Zu Ehren von Corina Wagner: Bijagos Inseln

ZÄHMUNG DES MACHO Wie entsorgt man einen Ehemann? Oder: Wie sich das Matriarchat eine horizontale Gesellschaft erschafft

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Ihre Freitag-Redaktion

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/75/Ilhas_Bijagos%2C_GUine_Bissau.jpg

Foto: Wikipedia Commons, Bijagos Archipel vor der Küste von Guinea Bissau - Westafrika

http://bissautourism.com/images/igallery/resized/401-500/Guinea_Bissau_Tourism_5-493-800-600-80.jpg

Foto: Guinea Bissau mit vorgelagertem Bijagos-Archipel

Liebe dFC,

gestern (24. Oktober) hat uns unsere hochgeschätzte Bloggerin Corina Wagner eine anrührende Abschieds-Geschichte beschert (schnief...): "Wie entledige ich mich meines Ehemannes, von dem ich die Nase gestrichen voll habe?" Sie sei dem geneigten Leser, der derlei nützliche Ratschläge im umtriebigen Alltag gemeinhin entbehren muss, hier noch einmal anempfohlen.

Ich habe mir erlaubt, Ihr eine kleine Ergänzung zu schicken, wie sich die "Zähmung des Machos" ebenfalls reibungslos bewerkstelligen lässt, inklusive kostenloser Entsorgung. Diese Replik werde ich hier noch einmal als Eigen-Beitrag einstellen und hoffe dabei auf Bewusstseinserweiterung unserer lieben Bloggerin:

Liebe Corina,

es lohnt sich, einmal sogenannte horizontale Gesellschaften zu studieren, die es immer in der Menschheitsgeschichte gegeben hat und geben wird.

Ich erwähne Dir hier ein kleines Beispiel, dass Dir sicher gefallen wird.

Auf den Guinea-Bissau vorgelagerten Bijagos-Inseln gibt es die in Matriarchat organisierte Ethnie der Bijagos, deren Gemeinschaft auf dem Bodenbesitz der Frauen beruht. Der Mann hat kein Erbrecht auf Boden und damit pflanzliche Nahrung, die wichtigste Überlebensressource neben dem unbegrenzten Meer mit Fischfang. Die Initiationsriten hier aufzuzählen würde zu weit führen. Interessant aber, wie dem Machismus die Zügel angelegt werden können:

Die nach einem Jahr von "weisen" Frauen zur Eheschliessung vorbereitete Frau (der junge Mann muss Jahre im Busch ausgebildet werden, bis an die 10 Jahre) hat das Recht auf die Auswahl des zukünftigen Ehemannes. Dabei wird sie nicht den Jugendfreund, mit dem sie schon allerlei sexuelle Experimente ausprobieren konnte, zur Heirat auffordern, denn dieser befindet sich derweil bei den Exerzitien der Vorbereitung auf Familiengründung, Sie wird sich in der Gemeinde einen jungen Mann ausgucken, der alle Vorbereitungen bereits erfolgreich überstanden hat. Um ihre Leidenschaft und Heiratswunsch diesem auserwählten Kandidaten kund zu tun, wird sie, von der Mutter bestens beraten, ein köstliches Gericht auf die Beine stellen und in einer mit Platanenblättern geschützten Kalebasse des Nachts vor der Hüttentür des Ersehnten abstellen. Dieser wiederum, am nächsten Morgen sich die Augen verwundert reibend, stolpert über das Frühstücksmahl und räsonniert: "Soll ich mir, bevor ich auf die nächste Palme klettere, um den Palmwein der Nacht zu ernten, dieses verführerische Mahl reinziehen und alsdann dem Verlangen der jungen Dame nach ehelicher Gemeinschaft mit Fleiss nachkommen? Oder kann mich die "Alte" mal am A..... lecken?"

Zu diesem Räsonnement hat der junge Mann drei Tage Zeit. Wird auch das dritte Mahl nicht angebissen, dann wird's leider nichts mit der Heirat und die junge Frau wird sich anderweitig ihr Herz erwärmen müssen. Kommt es allerdings zur Annahme des Gerichtes, dann findet die Hochzeit unter Anteilnahme der gesamten Gemeinde mit grossem Gelage und Palmwein bis zum Geht-nicht-mehr statt.

Jetzt kommt aber der Clou der ganzen Geschichte: Der Ehemann hat seine festgelegten Pflichten im familiären und Gemeinde-Produktions- und -Reproduktionsprozess. Da kann es vorkommen, dass die Ehefrau aus verschiedensten Gründen heraus, weil der Ehemann nicht so funktioniert wie er sollte, die Nase voll von ihm hat und ihn schlichtweg loswerden will. Vielleicht ist sie ja auf einen anderen Mann spitz? In diesem Fall wird der Ehemann aus Familie und Gemeinde entfernt und vereinigt sich mit anderen verstossenen Leidensgenossen. Da kann es dann ein ganzes Rudel von ausgesonderten Ehemännern geben, die nicht mehr das Recht haben, irgendeinen Kontakt mit der Gemeinde aufzunehmen. Sie streunen dann wie wilde Hunde im Wald umher, versuchen dann und wann einen verstohlenen Blick auf die Gemeinde und frühere Familie zu werfen, bereiten sich aber gemeinhin auf den kaum zu vermeidenden Suizid vor. Die soziale Isolierung ist schlimmer als der Knast der Metropolen.

Fazit der Geschichte: Es gibt immer Mittel und Wege, despotische oder undemokratische vertikale Herrschaft in eine horizontale zu kehren. Wir könnten in Deutschland einmal nachdenken, wie wir uns die Volkssouveränität gegenüber den BT-Volks-(ver)-Tretern erobern. Schicken wir sie einfach auf die Palme, in den Busch oder das Meer, oder besser noch, entziehen wir ihnen die Nahrungsaufnahme: Es gibt dann einfach keine Kalebassen mehr mit Schlemmeressen im Saarland! Entschuldigung: In Deutschland natürlich! Basta!

Dir noch ein schönes Wochenende! CE

Credits to:

Corina Wagner, dFC (24.10.2013), Abschied CoLyrik Aus dem Tagebuch von Adele Wurmholz... Es ist nun wirklich an der Zeit - Abschied zu nehmen. Tagelang quälte mich dieser Gedanke. … Schnief …
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Geschrieben von

Costa Esmeralda

35 Jahre Entwicklungsberater, Lateinamerika, Afrika, Balkan. Veröff. u.a. "Abschied von Bissau" und "Die kranke deutsche Demokratie".

Costa Esmeralda

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