Die Eva und der Adam

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Die Fragen, wie Frau und Mann miteinander leben sollen, kreisen aktuell zumeist um Gerechtigkeit, Frauenquote und Feminismus. Und wie stets mit der Liebe, oder gar der Ehe? – Eine Ergänzung zur sogenannten „Geschlechterdebatte“

Ich hab` ein zärtliches Gefühl, sang einst Hermann van Veen. Ein Liebeslied aus den 1970ern. Tausende haben es dem niederländischen Barden seit Jahrtausenden gleich getan und werden es – hoffentlich – in Tausend Jahren auch noch tun: die Liebe besingen. Die gibt es zwischen Tieren, vielleicht auch Blumen (man weiß es nicht) – und Menschen. Egal ob nun zwischen Adam und Eva, Eva und Eva oder Adam und Adam.

Die Geschichte der Ehe ist kürzer als die der Liebe. Zu Urzeiten als Bündnis- und Schutzmechanismus zwischen verfeindeten Sippen entstanden, war sie im Mittelalter nur demjenigen Mann möglich, der für Frau und Kinder sorgen konnte. Mit fatalen Folgen: der Streit umden Erbhof wurde „unter Brüdern“ rabiat ausgetragen, Erbinnen von Haus und Hof waren begehrt. Für den frustrierten, zu kurz gekommen Ihn bedeutete Ehelosigkeit oft das Söldner- oder Mönchsdasein, fürdie unvermählt bleibende Sie der Gang ins Kloster. Vernunft war ausschlaggebend bei der Zweisamkeit.

Dass Menschen eine auf romantischer Liebe basierende Heirat eingehen, ist eine literarische Erfindung des 18. Jahrhunderts. Erst die Dampfmaschinen des 19. Jahrhunderts schafften die Zwänge feudaler Vernunftehen ab. Siebrauchten weibliche und männliche Arbeitskräfte gleichermaßen und gebaren so die ersten zarten Pflänzchen der Gleichberechtigung von Frau und Mann. Noch über hundert Jahre sollten vergehen, ehe aus ihnen 1958 in der Bundesrepublik das Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frauerwuchs (die DDR war damals schon weiter).

Seitdem wird geklagt. Von Frauen und Männern. Mann fühlt sich oft missverstanden, denkt manches Mal an das Patriarchat der Väter zurück. Frau hat mit den Feminismusdebatten der 1960er/ 70er nichts mehr zu tun.

Heute, da fast alles geklärt und erklärt ist zwischen Mann und Weib, beginnt, weil ja eigentlich nie alles zu Ende geklärt sein darf, eine Debatte - die Geschlechterdebatte. Tenor: Männer sind keine echten Männer mehr, sie sind ja gar nicht mehr so stark wie mein Vater (sie); was ich auch mache, sie weiß es besser, gibt keine Ruhe bei nichts, Mutter war anders (er).

Die Debatte wird zuvorderst von Frauen geführt. Sie eint das Fazit, ihre Schwestern seien selbst Schuld, dass ihnen kein Mann mehr gefalle, denn keine wüsste eigentlich was sie nun für einen wolle bzw. der fürs Leben solle alles auf einmal sein: Mann, Vater, voller Verständnis aber auch Schutz gebend

Zurück, bitte, zu Hermann van Veen! Das hilft vielleicht, an das Wesentliche zu denken.

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Geschrieben von

Constantin Rhon

Realist mit liberaler Grundhaltung.

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