Cumulonimbuswolken

CoLyrik Heiratsschwindler gab es schon immer. Sie lügen das Blaue vom Himmel herunter und diese Strategie kann auf Dauer ein sehr lukratives Geschäft werden, muss aber nicht ...

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Cumulonimbuswolken

Das viel zu blaue Blau erinnert mich heute spontan an meinen Beischlafgefährten, der damals im verwaschenen Blaumann eine gute Figur machte. Dieser elendige Heiratsschwindler nahm gemeinerweise nicht nur mein Erspartes mit, als er sich aus dem Staub machte, sondern stahl mir die schöne Aussicht ins Grüne.

Damals war ich noch total blauäugig, als er mir die Baustelle am See zeigte und mir das Blaue vom Himmel herunter log. Ich hatte wohl einst die rosarote Sonnenbrille auf, als er mir in der Baugrube liegend natürlich weiß machen wollte, dass ich die schönste Frau der Welt sei. Der Bungalow am See wurde dann für eine andere Frau gebaut. Sämtlichen Schnickschnack hatte er mir vorgegaukelt. Das ist nun so lange her. Da war ich noch ganz jung, ziemlich naiv und bedingungslos gutgläubig.

Ich hab‘ dem schönen Gustel längst verziehen. Schließlich wurde er bei herrlichstem Sonnenschein von einem kleinen azurfarbenen Grabenbagger überfahren, als er mal wieder mit seinem verwaschenen Blaumann in einer Baugrube lag. Und gerade die Knöpfe öffnen wollte. Angeblich war er total blau. Wirklich tragisch.

Ich stell‘ ihm heute Vergissmeinnicht aufs Grab, wie all die anderen Frauen in den letzten Monaten. Angeblich soll es dort inzwischen wie in Lourdes aussehen. Der Gustel war aber auch zuckersüß.

Hätte ich neulich im Internet nicht einen Kommentar über den damaligen Heiratsschwindler erwähnt, dass also der schnuckelige Gustel vor zwanzig Jahren einen verwaschenen Blaumann trug, hätte ich nie die Gitti, Annette, Uschi, Melanie, Stefanie, Rosemarie und die vorbestrafte Jeanette kennengelernt.

Schade! Heute wird doch nichts mit einer Fahrt ins Grüne. Gerade ziehen Cumulonimbuswolken auf.

©Corina Wagner, Januar 2013

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Corina Wagner

Wer das Wort Alphabet buchstabieren kann, ist noch kein/e Autor/in. (C.W.)

Corina Wagner

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden