Ritalin-Wunderdroge oder Drogenrisiko?

Pillen oder kümmern Regelmäßig gehen Berichtswellen zur bekanntesten Verhaltensstörung der Welt, AD(H)S, durchs Medienland. Die Meinungsberge auf den Servern erreichen Everest-US-Niveau

Ritalin- Drogenwunder oder Drogenrisiko?

(Dieses Blog ist dazu gedacht, mit dem Blog des Mitkommunauten Merdeister gelesen zu werden, https://www.freitag.de/autoren/merdeister/adhs-und-tonnen-von-medikamenten )

AD(H)S, ein Psychosyndrom und daher schon unheimlich

Ritalin (Stoff: Methylphenidat) ist ein wirksames Medikament und ein süchtig machendes und hirnschädigendes Rauschmittel. - Gleiches könnte für Cannabis oder Kokain auch geschrieben werden.

Nicht nur die Dosis macht den Unterschied, wie viele glauben, sondern vielmehr entscheidet darüber auch die saubere, vor allem treffsichere, Diagnose eines Psychosyndroms namens AD(H)S, durch hoffentlich unvoreingenommene Experten oder aber, der völlig willkürliche Stoffgebrauch durch Menschen, die sich davon ganz andere Wirkungen, unter anderem Erfolg bei Prüfungen und im Arbeitsalltag, Flow-Erlebnisse in den Hüpfburgen für Erwachsene, usw., usw., erwarten.

Psychosyndrome sind keine exakt messbaren auf eine oder wenige Hirnleistungsveränderungen zurückführbaren Störungen, auch wenn das immer wieder berichtet wird. Hauptkennzeichen ist ihre, auch den Kennern der Materie sehr unangenehme, Unspezifität, weshalb zum Beispiel lang anhaltende Medikamentendelirien als endogene psychische oder psychoorganische Krankheiten verkannt werden. Das heißt, sie treten unter den verschiedensten, irgendwie nur denkbaren körperlichen und psychosozialen Bedingungen auf, aber das Bild, das Anghörige, Lehrer, Ärzte, Therapeuten und manches Mal auch Patienten sehen, ist gleich!

ADHS oder ADS sind folglich rein empirische Diagnosen, ohne bekanntes, bzw. gesichertes pathogenetisches Prinzip, auch wenn gerne, zur Beruhigung der Patienten und zur Selbstgewissheit des diagnostizierenden und verordnenden Arztes, davon geredet wird, es sei eine Hirnstoffwechselerkrankung (häufig wird die Hypofrontalität, eine mangelende Aktivität der vorderen Hirnrinde, angeführt). - Alles ist irgendwie Hirn und damit auch Stoffwechsel, im und um den Menschen und die umgebende Natur, sogar jetzt, da ich gerade diese Sätze schreibe, ist das eine Kopf-, Bauch- und Gliederstory.

Die klassifizierten und singulären Aufmerksamkeitsstörungen (DSM, ICD) stellen reine Ausschlussdiagnosen dar, denn eindeutige morphologische, physiologische oder biochemische Parameter für diese Störung hat bis heute niemand gefunden. Ebenso lassen sich keine sicheren, psychopathologischen Befundcluster zusammenstellen.

Ich bin mir ziemlich sicher: Derjenige, der diese Störungen auf einen Pathomechanismus zurückführen könnte, bekäme einen Medizin-Nobelpreis. Ich bin mir aber auch relativ sicher, ich erlebe das nicht.

Ritalin flutet die Synapsen

Der nicht sachgemäße Gebrauch von Amphetaminen und Kokain-ähnlichen Stoffen hat immer schwere Nebenwirkungen! Vor allem, weil die Einnahme als Sucht- und scheinbares Leistungssteigerungsmittel, fast regelmäßig die Einnahme weiterer Drogen und Arzneistoffe nach sich zieht oder gleich damit verbunden ist. Wer Up ist muss z.B. auch wieder Down kommen! Wer nicht mehr gut schläft, nimmt auch was zusätzlich. Wer jedes Wochenende den Spaß mit den Pillen sucht oder sie gar regelmäßig konsumiert, ohne eine Diagnose oder weil diese glattweg falsch ist, der verändert auf Dauer sein Hirn. Er kann seine eventuell vorhandene Psychoseanlage herauskitzeln, kann bei sich ein schweres Lethargie-Depressionssyndrom erzeugen, vor allem wenn er wieder versucht vom Stoff zu kommen und er kann an den unerwünschten Nebenwirkungen des Methylphenidats leiden.

Wie fast immer, Schwierigkeiten mit der Diagnose und der passenden Dosierung

Die Diagnose ADHS oder ADS unterliegt einer großen Unsicherheit, weil in sehr vielen Fällen eine breit angelegte Vordiagnostik mit ausführlichem körperlichen und gerätemedizinischen Untersuchungen, bzw. ein ausführliches, auch endokrinologisches Labor, die ausführliche Eigen- und Fremdanamnese, sowie psychometrische Tests unterbleibt und auch die eigentlich geforderte Zurückhaltung in der Verordnung, -zuerst sollen Zeit und personalintensive, beziehungsweise die Betreuungs- und Hilfspersonen mehr belastende, nichtmedikamentöse Verfahren eingesetzt werden-, ebenfalls zunehmend eingespart wurde. Methylphenidat entwickelte sich so zur ersten Wahl der ärztlichen Behandlung, nach der entsprechenden Diagnose eines Aufmerksamkeitsdefizits.

Ebenso wird zunehmend häufig auf die nach Leitlinie geforderten Absetzversuche nach einem, bzw. zwei Jahren verzichtet, oder aber, der Absetzversuch in einer untauglichen Form vorgenommen, indem die Dosierung nicht langsam genug reduziert wird (Ausschleichen). Dann kommt es zu Reboundphänomenen, die als „Beweis“ für die erforderliche Weiterbehandlung herhalten müssen.

Diesen Fehler machen übrigens auch Eltern oder gar Behandler, wenn sie Methylphenidat zu Ferienzeiten abrupt absetzen. Das ist völliger Unsinn! Es drohen z.B. depressive Verstimmungen, die gerade im Jugendalter und mit dem mit und ohne Medikation bestehenden Schulstress, bis zu suizidalen Handlungen führen können. Daher sollte so etwas von Laien nicht einfach so öffentlich weiterempfohlen werden!

Laut statistischen Angaben der Techniker- Krankenkasse Hamburg wurden 2009 an jeden von ihr betreuten, damit ärztlich diagnostizierten, jungen Patienten (Alter 6-18 Jahre) 213 Tagesdosierungen verabreicht. Für jedes Kind durchschnittlich 20 mg pro Tag.

Die Verordnungspraxis schwankt im Einzelfall stark. Sie kann bis zu 60 (80) mg/Tag, -empfohlen werden von der Mehrzahl der Behandler maximal 30 mg (!)-, reichen. Damit würden also durchschnittlich 4260 mg Methylphenidat/ Patient/ Jahr, verordnet. - Aus den Vereinigten Staaten werden schier unglaubliche Tagesdosierungen, jenseits von 100 mg/Tag berichtet.

Aber die verordnete Milligramm-Menge einer Wirksubstanz ist völlig nebensächlich, denn es kommt einzig und allein auf den Bereich der therapeutischen Wirkung und der unerwünschten Wirkungen an, der bei allen üblichen Medikamenten in Deutschland vom Gramm- bis in den tiefen Milligramm-Bereich reichen kann. Allergologen, Endokrinologen, manche Internisten und Nuklearmediziner, arbeiten auch mit Substanzen in Dosierungen auf Mikrogramm oder gar Nanogramm-Ebene.

Moden in der Psycho-Medizin und Abgrenzungsprobleme

Wenn es um eine einigermaßen ausgewogene Beurteilung der derzeitigen Verordnungspraxis geht, zählen vor allem rasante Absatzsteigerungen und plötzliche Vermehrungen der Diagnosestellung (http://de.statista.com/statistik/daten/studie/200999/umfrage/anzahl-der-kassenaerztlich-verordneten-tagesdosen-von-methylphenidat/ ), bezogen auf einen Ausgangspunkt. Bei solchen extremen Entwicklungen, wie z.B. bei Methylphenidat oder bei der Diagnose AD(H)S liegt es sehr nahe, von einer Modewelle zu sprechen. „Behandlungsfälle“ werden geschaffen, weil das lukrativ ist und sozial sowohl die Familien und Patienten, als auch die Behandler und die Schulleistungsgesellschaft entlastet.

Allein zwischen 2006 und 2009 betrug die Steigerung der Verordnungen im Bereich der TK – Hamburg 42%. - Da ist was nicht in Ordnung, denn so viele neue, zusätzliche Behandlungsfälle kann es in diesem Zeitraum nicht auf natürlichem Wege gegeben haben, selbst wenn man annimmt, die relativ neue Diagnose bringe das mit sich. Die Entwicklung in der Medikamentenvergabe bildet direkt die umstrittene Diagnosestellung und die einsetzende, weil marktgängige und sozial erwünschte, Übertherapie ab!

Bedenklich ist auch, dass es bei vielen jungen Patienten nicht beim Methylphenidat oder Derivaten allein bleibt. Zusätzlich werden Antidepressiva, Tranquilizer und Schlafmittel geschluckt. Wer als Arzt ehrlich ist, der weiß, dass dann unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen schwer einzuschätzen sind.

Aufmerksamkeitsdefizite haben viele Ursachen

Ein typischer Laienfehler ist, ADS oder ADHS mit den recht häufig vorkommenden, ebenfalls länger anhaltenden Aufmerksamkeitsdefiziten bei Kinder aus ganz anderen Ursachen zu verwechseln. Ein einfaches, organnahes Beispiel, das leider immer noch sehr häufig vorkommt: Eltern und Lehrer, aber auch ärztliche Untersucher, erkennen die beginnende Fehlsichtigkeit oder Hörschwäche eines Schulkindes nicht! Gleiches gilt für eine Reihe von internistischen und endokrinologischen Krankheiten oder Störungen, sowie für Persönlichkeitsstörungen (Störungen der Persönlichkeitsentwicklung) und frühe Psychosen, die vorher ausgeschlossen werden müssen, bevor eine Verdachtsdiagnose AD(H)S akzeptiert werden kann.

Ein häufiger, psychologisch leicht erklärbare Fall für das Auftreten von Aufmerksamkeitsstörungen, ist die Scheidung der Eltern oder z.B. eine dissoziale Erziehung!

Einfühlbare und nachweisbare psychosoziale Gründe werden allzu häufig übergangen, ebenso wie die Überforderung, noch viel häufiger, die Unterforderung, von Kindern mit Entwicklungs- und Reifungsproblemen. Völlig unbeachtet, bei allen Diskussionen, bleiben die sich entwickelnden Persönlichkeiten der Kinder und Jugendlichen, bei denen ein nicht unerheblicher Anteil nach den symptomorientierten Ansätzen der modernen Diagnostik, eine Persönlichkeitsstörung aufweist.

Rein nach Diagnoseinventaren und den dazu durchgeführten epidemiologischen Erhebungen, leidet jeder 10. Bundebürger an einer solchen Störung. - Ich bin strikt gegen eine übermäßige Psychopathologisierung sämtlicher Lebensbereiche und wende mich auch entschieden dagegen, die Diagnose AD(H)S immer mehr auszudehnen. Das ist, wie bei anderen Krankheitsbildern und Störungen (organisch, psychisch), leider ein wirtschaftlich und sozial erwünschter Trend, weil er es erlaubt interindividuelle, medikamentöse Therapien, meist als Ersatz für die aufzubringende Menschenzeit, an ganzen Patientengruppen zu exerzieren. Am Ende bleibt häufig nur die Kontrolle der medikamentösen Therapie und deren möglicher Nebenwirkungen. Das ist eine, auch von vielen ärztlichen Kollegen, gerne bevorzugte und noch relativ einfach zu handhabende Strategie, die zudem gewinnbringend ambulant umgesetzt werden kann.

Gerade bei der histrionischen und der zwanghaften Persönlichkeit, bei den emotional instabilen und den schizotypischen Persönlichkeiten, machen schwere Aufmerksamkeitsdefizite und begleitende aggressive Impulse einen Teil des beobachtbaren Verhaltens aus, die schon in der Kindheit und Jugend auffallen, ohne je eine Diagnose ADS oder ADHS zu rechtfertigen. Trotzdem werden diese Kinder als genau so störend und wenig schulgeeignet aufgefasst, wie diejenigen, bei denen die Diagnose tatsächlich passt und sie werden ebenso behandelt.

Zu viele Server glühen und die persönlichen Berichte propagieren eine täuschende Kompetenz zur selbstverantwortlichen Medikamenten- und Drogeneinnahme

Ganz stillschweigend hat sich in unserem Land eine Haltung eingebürgert, bei der das Aufmerksamkeitsdefizit vor allem erst dann ein Problem wird, wenn es um die Schuleignung für einen Schultyp geht. Der „Störer“ muss weg, nicht weil er sich selbst verstört, sondern weil er andere behindert. Und er bleibt, wenn man mit Methylphenidat ein gewisse Beruhigung ereicht. Der stille Schüler bekommt die entsprechende Schulempfehlung und wird so aussortiert.

Auf Christoph Lauer zu verweisen, der auch ADS habe, erweist sich beim Studium seines Beitrags als Boomerang. Ebenso hat AD(H)S mit „Asberger“-Autismus nichts zu tun und Kreativität und AD(H)S sind zwei voneinander völlig unabhängige Merkmale. AD(H)S Kinder sind nicht mehr oder weniger kreativ, als Kinder ohne diese Diagnose!

Was schreibt Lauer auf seiner Webseite zur Störung? - „Was bedeutet das? Man nimmt die Welt anders wahr. Das ist natürlich eine sehr saloppe Beschreibung, aber das ist ADHS für mich.“ Zwei Dinge sind das bemerkenswert: 1. ADS als Wahrnehmungsstörung zu sehen. Das ist falsch. Die Wahrnehmung ist nicht der Kern der Störung! 2. Die „saloppe Haltung“.

„Durch ADHS habe ich gegenüber Menschen, die kein ADHS haben Vor- und Nachteile. So kann es von Vorteil sein, in einer komplexen Situation viele Details schnell erfassen und zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen fügen zu können.“ – Das AD(H)S Kinder durchschnittlich eine schnellere Auffassungsgabe und eine bessere Informationsverarbeitung hätten, das ist ein leider hier auch wieder weitergetragenes Gerücht! Nichts daran entspricht der Realität.

„Die landläufige Meinung, dass es sich bei ADHS um eine Kinderkrankheit handelt ist falsch. ADHS ist nichts, was auf Schlag mit dem 18. Lebensjahr aufhört, es ist ein Wahrnehmungszustand, der einen das ganze Leben lang begleitet.“ - Mag ja sein, dass das für Herrn Lauer zutrifft, was er da schreibt. Aber in der Regel, also bei der großen Mehrzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen, legen sich die Symptome mit der Zeit. Erwachsene AD(H)Sler gibt es, keine Frage, aber sie sind vergleichsweise selten und deren Symptome sind ebenfalls in den meisten Fällen stark abgeschwächt, sofern die Diagnose überhaupt je stimmte. In den meisten Fällen handelt es sich um Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung. ADS oder ADHS hört sich aber freundlicher an.

„Wichtig ist: Ich nehme Methylphenidat wegen und nicht gegen ADHS. Ich empfinde es als großes Glück, 27 Jahre normal gelebt zu haben und durch das Medikament für 2,5 Stunden oder länger in eine Welt eintauchen zu können, die mir vorher verschlossen war. Ich bin gelassener und es macht meinen Alltag, insbesondere im Umgang mit anderen Menschen, einfacher. Das bedeutet nicht, dass ich ohne das Medikament nicht mehr klarkommen würde. Die Einnahme von Methylphenidat ist ein bewusster Akt und ein Zugeständnis an eine Gesellschaft, in der 95% der Menschen eben kein ADHS haben. “ - Also bitte, bitte, das sollte sich niemand zur Maxime des Umgangs mit dem eigenen vermuteten oder realen AD(H)S machen, wenn es denn richtig diagnostiziert wurde, auch wenn man anstrebt ein zweiter Christoph Lauer bei den Piraten oder sonstwo werden zu wollen. - Gebrauch nach Gelegenheit ist in diesem Falle nichts anderes, als Medikamentenmissbrauch und schön geredeter Drogenkonsum.

Ein Drittel der Menschheit gehörte in Therapie!

Um es ein wenig drastischer zu sagen: Würden alle schwerwiegenden, in den anerkannten Diagnoseschlüsseln der Kinder- und Jugendpsychiatrie (fünfachsig) und der Erwachsenenpsychiatrie (dreiachsig) als behandlungsbedürftig eingeschätzten Fälle mediziert und therapiert, hätten wir einen erheblichen Therpeutenmangel, der nur von Marsmenschen oder extrasolaren Individuen mit einer deutlich geringeren Prävalenz solcher Störungen noch hinreichend zu decken wäre.

Ein Viertel bis ein Drittel der Gesellschaft befände sich wegen Psychosen (Maniforme, Schizophrenien 2%), Persönlichkeitstörungen (10%, Überschneidung und Konkurrenz zu AD(H)S!?), AD(H)S, je nach Schulmeinung 3-10% und schweren Neuroseformen (5%) in Behandlung. - Da sind die ganzen Junkies mit irgend welchen Suchtstoffen und Suchtformen, einschließlich des Alkohols, noch gar nicht mit einbezogen. Das wären noch einmal 5% der Gesellschaft.

Den Zappelphilipp oder oder Hanns-guck-in-die-Luft gibt es spätestens seit seiner literarischen Geburt bei Heinrich Hoffmann und den träumenden Taugenichts, mindestens seit Eichendorff und jenem Hans im Glück der Gebrüder Grimm.

Alle Vorsicht ist angebracht, wenn ihnen ein liebenswürdiger Mensch erklärt, ADS oder ADHS sei grundsätzlich genetisch verursacht. Studien die das behaupten, sind rar. Studien die das nahe legen und den Erfordernissen der Evidenzmedizin genügen, die doch sonst immer so hoch gehalten wird, noch seltener. Allerdings gilt das auch für die umgekehrte Sichtweise, Aufmerksamkeitsdefizite seien vorwiegend umweltbedingt und Zeichen unseres Leben- und Erziehungssstils.

Was zu wenig berücksichtigt wird, ist die Tatsache, dass eine rein symptombezogene Diagnostik überhaupt keinen sicheren Anhaltspunkt in eine Richtung geben kann und es zweitens zum Charakter von Psychosyndromen gehört, dass das Erscheinungsbild ähnlich ist, die Ursachen aber sehr unterschiedlich sein können. - Ich finde es schade, dass allzu leichtfertig dogmatische Standpunkte von Bloggern eingenommen werden, die sie nicht wirklich gut belegen können. Entlarvend ist dann, man äußere diese oder jene Meinung nur, weil sie angeblich nicht die Mehrheitsmeinung spiegele und die stark abweichende Meinung daher schon einen besonderen Platz verdiene, weil sie eben abweiche. Das ist in allen Fällen einer wissensbasierten Meinungsbildung, gelinde gesagt, ein sehr ungünstiger Ansatz.

Meine Empfehlungen:

Lieber einem vorsichtigen und nach allen Richtungen hin untersuchenden und behandelnden Arzt oder besser, einer entsprechenden Einrichtung die so vorgeht, bei der Diagnostik vertrauen, als einer Vielzahl von Leuten, die sich Meinungen zu ADS und AD(H)S bilden und das Netz verseuchen.

Zweite Empfehlung: Bei großer Unsicherheit oder Widersprüchen, eine zweite Meinung einholen!

Dritte Empfehlung: Niemals einem Apodiktiker, jemandem, der meint er wisse alles gesetzmäßig und eindeutig, vertrauen.

Vierte Empfehlung: Sofort weglaufen, wenn jemand ein großes Behandlungsgeheimnis aus seiner Therapie machen möchte.

Vorletzte Empfehlung: Nicht allzu leichtfertig dem sublimen Druck einer Schul-, Leistungs- und Konsumgesellschaft nachgeben, die, so mein Eindruck, gerne ein Spiel spielt, bei dem am Ende das Medikament die Lösung ist, weil es effizient Profit erzeugt.

Letzte Meinung: Aussagen von Betroffenen und Angehörigen als solche werten, nicht etwa als gültige Urteile.

Beste Grüße

Christoph Leusch

PS: Ritalin ist ein Markenname. Er hat sich, wie „Tempo-Taschentuch“, im Hirn vieler Menschen festgesetzt und steht für die Wirksubstanz Methylphenidat, der ebenso von anderen Herstellern unter anderem Namen oder von Generika-Produzenten mit Namensanhängen und Umschreibungen, verkauft wird. Ebenso gibt es Derivate, die dem gleichen Behandlungszweck wie die Ursubstanz dienen.

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