Von Raimund Kamm (Vorstand) vom FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V. habe ich einen Link vom Mitschnitt der Livesendung des Bayerischen Fernsehens aus Gundremmingen über die Energiewende erhalten. Diese Sendung bietet interessante Denkanstöße, aber auch politische Aussagen, die sehr nachdenklich stimmen, so z.B. die Aussage von CSU-Politiker Erwin Huber. Er behauptet, dass das AKW Gundremmingen vor Terroranschläge sicher sei. Dieser These kann man nur vehement widersprechen.
http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/buergerforum-live/buergerforum-live112.html
Regelmäßig erhalte ich von Raimund Kamm Informationen. Diese Livesendung wurde auch durch den aktuellen Terroranschlag in Brüssel geprägt. Schließlich gelten Belgiens Atomkraftwerke, soweit ich informiert bin, bereits länger als Sicherheitsrisiko. Immer wieder aufs Neue sorgten in der Vergangenheit die Standorte Doel und Tihange für negative Schlagzeilen in den Medien. Als unbedeutende Europäerin, wie ich es bin, die keine Entscheidungsträgerin ist, sorgt man sich nicht nur um die Sicherheit der Atomkraftwerke in Deutschland, sondern auch in den Nachbarstaaten. Deshalb schreibe ich, auch wenn ich weiß, dass meine Worte im Internet sang- und klanglos untergehen können, aber der Versuch ist es wert.
Nicht erst seit den nuklearen Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima weiß ich, das Kernenergie eine große Gefahr darstellt. Seit am 22. März 2016 nun die beiden Anschläge (am Brüsseler Flughafen Zaventem und in der U-Bahn-Station Maelbeek) in Belgien verübt wurden, wird wieder einmal ganz deutlich, welche potenzielle Gefahr auch Kernkraftwerke darstellen können, sollten Terroristen dort ihr Unwesen treiben. Laut belgischer und französischer Zeitungsmeldungen waren auch die beiden Kernkraftwerke Doel und Tihange im Visier der Terroristen. Über die Gefahr von Atomterror zu schreiben oder zu sprechen, ist keine Spinnerei von ängstlichen Menschen, sondern stellt eine reelle Bedrohung dar, die es auch für Deutschland gibt.
Deshalb möchte ich aus der E-Mail von Raimund Kamm vom 24.03.2016 zitieren:
„Medienmitteilung 24. März 2016
Gefahr des Atomterrors
Atomkraftwerke sind die brisantesten Terrorziele. Anschläge dort können Menschen töten und sogar Länder zusammenbrechen lassen.
Die Bürgerinitiative mit dem langen programmatischen Namen ‚FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V.‘ hat schon im Frühsommer 2001 Terroranschläge als größte Gefahr für die Gundremminger Atomanlagen bezeichnet. Wenige Monate später, als die schrecklichen und so nicht für möglich gehaltenen Anschläge am 11.9.2001 in New York stattgefunden hatten, zeigten die Vertreter von EON und RWE durch eine Erklärung am 9. Oktober 01 im Zwischenlager-Erörterungstermin in Günzburg, wie haftungsrechtlich ernst sie die Terrorgefahr nehmen:
„Der Angriff auf eine kerntechnische Anlage mithilfe eines Flugzeugs kann nur als kriegerische Einwirkung eingeordnet werden, die gegen den jeweiligen Staat gerichtet ist. Das Atomgesetz verpflichtet die Betreiber nicht, Vorsorge gegen derartige kerntechnische Einwirkungen zu treffen. Der Schutz des Staates und seiner Bevölkerung vor kriegerischen Handlungen und vor den Konsequenzen derartiger kriegerischer Handlungen obliegt allein dem Staat selbst. Der Staat kann seinen Bürgern – das sind nicht nur die Kraftwerksbetreiber, sondern alle Bürger - natürlich insoweit bestimmte Vorkehrungen, Verpflichtungen auferlegen. Der Staat hat jedoch bislang weder im Baurecht noch im Industriezulassungsrecht und auch nicht im Atomrecht derartige Verpflichtungen auferlegt. Die Vorsorge vor den Auswirkungen derartiger kriegerischer Einwirkungen auf Industrieanlagen und hier speziell auf kerntechnische Anlagen verbleibt damit allein als Pflicht des Staates.“ (Wortprotokoll des BfS vom EÖT, 2-44f).
Die Bürgerinitiative FORUM hat dann im Jahr 2003 ein ‚Memorandum Atom-Terrorgefahr‘ erstellt und ständig mit offenen Meldungen über die Terrorgefahren aktualisiert. Die neuste Fassung steht hier: http://www.atommuell-lager.de/informationen/AtomTerrorgefahr.pdf.“
Jeder muss letztendlich für sich selbst entscheiden, ob er Menschen, Politikern wie Herrn Huber sein Vertrauen schenkt. Ich bin der festen Überzeugung, dass Deutschlands ältester Siedewasserreaktor in Gundremmingen eine große Gefahr darstellt.
Beste Grüße von der unbedeutenden Europäerin, die keinen Einfluss auf Atomkraftbetreiber und dessen Befürworter hat, ob in Deutschland, Europa oder dem Rest der Welt.
Corina Wagner
www.facebook.com/pages/FORUM-gemeinsam-gegen-das-Zwischenlager-eV/152276034836072
Kommentare 12
Ich finde Deinen Hinweis grundsaetzlich richtig.
Gegenwaertig kommt es aber eher darauf an, der Anschlags-Hysterie der Medien und der Politiker mit Nachdenklichkeit und deeskalierende Ueberlegungen zu begegnen.
Auf weitere Anschlagsszenarien hinzuweisen ist darum m.E. gegenwaertig kontraproduktiv.
Hi Aussie,
Hysterie wäre fatal. Seit Jahren steht das AKK Gundremmingen in Kritik nicht wirklich sicher zu sein. Außerdem ist es der älteste Siedewasserreaktor in Deutschland, den etliche Menschen mit Fachwissen als tickende Zeitbombe ansehen. Es wäre nun eine gute Gelegenheit abzuschalten.
Liebe Grüße
Corina
Es wäre nun eine gute Gelegenheit abzuschalten.
an guten gelegenheiten abzuschalten mangelt es ja nicht. wohl aber an guten regiertieren, solche gelegenheiten wahrzunehmen.
japan zeigt doch ganz eindeutig, was gespielt wird, dort wie hier. die bevölkerung lässt sich von der angst leiten, die leitenden nutznießer der atomerei lassen sich von den kontoständen und ihrer gewissenlosigkeit verleiten. in japan und hierzulande.
wenn diese tiere nicht unter großen druck geraten, rühren die sich nimmer.
Abgesehen von (ich persönlich glaube, eher marginaler Gefahr von) potentiellen terroristischen Angriffen auf das genannte Kernkraftwerk Grundremmingen, habe ich seit langem überhaupt nichts dagegen, wenn alle diese "Strahlenwunder" stillgelegt werden, solange es keine Strategien gibt, wie die Erde und ihre Bewohner noch in Tausenden von Jahren mit den Atommülllagern, den defekten strahlenden Fässern und anderen seit Jahrzehnten bekannten potentiell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen fertig werden sollen.
Unverzeihliche Kurzsichtigkeit und Verantwortungslosigkeit von seiten der beteiligten Wissenschaftler, Energiekonzerne und Politiker!
Tatsachenbericht aus meinem Leben:
In den 70er Jahren, als ich an der Elbe lebte, sind mehrere Eltern meiner damaligen MitschülerInnen an Leukämie und Gehirntumoren verstorben. Schockierend schnell. Alle Betroffenen wohnten in der Nähe der Elb-Kühlanlagen des AKW Krümmel. Offiziell gab es natürlich "keinen Zusammenhang" zwischen den Erkrankungen und dem AKW, was inzwischen untersucht wurde/wird. Leider zu spät für die Opfer.
Auch damals gab es vor Ort eine Bürgerinitiative, die sich gegen Krümmel "gewehrt" hat.
Gut so, viel Erfolg dem FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V. !!!
Man will ja zu gern von den Lobbyisten wieder gewählt werden, wohl ein Problem, wenn es ums Abschalten von Kernkraftwerken in Deutschland geht. Wenn man auf Japan schaut und sieht, was dort seit der Katastrophe in Fukushima passiert, wird mir zumindest speiübel, wenn ich darüber nachdenke. Unverantwortlich!
Es geht um Bequemlichkeiten, „sein Gesicht zu wahren“, Profit und Geldgier. Menschenleben, die Gesundheit und die enorme Umweltbelastung sind denjenigen, die weiterhin für Atommüllproduktion und für Atomstrom plädieren, absolut gleichgültig.
Diese „Unverzeihliche Kurzsichtigkeit und Verantwortungslosigkeit von seiten der beteiligten Wissenschaftler, Energiekonzerne und Politiker!“ halte auch ich für sehr bedenklich. Ich habe mal im Internet gelesen, dass angeblich nach 100 Jahren noch ein Brennelement mit 5 Sievert pro Stunde strahlt. Eine Stunde lang müsste man sich jener Strahlung aussetzen, um eine LD-50-Dosis zu erhalten. Diese Strahlendosis soll bei jedem zweiten Menschen innerhalb eines Monats angeblich zum Tod führen. Erst nach drei Milliarden Jahren sinkt die Strahlung wieder auf sein natürliches Niveau zurück. Grusselig, so finde ich, wenn diese Informationen stimmen.
Etliche Ärzte, die hier in der Region praktizieren, haben schon vor Jahren einen Zusammenhang mit Leukämie bei Kleinkindern und mit dem AKW Gundremmingen öffentlich gemacht. Diese Tatsache wurde lange heruntergespielt. Kinder, die im Umkreis eines Atomkraftwerks aufwachsen, sind einfach stärker krebsgefährdet, aber solche Worte sind natürlich keine Werbung für Atomstrom.
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19028-2015-07-01.html
Liebe Corina, sinnvoll wäre es, wenn die verantwortlichen Energiekonzerne ihre Profite spätestens sofort in einen Zukunftsfond steckten, um wenigstens einen winzigen Teil der... Spät-Folgekosten mitzutragen ;)
hg
Lieber Ostello, schön mal wieder einen Kommentar bei derFreitag von Dir zu lesen. Ich behaupte nun einfach mal, dass die nächsten Generationen die Folgekosten für die Atomenergie tragen werden, also auf gut Deutsch: der Steuerzahler ist mal wieder der Dumme... Herzliche Grüße Corina
Liebe Corina, kann Dirnatürlich ach nur geundsätzlich beipflichten, vor allem was Grundremmingen betrifft. Danke für den sehr richtigen und informativen Beitrag.
Herzliche Grüße
poor on ruhr
Danke für Deinen Kommentar. Lieber Poor, ich wohne ca. 35 km von Gundremmingen entfernt. Deshalb mache ich auch immer wieder aufs Neue auf die potenzielle Gefahr aufmerksam.
HG Corina
Das ist auch gut so. Neben Deinem Blog habe ich davon auch im Fernsehen gehört. Wirklich furchterregend. Man kann neben dem "Darauf-Aufmerksam -machen", was Du tust leider nur hoffen, dass da nichts passiert.
Viele Grüße
poor on ruhr
Lieber Poor,
habe das Gefühl, dass vielen Industriellen und Politikern das völlig Schnuppe ist, ob es nun zum Supergau kommen könnte. "Es wird schon gut gehen..." - so ihr Motto, so dass weiterhin munter Atomstrom produziert wird. Da kommt es auf das ein oder andere krebskranke Kind doch nicht an...
...so als geringfügige Nebenwirkung. Ironie aus.
Herzliche Grüße
Corina