Treffen in Potsdam

Villa Adlon 2023 gab es ein geheimes Treffen von Rechtsradikalen in Potsdam. 1945 ein Gipfeltreffen im Schloss Cecilienhof und 1932 "den Tag von Potsdam", ein Highlight für Faschisten...

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Es gab sicherlich schon viele interessante Treffen in Potsdam, auch solche, die von historischer Bedeutung sind, so zum Beispiel nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Schloss Cecilienhof in Potsdam. Einst trafen sich dort die Vertreter der drei Siegermächte zu einem Gipfeltreffen im Zeitraum vom 17. Juli bis 2. August 1945.

Das Wichtigste dieser Dreimächtekonferenz bleibt wohl das sogenannte Potsdamer Abkommen. In diesem Dokument wurde das Wichtigste nach dem Krieg von den Alliierten schriftlich festgehalten, wie zukünftig das Prozedere, das Umgestalten in Deutschland sein würde. Die damaligen Staatschefs Winston Churchill wie auch dessen Nachfolger Clement Attlee (beide Großbritannien), aber auch Harry S. Truman (USA) und Josef Stalin(Sowjetunion) setzten mit ihren Unterschriften sichtbare Veränderungen für die Bevölkerung im Nachkriegsdeutschland in Gang.

Das Resultat dieser Verhandlungen führte allerdings auch zum Beginn des Kalten Krieges, der sich zur Spaltung Europas durch den „Eisernen Vorhang“ entwickelte. Der Bau der „Mauer“ war letztendlich für viele Menschen unerträglich. Die DDR entpuppte sich im Laufe von Jahren als menschenverachtendes Desaster. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Stalin zu Lebzeiten kein Heiliger war, sondern Massenmörder und Serienmörder. Aber es gibt heutzutage immer noch Menschen, die ihn verehren.

Ideologien überleben Generationen von Menschen. Wenn man die NS-Zeit beleuchtet, so war u.a. der Staatsakt vom 21. März 1933 ein besonderer Tag für die Nazis. Dieses Datum wurde mit dem „Tag von Potsdam“ festgehalten und gilt sinnbildlich als eins der Highlights von Faschisten. Die Inszenierung des Zusammenschlusses der jungen nationalistischen Bewegung und altem Preußentum in Potsdam weckte Neugierde und Interesse. Im Rundfunk wurde darüber live und überregional, landesweit berichtet. Innerhalb der Bevölkerung wurde zuvor bereits Euphorie dank NS-Propaganda ausgelöst. Deshalb reisten viele Menschen für das damalige Nazispektakel an. Nach diesem Staatsakt florierte der Fremdverkehr in Potsdam, lag wohl auch an dem neuen Slogan der Stadt: „Die Geburtsstätte des Dritten Reiches“. Damit ließ sich Geld verdienen und prima für Propaganda sorgen. Man wollte die Stadt als Ort nationalistischer Erziehung etablieren(Ansiedlung NAPOLA-Schule, Reichsführerschule des Arbeitsdienstes, Führerschulen von HJ und BDM). Allerdings gab es dort u.a. jahrelang Diskriminierung, Verfolgung, auch 1934 Deportationen von jüdischen Menschen in die Konzentrationslager und das systematische Ermorden. 1944 gab es im gesamten Stadtgebiet von Potsdam mehr als siebzig Lager mit Zwangsarbeitern aus 21 Nationen.

Der Zweite Weltkrieg endete am 8. Mai 1945. Zur Erinnerung: Die Anzahl der Opfer kann nicht verdrängt werden. Mehr als 60 Millionen Menschen starben. Fakt. Nach 12 Jahren NS-Herrschaft kam das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Vorgehensweise an Grausamkeiten des verbrecherischen Regimes in Deutschland zum Vorschein. Mehr als sechs Millionen europäische Jüdinnen und Juden wurden ermordet, aber auch Hundertausende Sinti und Roma. Zu Opfern gehörten weltanschaulich und politisch Andersdenkende, Menschen mit Behinderung oder Krankheit, aber auch Homosexuelle und weitere Minderheiten. Ca. 17 Millionen Menschen waren zu jener Zeit verschollen.

Tragisch: Das große Lügen der deutschen Bevölkerung war nach Kriegsende rekordverdächtig. Ein Zitat aus der Rede von Richard von Weizäcker am 8. Mai 1985 vor dem Deutschen Bundestag ist historisch relevant.

Er war 1985 Bundespräsident und sprach damals anlässlich des 40. Jahrestags des Kriegsendes während seiner historischen Rede im Deutschen Bundestag deutlich gegen diese gängige Behauptung, dass die Deutschem vom Holocaust nichts gewusst hätten: „Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, dass Deportationszüge rollten.“

Wer Potsdam heutzutage besichtigt, erlebt im Moment noch ein bunte, weltoffene Stadt.

Der 25.11.2023 steht nun für das Treffen von Rechtsextremisten in der Villa Adlon am Lehnitzsee in Potsdam. Ein geheimes Treffen von Rechtsextremen, hochrangigen AfD-Politikern, auch Unternehmern.

Sie trafen sich natürlich alle ganz privat, ohne Hintergedanken. Alle wollten mal ein bisschen Spaß am Wochenende haben und einfach unter Gleichgesinnten sein, reden, laut denken, was sie im Innersten bewegt, sich austauschen – ein ganz normaler Vorgang.

Für manche rückte wahrscheinlich insgeheim die Verwirklichung eines Traums näher. Man sprach in dieser Villa Adlon über die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland. Man plant wie einst eiskalt, schmiedet Pläne. Faschist Höcke schrieb schon darüber in seinem Buch, aber auch ein anderer Faschist, der bei dem Treffen in der Villa Adlon dabei war. Er redete sich zumindest bei Gleichgesinnten nicht um Kopf und Kragen und genoss es vermutlich. Die Faschisten haben auch ein Wort für diese Vertreibungsfantasien, Pläne und wollen es wieder im deutschen Sprachgebrauch salonfähig machen. Ich wehre mich gegen dieses Wort.

Bei mir kommt dieses Wort mit dem Anfangsbuchstaben R wie rechtsradikal keineswegs ins Vokabular. Es ist nichts anderes als die Ankündigung einer Vertreibung und dies ohne Rücksicht auf Verluste. Brutalität, menschenunwürdiges Verhalten wäre wieder alltagstauglich, käme die AfD an die Macht.

Wer jetzt noch in der AfD Mitglied bleibt, weiß auch, dass diese Partei absolut demokratiefeindlich ist und duldet Rechtsradikale, die gewaltbereit sind. Wer sie wählt muss mit den Konsequenzen leben.

Im Moment sind mancherorts solche Treffen wie im November in Potsdam geheim. Die Rechtsextremen werden mit Sicherheit immer dreister und ungehemmter.

Bunt und weltoffen ist dann in Deutschland nichts mehr, sollten sie mehr Macht bekommen. Es wird dann düster werden, wie anno dazumal.

Es wird immer wieder aufs Neue weltweit Menschen geben, die keineswegs ungebildet sind, auch zu Intellektuellen zählen und trotzdem haben sie aus der Geschichte, der Historie nichts gelernt. Sie stacheln andere an, schüren Hass, erzählen Halbwahrheiten und hoffen auf Erfolg. Sie wollen Macht.

Wer jetzt in Deutschland wegsieht und die potenzielle Gefahr der AfD immer noch nicht erkennt, muss sich später nicht wundern, wenn es in Deutschland keine Demokratie mehr gibt.

Gesicht zeigen – war noch nie so wichtig wie jetzt im Januar 2024!

Deutschland soll bunt und vielfältig bleiben!

19. Januar 2023, C.W.

Quellen
https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-cecilienhof/

https://www.politische-bildung-brandenburg.de/lexikon/potsdamer-abkommen

https://www.lpb-bw.de/kriegsende#c14161

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Geschrieben von

Corina Wagner

Wer das Wort Alphabet buchstabieren kann, ist noch kein/e Autor/in. (C.W.)

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