes Wort, dazu noch aus dem Munde eines Philosophen. Denn, dass die Ehe ein Naturzustand der Heterosexualität sein soll, wesentlich dem Menschen als Eigenschaft von Anbeginn an mitgegeben, von der dann, -Vanneste bedauert es ganz offensichtlich-, Abweichungen auftreten, das glauben ja selbst eingefleischte Christen, die die Bibel wortwörtlich auslegen, nur noch auf der anderen Seite des Ozeans.

Sehr viel erinnert da an die Klassifikationsversuche der Gattung Homo, unseres berühmten Ursystematikers Linné, der neben Homo sapiens noch den Homo ferus (den Wilden) und den Homo monstrosus (den Ungeheuerlichen) zu kennen glaubte und da schon anfing von Aberration zu denken (die kluge Cordula Neis berichtet davon).

Kein Gott, kein Meister, macht aus der Ehe, diesem bürgerlichen Institut mit langer Tradition bis in die Antike, eine Biologie, denn da spricht alles in den Anfängen der Menschheit für ein kreuz und quer, und für ein, wir wissen es nicht so genau. Aber Professoren neigen zu magisch-allmächtigem Denken.

Christoph Leusch

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(Foto auf der Startseite: STR/AFP/Getty Images)

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