Battle cry of freedom-Krieg in demokratischer Absicht I

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Battle Cry of Freedom“ - I

Totschlag, Mord und Krieg, in bester demokratischer Absicht

(Kleiner Beitrag zur amerikanischen Diskussion um die Geburt des Bürgerkrieges aus dem Geiste der Demokratie)

„The Battle Cry of Freedom“, James McPhersons, gnädigerweise nur einbändige Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges, -der Standard liegt bei drei „Volumes“ und die Spitze des Umfangs schon jenseits der Zählbarkeit-, legt offen, wie sich Menschen mit gleicher Grundüberzeugung und gemeinsamer staatlicher Gründungsurkunde, gegenseitig genüsslich den Garaus machen wollen.

Battle Cry of Freedom

Die Version der Union („Nordstaaten“)

www.youtube.com/watch?v=LJp3X_TVlXM&;feature=related

Version der Konföderierten („Südstaaten“)

www.youtube.com/watch?v=5kWADI4umuM&;feature=related

1862 komponierte und textete George F. Root, für die Nordstaaten, eines der wohl bekanntesten Bürgerkriegslieder. Mit fast identischem Refrain und einigen Textänderungen übernahmen die Südstaaten-Konföderierten das Lied. Von nun an konnte, selbst in den blutigsten Schlachten, auf beiden Seiten der gleiche, heldenmütig-freiheitsliebende Ton angeschlagen werden.

James McPherson stellte die drittte Strophe des Liedes an den Anfang seiner 900 Seiten über den blutigsten Krieg, den US-Amerikaner als Volk jemals direkt erlebten, einmal abgesehen von dem schleichenden und andauernden Verdrängungskampf gegen die Ureinwohner der neuen Welt.

Demokraten gegen Demokraten

Beide Seiten zogen mit ausdrücklichem ideologischen Bezug zur Unabhängigkeitserklärung und zur Verfassung der jungen USA in den Krieg. Beide Seiten hielten sich für die wahrhaften Verwirklicher der Ideale der revolutioären Ideen. Die feindlichen Brüder erachteten sich auch für weit fortschrittlicher, als die vielen Europäernationen, die damals mehrheitlich noch glaubten, Kriege seien eine Sache der monarchischen Diplomatie, eine Folge deren Streiterei um Erbfolgen und Einflusssphären, und der jeweiligen Ehre ihrer Kriegerkasten.

Von Anfang an glaubten die Amerikaner an den modernen, den notwendigen und den gerechten Krieg für die eigene Sache. Nur die Auslegung, was darunter unter Umständen zu verstehen sei, trieb sie in eine immer weiter fortschreitende Entfremdung. Geografisch grob, war das eine Spaltung zwischen Norden- und Süden, feiner, zwischen zwei unterschiedlichen Freiheitsmodellen, die auf Dauer keinen Bestand nebeneinander haben konnten.

Entwicklung des ersten totalen, demokratischen Krieges

Der amerikanische Bürgerkrieg war also der erste Nationalkrieg, der von beiden Konfliktseiten, nach dem naiven Anfang der Amateure, die kriegsbegeistert und großmäulig die Sache in Wochen ausfechten wollten, mit aller Härte geführt wurde. -„Amateurs Go to War“, nennt Mc Pherson sein Kapitel dazu. - Man bediente sich der besten, damals verfügbaren Tötungstechniken. Es sollte sich erweisen, dass die Kriegskunst zu Töten schneller voran gekommen war, als die Kunst den Frieden zu halten oder ihn wieder zu erobern, um einen alten Widerspruch der Realität zur geschriebenen Verfassung zu heilen.

Im Verlauf dieser Auseinandersetzung steigerte man sich bis zur systematisch geplanten Vernichtungsabsicht und zum Terror, auch gegenüber den Zivilisten der jeweiligen Feindseite.

Mit einem selbstgezimmerten, sehr hohen humanitären Anspruch antretend, führte man am Ende einen totalen Krieg. - Grund genug, entlang dieses wahrhaft weltbewegenden Beispiels, es begründete auch den Aufstieg der USA zur Weltmacht und den Hang dieser Nation, Politik durchaus mit Waffengewalt zu gestalten, obwohl das nicht in den ersten Grundsätzen des Landes niedergeschrieben ist, ein wenig über die vermeintliche Friedfertigkeit und Gewaltfreiheit demokratischer und freiheitlicher Gesellschaften überhaupt nachzudenken, und zumindest rudimentär eine Ursachenforschung zu betreiben.

Kein anderer historischer Krieg ist jemals akribischer, umfassender und bis in kleinste anekdotische Details genau, aufgezeichnet worden. Selbst der zweite Weltkrieg nicht, bei dem das, trotz viel besserer Aufzeichnungsmittel, einfach aufgrund der schieren Masse an Ereignissen schlechter gelang. Daher stehen die Chancen nicht schlecht, etwas über die Vereinigten Staaten und damit über uns, als Weltbürger zu erfahren, die wir doch alle „nach den besseren Engeln in unserer Natur“ krampfhaft suchen (Abraham Lincoln, First Inaugural Adress, March 4, 1861).

Der Vorkrieg

„Wer jetzt nicht zu uns hält, arbeitet gegen uns (Priamos)“, „Wann Krieg beginnt, das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg. Falls es da Regeln gäbe, müßte man sie weitersagen. In Ton, in Stein eingraben, überliefern. Was stände da. Da stünde, unter andern Sätzen: Laßt euch nicht von den Eignen täuschen. (Kassandra)“ (aus: Christa Wolff, Kassandra, Darmstadt und Neuwied, und Berlin-Ost,1983)

Besonders ein Bürgerkrieg braucht eine längere Vorlaufphase. In diesen Zeiten bauen sich die Hauptkonflikte auf. Eindeutige politische Lager entstehen, die Gewaltbereitschaft wächst langsam und ebenso der Wille, die eigenen Prinzipien bei den Andersdenkenden mit praktisch jedem verfügbaren Mittel durchzusetzen. - Der letzte Gedanke wird sich dann, wie wir sehen werden, ausweiten, bis zum Vernichtungswillen. - In dieser Zeit sammeln die Hauptparteien die noch widerstrebenden Nebenkräfte nacheinander ein, denen eigentlich mehr an Kompromissen, denen mehr am Status quo, und vielfach auch an ganz anderen Fragen, mehr am Herzen liegt, als die Aussicht auf ein Gemetzel am historischen Horizont.

Ökonomisch entwickelt sich eine Teilung über Jahrzehnte. Hier, im Falle der Vereinigten Staaten, in Nord- und Südstaaten, mit einer diffusen Mittellage an der Grenze und heftigem Streit über die Legalität der Sklaverei in den riesigen neuen südwestlichen Territorien, die, um es in klarer Sprache zu sagen, volllkommen überzeugt von der eigenen Berechtigung, einfach militärisch schwächeren Staaten abgenommen wurden.

Ideologisch werden unerträgliche Gegensätze bald nicht mehr bestritten, sondern von beiden Seiten herausgekehrt und verabsolutiert und es kommt zu Ansprüche an die jeweils andere Seite, die diese nicht erfüllen kann.

Die Stimmung vor dem Bürgerkrieg

Wie war es also vor 1861, vor dem Kriegsbeginn? McPherson staunt nicht schlecht und er staunt rhetorisch geschickt, darüber, dass die Hauptkontrahenten, die das Kriegsszenario dann in Schwung bringen, sich vorher gut kannten und schätzten, sogar gemeinsam die Eroberung der Südwestens der USA, gegen den Staat Mexiko kriegerisch voran brachten. Offiziere und Pionier-Politiker, oftmals war das damals das Gleiche, träumten noch eineinhalb Jahrzehnte vor dem großen Ringen gemeinsam vom Amerika der Nordamerikaner, von der Manifest destiny des Landes, die sich über den ganzen Kontinent, vielleicht mit Ausnahme Kanadas, ausdehnen sollte. Nichts deutete auf einen bevorstehenden, schwerwiegenden inneren Konflikt hin (McPherson, p.3ff).

Paradoxien in der Seele der Generäle, ein Beispiel für den Rest

Die führenden Generäle des kommenden großen Bürgerkrieges verdienen in dieser Hinsicht besondere Beachtung, denn an ihren Biografien lässt sich ablesen, wie sehr in einer Männergesellschaft, die dazu noch stark an formalen Ehrbegriffen hing, Ehre vor besserer Einsicht an Macht gewann.

Ulysses S. Grant, der spätere Oberkommandierende der Union, lehnte den Mexiko-Krieg von 1846-1848 ab, denn er widersprach dem Selbstbestimmungsrecht der Nationen, mit dem die Amerikaner selbst ihren Staat gründeten! Trotzdem diente er, weil er es für seine soldatische Pflicht hielt, in diesem Krieg. Nach Mexiko wurde er eine Zeit lang erfolglos Privatmann, obwohl schon durch die Ausbildung in West Point klar war, er konnte nur Krieg wirklich gut.

Robert E. Lee sein späterer Gegenspieler, ein Gentleman aus bester Südstaaten-Familie, ebenfalls Absolvent der Militärakademie West Point, hieß die kriegerischen Expansionen im Südwesten, in die Karibik und nach Mittelamerika gut und hielt selbst Sklaven. Er lehnte aber die Sezession des Südens ab! Trotzdem wurde er Oberbefehlshaber der Konföderierten, und das Angebot der Union, für sie als Befehlshaber in die Schlacht zu ziehen, -deren Bestand er doch selbst für richtig hielt-, lehnte er als unehrenhaft, als Verrat an der eigenen Heimat ab.

Beide legendären Generäle waren militärisch brutal und rücksichtslos. Andererseits gibt es kaum zwei Militärs, die mehr mit Verachtung über den Krieg sprechen konnten und sogar ihren Anteil am Grauen einfühlbar beschrieben. Sie reute jeder Fehler der die Kämpfe verlängerte, sie wollten Brutalität und Entscheidung in der Schlacht, um den Krieg abzukürzen. - Grant wurde später, trotz seiner erwiesenen guten Führungseigenschaften, ein lausiger Präsident. Am Ende schrieb er seine Memoiren, die zu den besten Selbstzeugnissen gehören die es zum Thema zu lesen gibt. Sein Freund Mark Twain veröffentlichte Grants Biografie postum, der, an einem unheilbaren Kehlkopftumor leidend, bis zuletzt daran geschrieben hatte.

Manifest destiny- Amerika den Amerikanern, Gottes auserwählte Nation

Es waren vorzugsweise Demokraten, die den Expansionsweg als „natürlichen“ Weg der Vereinigten Staaten betrachteten! Ihre ursprünglichen Gegner, die Federalists, als politische Macht lange schon zerfallen und ihre neuen Widersacher die Whigs, ebenso vielfach gespalten, agierten vorsichtiger, hielten sich eher für saturiert und lehnten die Eroberung fremder Staatsterritorien ab.

Um 1850 bestand im Norden gewiss auch weniger Druck, denn in den riesigen Nordwestterritorien lebte eine Ureinwohnerbevölkerung, die von Anfang an keine Chance hatte, sich dem Besiedlungsdruck auf Dauer zu widersetzen. Dazu produzierte eine Nation aus Handwerkern und Fabrikangestellten zunehmend besser und massenhaft Industrieware für den Weltmarkt und die Binnenkolonisierung des Landes.

Im Süden war alles anders. Kuba, wollte man immer wieder einmal besetzen und zu einem Bundesstaat machen. Später gelang sogar die Eroberung der Zuckerinsel und die Einsetzung einer abhängigen Marionettenregierung. Mexiko, das agrarische und kulturelle Konkurrenzland mit reichlich unerschlossenen und auch nur spekulierten Rohstoffreserven wurde besiegt. Das Plantagen- und Weideland Mittelamerikas, - William Walker, der Jurist, Arzt, Söldner und notorische Berufskriminelle, wollte Nicaragua für sich.-, diese eher spanisch-kolonial geprägten, jungen Nationen, wurden die direkten Ziele eines offen eingestandenen Expansionsdranges, zu dem man sich aus zivilisatorischer Überlegenheit für berechtigt hielt. So entstand der „Hinterhof der USA“.

>>When God crowned American arms with success in the Revolution, vouchsafed a Democratic congressman in 1845, he had not „designed that the original States should be the only abode of liberty on earth. On contrary, He only designed them as the great center from which civilization, religion, and liberty should radiate and radiate until the whole continent shall bask in their blessing.“ (Mc Pherson, Battle Cry of Freedom, Chap.2, Mexiko Will Poison Us,p.48) <<

Der Kongressabgeordnete mit der simplen Sprache und der manifesten demokratischen Ideologie, wünscht sich ein gesamtamerikanisches Gebell zu Ehren seiner Demokratie und seiner Freiheit.

Jene Personen, die zu Dienst- und Arbeitszwecken gehalten werden“

Beständig wirkte jedoch die Sklaverei, jene große Selbstlüge der neuen, freien und tapferen Nation. Schon zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges und anlässlich der 1787er Verfassung fiel den Patrioten und Verfassungsvätern auf, dass die Prinzipien des Bürgerstaates eine Gleichbehandlung und Gleichstellung jedes Menschen beinhalteten. Der Besitztitel an einem Menschen war im obersten Statutenwerk, dem Stolz der Nation, in der eigenen Verfassung, nicht angelegt!

Das Wort >>Sklave<<, oder der Begriff >>Sklaverei<< taucht in der Verfassung nicht auf . Selbst der genial einfach denkende Herrenhaus- und Sklavenbesitzer, der oberste Soldat der Unabhängigkeit, George Washington, wusste das, gut nachzulesen in Joseph Elis´ glänzender Washington Biografie.

Sklaven halten, das sahen selbst die Gutsherren unter den Architekten der amerikanischen Revolution, war eine massiv widersprüchliche Realität. Die „persons held to service“ (vgl. McPherson, p.127), wie man sich gepflegt ausdrückte, hielt man für eine Zeitnotwendigkeit im Dienste des „Königs Baumwolle“ und seines „Kronprinzen“ Tabak. - So blieben die USA in weiten Teilen eine Sklavenhaltergesellschaft, und auch in den nördlichen Bundesstaaten, in denen eine Minderheit der Schwarzen Nordamerikas frei lebte, herrschte für sie weiter eine Klima schwerster Diskriminierung.

Sogar „Vater“ Abe Lincoln, gelangte erst mühsam und in einem langen Prozess zum Ergebnis, dass die Sache eindeutig entschieden werden müsste (dazu aktuell: Rezension zu Eric Fohners, The Fiery Trial: Abraham Lincoln and American Slavery, in „The New Republic“, www.tnr.com/article/books-and-arts/magazine/81377/lincoln-slavery-fiery-trial-review ).

Bildung wirkt befreiend

Um die Jahrhundertmitte waren die Neu-England Staaten der USA die Region mit den meisten Schulen und Ausbildungseinrichtungen der Welt. 95% der Bürger konnten lesen und schreiben, drei Viertel der Kinder gingen mindestens sechs Monate im Jahr in eine Schule. Wer nun denkt, im Süden sei es viel schlechter gewesen, der irrt. Auch hier gingen drei Viertel zur Schule, aber wesentlich kürzer. Ausgenommen von der ganzen Entwicklung blieben die Sklaven, die gleichzeitig den Reichtum des Südens durch ihre Arbeit, als Gegenleistung für ihre reine Subsistenz, nämlich Unterkunft und Verpflegung, unter Zwang zu mehren hatten.

Produktionskapitalismus als Triebfeder der Befreiung

Mechanische Landwirtschaft, ein Fabriksystem mit Facharbeitern und eine Working force, die gegen Lohn oder Akkordlohn arbeiteten. Das war das System des Nordens, in der Produktivität auf Dauer dem Süden überlegen. Ein beständiger Strom an Neuankömmlingen deckte den Bedarf an Arbeitskräften und hielt durch seine Konkurrenz die Löhne niedrig. In kurzer Zeit wuchsen die Städte und Produktionsorte, nicht ohne Chaos, Hygienemängel und unbeschreibliche Armut, aber doch mit einer stetigen Wachstumstendenz. Und es gab den weitgehend unerschlossenen Westen, das Ventil für die wenig Erfolgreichen, die Sucher, die Abenteurer und jene Menschen, die mit dem Moloch Stadt nicht zurecht kamen. Die Westerschließung milderte auch den Druck durch neue Imigrantengruppen aus dem alten Europa, vorwiegend aus dem unbeschreiblich armen Irland und aus Deutschlands Armutsregionen, wo der verspätete Industriekapitalismus und die Mechanisierung der Landwirtschaft ganze Landstriche arbeitslos werden ließ. - In der Pfalz sang man immer weniger Lieder und die berühmten singenden Dörfer- und Familien zogen mit Kind und Kegel in die neue Welt.

Der Süden hatte demgegenüber nur die Plantagenwirtschaft mit einer billigen und leicht verfügbaren Arbeitskraft und riesigen bearbeiteten Bodenflächen. Eine Zeit lang blieb das System „King Cotton“ ökonomisch trotzdem leistungsfähig, weil das Produkt weltweit, insbesondere im wirtschaftlichen Führungsland Großbritannien, nachgefragt wurde. Mit den Sklaven waren die Südstaaten unschlagbar konkurrenzfähig, selbst gegen die englische Kolonialbaumwolle.

Grob verfügte der Süden vor dem Bürgerkrieg nur über etwa ein Drittel der Wirtschaftskraft und ebenso über ein Drittel der Bevölkerung, verglichen mit dem Norden. Hinzu kam, die meisten Kapitalien waren in Land und Sklaven gebunden, konnten also nicht leicht für Kriegsausgaben oder anderen Zwecken mobilisiert werden. Von der Sklavenwirtschaft lebte eine kleine Oberschicht in sehr großem Reichtum.

Die politischen Gruppierungen, zuerst vielgestaltig, dann immer mehr formiert

Im Jahrzehnt vor dem Krieg zerbrachen die alten politischen Vereinigungen und zahlreiche neue Interessengruppen verlangten nach Mitsprache.

Demokraten

Die Demokraten, damals ganz stark im Süden vertreten, ganz an der Jefferson-Version der Verfassungsinterpretation ausgerichtet, fanden im Norden kaum noch Anklang. Sie vertraten die strikte Verbindung von Freiheit und Eigentum, einschließlich des Eigentums an Menschen. Sklaven waren schlicht eine Ware, ein Eigentum, ein Besitz, des jeweiligen Sklavenhalters und die alleinige wirtschaftliche Basis des Wohlstands.

Free Soilers

Mit der Westausdehnung der USA entstand eine neue, lose verbundene politische Kraft , die so genannten Free soilers, die von der Sklaverei wenig, aber von der Absicherung ihrer eigenen Rechte in den eroberten Territorien sehr viel hielten. Sie fürchteten, von den reichen Sklavenbesitzern aus dem Süden aumanövriert zu werden, die schließlich mit ihren Leibeigenen jede Form der Landwirtschaft billiger betreiben konnten und schon genügend akkumuliertes Kapital für Landkauf und Infrastrukturen besaßen. - Zumindest dachte man in Free soiler-Kreisen so, selbst wenn die spätere Realität ganz andere Ergebnisse zeitigte.

Abolitionisten

Im Norden und Nordosten der Staaten entwickelte sich der Abolitionismus. Hauptursache für dessen zunehmenden Erfolg, neben religiösen und sozialen Motiven, war, dass mit den Mitteln der Justiz, mit Gesetzen vom Kapitol Hill herab, Sklavenbesitzer ihre Rechte auch im Norden einfordern konnten. Selbst in Bundesstaaten, die sich lange schon von der Sklaverei abgewendet hatten, verlangten Sklavenhalter aus dem Süden ihr Recht ein.

Die Spanne reichte vom Willen, mit den eigenen Sklaven dort unbehelligt wirtschaften zu dürfen, über die Forderung, entlaufene Schwarze zurück holen zu dürfen und bei Reisen und längeren Aufenthalten auf dem Gebiet der sklavenfreien Bundesstaten, die Privilegien nicht einbüßen zu müssen, bis zur ganz radikalen Absicht, die Sklaverei müsse nicht nur in den neuen Siedler-Territorien, sondern auch in den Nordstaaten möglich und üblich sein, ganz nach dem Willen des freien, weißen und überlegenen Mannes.

Republikaner

Aus den Whigs, eher Anhänger eines Verfassungspatriotismus und eines lenkenden und fördernden, aktiven Staates (!), entwicklte sich jetzt sehr langsam die republikanische Partei. Innerlich gespalten in Nord und Süd, vereint aber im Glauben daran, dass das Land keine Expansionspolitik nach außen betreiben solle. In der Sklavenfrage blieb man lange bedacht, den Staus quo, nämlich ein Nebeneinander von Skalvenhalterstaaten und freien Staaten, aufrecht zu erhalten. Die neuen Südwesterritorien verschoben jedoch die Balance der Macht auf der Bundesebene. Texas wurde Sklavenstaat, ebenso Kansas. Für Kalifornien wollte man das unbedingt verhindern.

Die republikanische Haltung war lange die, einer hingezogene Defensive, um nicht noch mehr Boden, d.h. neue, anerkannte Bundesstaaten und damit politische Stimmen in Washington, an die Sklavenbefürworter zu verlieren. Zumindest sollten sich die Sklavengesetze nicht ausbreiten und mit der Mehrzahl der Bundesstaatenabgeordneten, gegen die Mehrzahl der Bevölkerung, der Süden sich nicht gegen den Norden durchsetzen können. Diese Drohung einte das republikanische Lager und Abraham Lincoln sollte derjenige sein, der die Moral der Verfassung, von der er überzeugt war, mit den Interessen seiner Partei und denen der übrigen Gruppierungen zusammenbinden konnte.

Christoph Leusch

(Demnächst: Wie der Krieg begann und welche Lehren aus seinem Verlauf gezogen wurden., Teil II zum Bürgerkrieg der Demokraten.)

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