Alles steht auf dem Kopf

Lesen auf eigene Gefahr Ein Artikel aus dem seriösen Karnevalsblatt Der Pappnasenanzeiger

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Alles steht auf dem Kopf. Helau, Alaaf und Hio, hio, hio!

Spätestens seit Donnerstag begegnet man ihnen wieder in Scharen, jenen Menschen mit Lust auf Verkleidung und Schlachtrufen wie diesen: „D’Affa schteiget- s’wird schee Wetter“. Könnte sein, dass dieser Ruf nicht immer passt, aber es ist wie es ist: Was nicht passend ist, wird passend gemacht. Das Leben bietet nicht immer Sonnenschein, sondern auch Schatten.

„Hei-Jo“ –Die Karnevalisten sind wieder unterwegs und tragen zur Unterhaltung bei. Aus so manch unscheinbarem Menschlein wird eine schillernde Persönlichkeit oder auch ein Mörder.

„Breetlook“ ruft zum Beispiel der ein oder andere gutgelaunte Jeck und meint damit Suppengrün. Ob die Nazis dieses Jahr als Suppengrün herumlaufen, um in der karnevalistischen Masse unterzutauchen, bezweifle ich, diejenige Karnevalistin, die nicht immer als Rabenvogel herumflattert. Auf den ersten Blick sieht es natürlich nicht gefährlich aus, wenn einem Lauch, Karotte, Petersilienwurzel und Sellerie in einer dunklen Gasse begegnen. Der manipulierte Brühwürfel mit kochendem heißem Wasser folgt dem Suppengrün stets auf Schritt und Tritt durch modernste Technik. Wer mit ihnen allen gleichzeitig in Berührung kommt, verbrennt sich vermutlich nicht nur die Finger. Als Rabenvogel könnte ich Federn lassen …

Diese braune, unübersichtliche Suppe in der die Ewiggestrigen stecken, die mit purem Hass und Fremdenfeindlichkeit gewürzt wird, will niemand auslöffeln, wenn man tolerant und weltoffen lebt. Deshalb werden die Rechten wahrscheinlich nicht als Suppe auf die Straße gehen, wenn sie sich unter das karnevalistische Volk mischen.

Etliche Mitglieder der Alternativen aus der „Mückenschiss-Fraktion“ (auch bekannt als "Vogelschiss-Partei"), könnten rein theoretisch sogar als Mückenschiss zu Karnevalsumzügen gehen. Sie müssten sich nicht einmal großartig verkleiden. Man erkennt sie an ihrer Ausstrahlung und der Wortwahl. Dieser braune Haufen, der nun meint, dass er in der Öffentlichkeit immer dreister agieren kann, wird solange keine Ruhe geben, bis sie die Demokratie zerlegt haben. Dann ist Schluss mit lustig für die Karnevalisten mit scharfer Zunge und den Karnevalsumzügen mit kritischen Motivwagen. Büttenredner, die gegen Rechtspopulisten und Rechtsradikale stänkern, werden weggesperrt oder beseitigt.

Liebe Karnevalisten und Nichtkarnevalisten, seien Sie wachsam, schauen Sie sich bitte aufmerksamer die Menschen an, die Ihnen auf der Straße im Alltäglichen begegnen. Es bleibt wahrscheinlich nicht bei diesem einen Anschlag in Hanau, denn die „Mückenschiss-Fraktion“ hat durch ihre Wortwahl in den vergangenen Jahren diverse Leute dazu ermuntert, dass sie ihren Frust, ihre angestaute Wut nun hasserfüllt an anderen Menschen brutal auslassen. Diese Menschen schrecken vor Mord nicht zurück. Der „ alte Kack“ von früher kommt als „neue Scheiße“ wieder hoch, da nutzt auch kein Verdrängen mehr.

Der Fäkalien-Mix klebt inzwischen zeitweise sichtbar auf der Stirn von bestimmten Alternativen, die in die Kameras lächeln. Sie können ihre geistige Gesinnung auch nicht mehr hinter einem Faschingskostüm verbergen, sollten sie an Faschingsveranstaltungen teilnehmen. Man sieht es ihnen irgendwie an, so finde ich und zitiere an dieser Stelle einer derbe Formulierung, die wohl jeder versteht: „Braune Kacke bleibt braune Kacke, egal wie alt sie ist und ob man sie z.B. mit gelb oder schwarz veredelt. Die Grundsubstanz bleibt immer die Gleiche: zum Himmel stinkender rechter Scheißdreck.“ (Zitat: Mara Branda)

Nicht mit uns! - ist kein neuer Schlachtruf von irgendwelchen Pappnasen, sondern eine ernstgemeinte verbale Warnung für all jene Menschen in Deutschland, die die Demokratie mit Füßen treten und fremdenfeindlich handeln. Wer als rechtsradikal denkender Mensch meint, dass er während der Fünften Jahreszeit mit einer Maskerade sein wahres nicht Gesicht zeigen würde, wenn er sich unter das karnevalistische Volk mischt, irrt sich und unterschätzt zu viele tolerante Karnevalisten.

Wer im Kostüm eines deutschen Schäferhundes steckt, muss zwar nicht zwangsläufig völkisch denken und doch sollte man vorsichtig sein. Wer bellt, beißt nicht, könnte aber… „Wau, wau!“

Narrenrufe morden nicht. „Helau!“ und nochmals „Wau Wau!“, aber auch „Wo na – in d‘ Höll na!“

Faschisten glauben, dass sie sich neuerdings alles erlauben können. Damit ist nun Schluss!

Augen auf im Fasching. „Horrido – es brennt jo scho!“

Einige Karnevalisten tuscheln inzwischen, dass die Rechtsradikalen seit Monaten über ihre Netzwerke an einem eigenen überregionalen Faschingsverein werkeln, den sie dann bundesweit am 11. November 2020 etablieren möchten. Angeblich würde noch immer intensiv am Vereinsnamen getüffelt, da der Vorschlag Karnevalsverein „Höckebrei“ mit dem Schlachtruf„ HH und BH – Aha!“ bislang bei den Gemäßigten nicht so gut ankam. Bei dem Gesicht für den Narrenstab konnte man sich inzwischen einigen. Das Gesicht von Hitler kam auf Platz 2 der Vorschläge, das von Himmler wurde gewählt. Die meisten jungen Menschen haben keine Ahnung wie Himmler der Vollstrecker aussah, so das Wahlmotiv für das Gesicht des Narrenstabs.

Der Vereinsname und auch Schlachtruf können unter der Bevölkerung Irritationen auslösen, wie auch das ein oder andere Kostüm mit Reichsadler auf der Brust und anderen eindeutigen Symbolen aus der „Kackzeit“. Deshalb muss man abwarten, ob sie es tatsächlich schaffen, bis zum Herbst einen Karnevalsverein ins Leben zu rufen und diesen salonfähig zu machen. Zuzutrauen ist es ihnen.

Wie jedes Jahr trägt der ein oder andere Karnevalist ein Faschingskostüm, das mal mehr oder weniger auffallend ist. Zunächst wollte ich dieses Jahr als Waschmaschine für völkische Gehirnwäsche gehen, dann als Parteirauswurf. Letztendlich entschied ich mich für den Rabenvogel Elster, da hat man höhere Überlebenschancen und klingt nach elektronischem Steuererbescheid. Einige Leute können zwar mit Karneval nichts anfangen und bleiben deshalb dem närrischen Trubel fern, aber sie sind normalerweise tolerant. Jeder soll die Fünfte Jahreszeit nach eigenen Wünschen und Interessen prima überstehen, ob nun als Faschingsmuffel oder aktiver Karnevalist und dies unabhängig des Geschlechts und Herkunft.

Es gibt auch Menschen, die sich diese Tage durchaus mit Narrenrufen schön trinken. „Wasser, Rum und Wodka – gull, gull“

Der Täter von Hanau wollte Angst schüren, aber das friedliche Zusammensein von Tausenden Karnevalisten mit und ohne Migrationshintergrund hat er dadurch nicht verhindert. Ganz im Gegenteil. Es wird bis Aschermittwoch gefeiert!

Karnevalsrufe, auch Schlachtrufe oder Narrenrufe genannt, werden dieses Jahr noch lauter erschallen, um zu demonstrieren, dass sich die Karnevalisten nicht von Nazis einschüchtern lassen.

„Hosch – Glick ghet.“ Freie Meinungsäußerung war noch nie so wichtig wie jetzt!

Es ist an der Zeit, dass es endlich in den Hirnen der Faschisten ankommt: Spätestens ab Aschermittwoch ist Schluss mit lustig, denn die meisten, die hier leben, ob nun Karnevalisten oder nicht, haben „keinen Bock mehr auf das ganze Faschistengedöns mit aufgepeppten Reden vom alten Adolf im Höcke-Neuprech“!

„Gorillas hier Gorillas da – uu-aaa“

„Alleh hopp“, „Narri-Narro”, „Wau-Wau“ und „Helau“!

Rosenmontag, den 24.Februar 2020

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Corina Wagner

Wer das Wort Alphabet buchstabieren kann, ist noch kein/e Autor/in. (C.W.)

Corina Wagner

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