Demo in Ulm

Ring politischer Jugend Gemeinsam gegen Hass und Hetze der AfD. Für unsere Demokratie!

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„Gemeinsam gegen Hass und Hetze der AfD. Für unsere Demokratie!“, so die Aufforderung vergangener Woche zur Demo auf den Münsterplatz in Ulm zu kommen. Diese überparteiliche Kundgebung organisierte der Ring politischer Jugend (RPJ) für den 20.Januar 2024. Wer in der Region Neu-Ulm und Ulm lebt und sich für das politische Miteinander interessiert, weiß, dass der Verein Ring politischer Jugend erst seit August 2023 existiert. Im RPJ engagieren sich junge Menschen aus den vier Jugendparteien: Grüne Jugend, Junge Union, Jusos und Junge Liberale. Sie alle wollen damit ein kraftvolles Signal für die Demokratie an die junge Generation senden, gerade auch jetzt, wenn rechter Hass wächst. Der RPJ will aufklären und auf kommunaler Ebene junge Leute für die Politik motivieren, damit die Brandmauer gegen rechts auch weiterhin in der Region erhalten bleibt.

Am Samstag fand eine sehr gut organisierte, friedliche Veranstaltung mit ca. zehntausend Teilnehmern statt. Damit hatte der Ring politischer Jugend nicht gerechnet, dass so vielen Menschen kommen würden.

Studentin Ella Oswald von Grüne Jugend, einer der Vorstände vom RPJ und Mitorganisatorin der Demo begrüßte die Teilnehmer der Veranstaltung. Ihr sah man das Glücklichsein an und man hörte es auch in ihrer Ansprache: „Wow, wir sind unfassbar viele Leute. Danke, dass ihr gekommen seid“. Der RPJ hatte ursprünglich mit 200-300 Teilenehmern der Kundgebung gerechnet.

Ich hatte mir persönlich viele Menschen gegen rechts, gegen Hass und Hetze der AfD, um mich herum auf dem Münsterplatz gewünscht. Bei Demos sieht man oft die gleichen Gesichter, wenn die Teilnehmerzahl übersichtlich bleibt. Dieses Mal war alles anders. Seit Aufdeckung des Geheimen Treffens in Potsdam gingen bereits zuvor schon in anderen deutschen Städten sehr viel mehr Menschen als ursprünglich erwartet zu den Kundgebungen. Beeindruckend war es. Auch ich gehörte zu den Teilnehmern, die ein selbstgewerkeltes Schild dabei hatten. Ich trug es auf dem Rücken. Man sah das Cover eines Ahnenpasses aus den düsteren Zeiten Deutschlands. Darauf standen die Worte „Gegen rechts!“ und „Nie wieder ist jetzt!“ Viele Menschen, Kinder und Erwachsene hielten Schilder in die Luft oder trugen diese am Körper, um ein eindeutiges Zeichen gegen Rechtsextreme zu setzen. Einige Beispiele:

„Stell dir vor die Zukunft wäre braun und du bist schuld“

„Lieber solidarisch statt solide arisch“

„Menschenrechte statt rechte Menschen“

„Nazis wählen ist so 1933“

„Opa gegen rechts“

„Lieber solidarisch, statt BRUTAL + ARISCH___ ONE WORLD ONE VOICE ONE NATION TOGETHER WE STAND“

„DEUTSCHLAND IST BUNT“

„KEIN BÜRGER HAT DAS RECHT EINEN ANDEREN IN SEINEN GRUNDRECHTEN EINZUSCHRÄNKEN“

„Wir können was DAFÜR wenn wir nichts DAGEGEN tun“

Nicht nur die Organisatoren, auch ich, war von der gigantischen Zahl der Teilnehmer absolut positiv überrascht, aber auch von den Inhalten der Reden.

Bunt war es. Keiner scheute die Kälte, um Gesicht gegen den Rechtsruck in Deutschland zu zeigen. Zu Anfang und zum Ende der Kundgebung ertönte aus den Lautsprechern die Hymne der Europäischen Union: „Freude schöner Götterfunken“. Ein prima musikalischer Fingerzeig der Verbundenheit auf dem Münsterplatz. Ulm ist eine internationale Stadt, aber auch Gastgeberin, Heimat und Schutzraum. Da gibt es keinen Platz für Hetze und Hass von Rechtsextremen. Sie ist Stadt vom Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg, das die Schreckensherrschaft des Dritten Reichs mit all den perfiden Abgründen lebendig hält. Ulm ist auch Stadt von Sophie und Hans Scholl, deren mutigen Freunden, jungen Menschen, die einst NS-Widerstandskämpfer waren. Ulm präsentiert sich auch als Stadt einer multimedialen Dauerausstellung der Erinnerungsstätte „Weiße Rose“ im Treppenhaus der Martin-Luther-Kirche mit Blick auf die Flugblätter. Damals sahen sich die Mitglieder der Weißen Rose auch durch ihre Religionszugehörigkeit als Christen in der Pflicht nicht mehr untätig zu bleiben.

Nach der Demo am Samstag bleibt nun die Hoffnung, dass die Stadt Ulm auch in Zukunft eine weltoffene, bunte Stadt sein wird. Da hilft nur bundesweit andere Menschen aufzuklären und dies mit Argumenten und nicht mit Gewalt und Hass.

Worte aus den Reden der Kundgebung auf dem Münsterplatz bleiben im Gedächtnis haften:

„wir hatten schon mal einen Österreicher“

„diese gute, demokratische Verfassung lassen wir uns nicht nehmen“

„das ist eine Nazi-Partei“

„Fünf vor Zwölf“

„diese Neofaschisten sind nicht das Volk“

„Da muss man schon viele Schäferhunde vor der Birne haben“

„lasst uns verhindern, dass das Geheimtreffen von 2023 in die Geschichte eingeht“

Zu den Rednern gehörten u.a.: Ronja Kemmer (CDU), Marcel Emmerich (Grüne), Martin Rivoir (SPD), Ivo Gönner (früherer Oberbürgermeister), Nicola Wenge (Leiterin, Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg),

Stark waren auch die beiden jungen Schauspieler, die auf der Rednerbühne Gedichte vortrugen.

Fazit: Großartige, friedliche Veranstaltung, mein persönliches Highlight: die Reden von Emmerich und Gönner.

Alle Menschen, die in Deutschland weiterhin in einer Demokratie leben wollen, dürfen in den kommenden Monaten nicht ruhig bleiben!

Albert Einstein wurde am 14. März 1879 in Ulm geboren.

Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. Zitat Albert Einstein

Corina Wagner, 24.01.2024

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Corina Wagner

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