Bundestagswahl - Die Hoffnung stirbt zuletzt

CoLyrik-Meinungsfreiheit Letze Worte vor der politischen Zäsur

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Bundestagswahl - Die Hoffnung stirbt zuletzt…

Morgen findet endlich die Bundestagswahl statt. Der Wahlkampf war bislang hart und der Ton war rau. Zeitweise wurde unterhalb der Gürtellinie agiert und es waren Social Bots im Internet aktiv. New Fakes wurden medial wirksam von der AfD eingesetzt, um auf Stimmenfang zu gehen. Menschen, die modernen Nazis wie Gauland und z. B. Höcke während der Wahlkampfphase nun auf den rechtspopulistischen Leim gegangen sind, könnten theoretisch noch auf dem demokratisch geführten Weg zurückgeholt werden, aber es wird schwierig. Wenn Menschen nur aus Protest morgen mit ihrem Kreuzchen die AfD fördern, müssen jene dann in Zukunft mit den Konsequenzen leben, die durch die entstehende Macht der rechtsextremen Partei bitter folgen werden und sollten später nicht sagen: Ich bin dafür nicht verantwortlich, dass es so ist wie es nun ist. Wer unsere Demokratie schützen will, sollte bei der morgigen Bundestagswahl ausnahmsweise überhaupt keine kleinen Parteien wählen, auch wenn diese noch sehr locken, sondern größere Parteien wie Union, SPD, Grüne, Linke oder FDP wählen. Nur so kann die AfD geschwächt werden und bekommt keine Sitze im Reichstag. Wer morgen nicht zur Wahl geht oder während des Wahlvorgangs die größeren Parteien nicht wählt, trägt dafür die Verantwortung, dass zum ersten Mal seit den 1950ern Jahren wieder eine „rechtsnationalistische und in Teilen offen neonazistische Fraktion“ im deutschen Parlament vertreten sein wird. Die AfD würde somit der Demokratie schaden und wichtige Weichen, die für die Zukunft unseres Landes gestellt werden müssen, boykottieren. Wer das Wahlprogramm der AfD sorgfältig gelesen hat, erkennt, dass diese Partei eine rückwärtsgewandte und nicht zukunftsorientierte Politik betreibt, auch frauenfeindlich und rassistisch agiert.

Gestern hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Ulmer Münsterplatz ihre vorletzte Rede. Ich war dabei und stand in der Menschenmenge von mehr als 3000 Veranstaltungsbesuchern. Darunter waren ca. 200 AfD-Anhänger. Die meisten Menschen empfingen die Kanzlerin respektvoll und klatschten Beifall zum Empfang, außer den AfD-Musikanten, die unentwegt voller Inbrunst ein Trillerpfeifen- und Brüllgesang-Konzert zum Besten gaben, das allerdings preis gab, welches Geistes Kind jene Leute sind, die da mitspielten. Nichts gegen gute Schlachtgesänge, aber jenes inhaltslose Gebrüll müsste seitens der Parteispitze meiner Ansicht nach überdacht werden und schreckt andere wahlberechtigte Ulmer Bürger eher ab, dann morgen diese rechtspopulistische Partei zu wählen. In der Geburtsstadt von Sophie und Hans Scholl, aber u.a. auch Albert Einstein wirken solche Auftritte eher befremdlich, als wohltuend. Jene tausende Bürger, die auf den Münsterplatz zum Wahlkampfauftritt der Kanzlerin kamen, hörten ihr aufmerksam zu, trotz unermüdlichem Trillerpfeifen- und Brüllgesang-Konzert der AfD-Musikanten. Jene Pfeifen Performance hatte wirklich nichts mit einem kulturellen Ereignis auf dem Münsterplatz zu tun und wirkte völlig deplatziert. Obwohl der ein oder andere Bürger aus der Ulmer Region die Kanzlerin morgen nicht wählen wird, blieb die Mehrzahl jener Menschen höflich. Gottseidank blieb es während der gesamten Wahlkampfveranstaltung friedlich. Die Bundeskanzlerin reagierte cool und gelassen auf die ca. 200 Störer. Zitat: „Denn eins ist klar: Mit Brüllen und Pfeifen kriegen wir Deutschland nicht erfolgreich, sondern dann müssen wir schon alle anpacken!“ So sehe ich es auch und bin mit dieser Meinung in und um Ulm herum nicht alleine.

Wenn morgen die Wähler und Wählerinnen nicht clever in den Wahlkabinen agieren, dann „Gute Nacht Deutschland! Dann geht es mit Deutschland bergab…

23. September 2017, © CoLyrik-Meinungsfreiheit

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Geschrieben von

Corina Wagner

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