Irans Mullahs: Kein Abschied von Atombombe

Geheimnis ohne Ende Neue Enthüllungen des iranischen Widerstandes zum iranischen Atomprogramm – Was passiert in den geheimen Sprengkammern?

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Der iranische Widerstand verfügt über ein Netzwerk an Informanten, das bis in die höchsten Kreise iranischer Forschungsabteilungen und in Führungsriege der iranischen Revolutionsgarden reicht. Auf diesem Wege konnte erneut ein wichtiges Projekt des iranischen Atomprogramms aufgedeckt und mit Dokumenten belegt werden. Neben der Offenlegung verschiedener atomarer Anlagen im Iran und der Struktur der iranischen Kernwaffenforschung und -planung konzentrieren sich die aktuellen Enthüllungen auf zwei gewaltige Sprengkammern. Die beiden zylinderförmigen Kammern haben einen Durchmesser von 4,5 Meter und sind 19 Meter lang. Eine Kammer befindet sich auf der Anlage in Parchin, der Standort der zweiten Kammer ist nicht aus den Dokumenten zu klären, die dem iranischen Widerstand vorliegen. Auch der der internationalen Atomenergiebehörde IAEA sind die Kammern nicht bekannt; demzufolge hatte bisher auch kein Inspektor der Behörde Zugang zu diesen Kammern.

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Zentrifugen in Natanz / Iran

In beiden Kammern werden atomare Sprengsätze getestet. Erst kürzlich gab es in der zweiten Anlage gewaltige Explosionen, bei denen zwei Arbeiter starben. Die Arbeiten in den Kammern gehören zu einem zentralen Forschungsprojekt des iranischen Regimes für die Weiterentwicklung ihres Kernwaffenprogramms. Dies berührt naturgemäß auch die Atomverhandlungen zwischen den P5+1 und dem iranischen Regime. Die vom iranischen Widerstand gesammelten Unterlagen stammen aus der Zeit von 2012 bis Oktober 2014.

Die zwei Kammern existieren seit 2001. Den Gesamtumfang des Projektes kennen nur zwei hochrangige iranische Revolutionsgardisten, die mit der Leitung des Projektes betraut sind. Den Bau der Kammern erledigte die Firma AzarAb, die zu den zahlreichen Unternehmen der iranischen Revolutionsgarden zählt. Hauptverantwortlicher des Projektes ist Saeed Borji, ein enger Vertrauter von Mohsen Fakhrizadeh, dem Leiter des SPND, der zentralen Forschungs- und Entwicklungseinheit des iranischen Atomprogramms. Die IAEA versucht seit Jahren vergeblich, ihn zu befragen.

Das iranische Regime hat für den Bau der Kammern mehrere Experten aus der Ukraine, Weißrussland und Russland angeheuert. Für deren Rekrutierung ist eine spezielle Organisation des iranischen Regimes zuständig: das CITC, das Zentrum für technologische und innovative Forschung im iranischen Präsidialamt. Das CITC steht in direktem Kontakt mit Borji und setzt seine Wünsche nach entsprechenden Experten um. Gleichzeitig versucht das CITC, die internationalen Sanktionen in dieser Hinsicht zu umgehen. Das Projekt wurde nach außen hin als „Forschung auf dem Feld der Nanotechnologie“ bezeichnet. Einer dieser Fachleute ist der Ukrainer Vycheslav V. Danilenko, der sich mit der Entwicklung atomarer Sprengköpfe auskennt. Er arbeitete lange Zeit auf streng geheimer Ebene mit Borji zusammen und war an der Entwicklung der Kammern maßgeblich beteiligt.

Die Planung der Sprengkammern geht bis die 90er Jahre zurück und wurde bereits dort von einer Einheit zur Entwicklung von atomaren Sprengsätzen betreut. Saeed Borji, der seit den 80er Jahren in den islamischen Revolutionsgarden Karriere gemacht hatte, wurde von Beginn an mit dem Projekt betraut. Vycheslav V. Danilenko hingegen trat 1995 über die ukrainische Botschaft mit dem iranischen Regime in Kontakt und bot seine Hilfe zum Bau von Kernwaffen an. Er stand nach seiner Anheuerung schnell in direktem Kontakt mit Borji und diese Kooperation dauert bis heute an. 2006 gewann Danilenko gar einen Preis für seine Forschungen im Bereich der Nanotechnologie im Iran.

Vertreter des Nationalen Widerstandsrates Iran haben diese Informationen im Rahmen einer Pressekonferenz veröffentlicht. Die Ergebnisse sind auch deshalb so brisant, weil sie zeigen, dass das iranische Regime aktuell die Kammern benutzt und dass seine seit Jahrzehnten aktiven Führungspersonen des Kernwaffenprojektes immer noch in diesem Projekt tätig sind. Nach der Bekanntgabe forderten Vertreter des Nationalen Widerstandsrates Iran, dass eine Inspektion der Anlage in Parchin und eine Befragung der beteiligten Schlüsselpersonen dringend erforderlich ist. Die strikte Einhaltung und Umsetzung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates ist unerlässlich, wenn die Welt eine dauerhafte Lösung im Streit um das iranische Kernwaffenprogramm erreichen will.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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