Neue Protestwelle im Iran

Regime-Change gewünscht - Bürgerproteste gehen im Iran weiter, breiten sich aus. Sie scheinen unaufhaltsam zu sein. Das Problem sitzt tief.

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Seit Tagen demonstrieren immer wieder wütende Menschen in verschiedenen Städten des Iran, darunter in den Metropolen Isfahan, Mashhad, Shiraz sowie in der Hauptstadt Teheran gegen die religiöse Herrschaft im Lande. Sie skandierten Slogans wie: „Tod dem Diktator!“ Die Sicherheitskräfte befinden sich in voller Alarmbereitschaft, um die Bildung von Demonstrationen zu verhindern – doch vergebens. In vielen Teilen des Landes verzögern sich die Internet-Verbindungen.

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In einem Stadtviertel in Teheran, 3. August 2018

In Shapur Jadid bei Isfahan riefen die Demonstranten in Sprechchören: „Habt keine Angst, habt keine Angst, wir sind alle zusammen!“ Die Leute verbrannten Gummischläuche, um dem Tränengas zu begegnen und einen Angriff der Sicherheitskräfte zu verhindern. Anti-Aufruhr-Truppen und Söldner in Zivil griffen die Demonstranten an; doch diese traten ihnen entgegen und wehrten sich mit Stöcken, Steinen und sogar mit der bloßen Hand. Eine Reihe von Demonstranten wurden verhaftet.

In Shiraz skandierten große Menschenmassen: „Tod dem Diktator!“ „Kanonen, Panzer, Feuerböller – werden uns nicht aufhalten“, „Die Mullahs müssen gehen!“ „Rouhani, Schande über dich – gib das Land frei!“

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Proteste in Stadt Karaj am vierten Tag in Folge, 3. August 2018

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In Mashhad versammelten sich tausende Menschen vom Shohada-Platz bis hin zum Tohid-Platz und skandierten: „Nieder mit den hohen Preisen!“ „Schande über euch, die ihr in den Palästen lebt! Gebt das Land frei!“ Die Sicherheitskräfte begannen, in die Luft und mit Platzpatronen zu schießen. Die Aufruhr-Garde griff die Leute an und verhaftete einige von ihnen, doch wurden die Konfrontation und die Proteste fortgesetzt. Es wurde skandiert: „Hohe Preise, Elend – nieder mit Rouhani!“

Der bisher größte Protest ereignete sich in der Nähe von Teheran. Rund 500 Angreifer hätten am Freitagabend versucht, die Türen einer Religionsschule einzutreten und dort Feuer zu legen.

Als Quelle nennt die iranische Nachrichtenagentur Fars den Leiter der Schule in der Stadt Eschtehard. Bei dem Angriff hätten die Demonstranten Parolen "gegen das System" gerufen. Sondereinheiten der Polizei hätten die Demonstranten vertrieben und einige von ihnen festgenommen. Die Agenur Fars steht den iranischen Revolutionsgarden nahe. Informationen über die Proteste werden auch von iranischen Oppositionspolitikern via Twitter verbreitet. Maryam Rajavi lebt im Exil in Paris, sie ist die Präsidentin des Nationalen Widerstandsrates im Iran und glaubt, dass hier eine neue Protestwelle ihren Anfang nimmt.

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Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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