Knoten geplatzt: die "Afghanistan-Connection"

Vertuschung Dienste, Militär, Politiker - wer trägt die Verantwortung für die Falschmeldungen aus Ministerium und Einsatzführungskommando?

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Die Geschichte kennen meine Leser im Prinzip - hier die Antwort auf die kleine Anfrage, die mich seit Monaten beschäftigt:

Dokument zum Vorfall am 27.09.2008 zum Download bei der Tagesspiegel.

Ich trage die Richtung des MDR-Beitrages nicht in Gänze mit. Alternde Ex-Generäle die nahelegen, künftig mehr in Marine und Luftwaffe zu investieren, nachdem das Heer wegen dem Afghanistan-Einsatz überproportional viel aus dem Geldtopf erhalten hat, würde ich nie derartig in Szene setzen.

Im Kern sind aber die Aussagen richtig, dass die Seilschaften, Absprachen und Schweigevereinbarungen zum Zwecke der Förderung von Vorteilen und Vertuschung von Versäumnissen der Armee dem Ansehen unseres Landes schaden.

Undemokratisch trifft es am besten. Ich hoffe, die Entlassungs- und Ruhestandswelle schlägt bis in die Ebenen der Unterstützer in den Gehaltsklassen A13 / A14 und darüber durch. Egal, ob uniformiert oder im zivilen Beamtenverhältnis tätig, egal ob Bundeswehr oder BND.

Meine Aussage steht - die Bundeswehr mauert

Ich berufe mich weiterhin auf die Äußerungen des landeskundlichen Beraters - diese Version hat sich seit Jahren für mich nicht geändert, wohingegen es nun drei offizielle Darstellungen der Bundeswehr zum 27.09.2008 gibt.

Doch vermutlich werden diese genau so fernab jeglicher Realität im Ministerium behandelt, wie die Meldungen zur Einsatzbereitschaft von Gerät, Versorgungslage oder dem Sachstand zum Umgang mit Veteranen.

Meldung 1 - Urheber Bundeswehr - Pressemeldung

https://daniel-luecking.berlin/ptbsblog/wp-content/uploads/2014/02/ScreenShotBundeswehrde-300x144.jpg

Meldung 2 - Urheber Bundeswehr - Unterrichtung des Parlaments

https://daniel-luecking.berlin/ptbsblog/wp-content/uploads/2014/02/ScreenshotUDP-300x200.jpg

Meldung 3 - Urheber Bundeswehr - Antwort auf Kleine Anfrage Dokument zum Vorfall am 27.09.2008 zum Download bei www.afghanistan-connection.de

Wer diese drei Dokumente nun so gar nicht deckungsgleich bekommen kann - ich bin der Auffassung, das Transparenz genau das erfordern würde - darf sich die Mühe sparen und orientiert sich einfach an der Augenzeugen-Version und meinen Erlebnissen vor Ort.

Für die Augenzeugenversion sind leider keine Unterstützer aufzutreiben, weil viele davon noch aktive Soldaten bzw. Geheimnisträger sind:

Augenzeugen-Meldung Lücking

https://daniel-luecking.berlin/ptbsblog/wp-content/uploads/2014/10/141007_Zitat.png

Derartige Machenschaften wurden und werden seitens der Oppositionspartei der Partei "Die Linke" regelmäßig hinterfragt. Instanzen im Ministerium auf Staatssekretärsebene sperrten sich aber bisher mit dem Verweis auf angebliche Sicherheitsinteressen gegen die Aufhebung der Einstufung.

Selbst auf direkte Nachfrage werden Jahre nach dem Vorfall Sicherheitsbedenken vorgeschoben. Ich rechne derzeit quasi täglich mit Repressalien - eine Antwort, was in diesem Fall das schutzbedürftige Interesse sein soll, habe ich seit Mai 2013 nicht erhalten.

Weder auf Nachfrage bei Herrn Gauck, noch auf Nachfrage bei Frau Merkel, noch konnten oder wollten mir Frau von der Leyen oder der Wehrbeauftragte Herr Königshaus zu dem seltsamen Meldewesen Rede und Antwort stehen.

Von Nichts gewußt?

Bundeswehr-Generäle, egal ob außer Dienst oder aktiv, die ich anspreche ziehen sich auf die Position zurück, Sie würden gerade Uniform tragen und hätten allenfalls eine private Meinung. Manch "a.D.'ler", den ich damit konfrontierte, verfiel in ein peinlich berührtes Schweigen:

"Halten Sie es für möglich, dass Sie im NATO-Hauptquartier und im Bundestag einfach so weit von Afghanistan entfernt sind, dass Sie gar kein reales Lagebild mehr erreicht?"

Betretenes Schweigen bei Ex-Abgeordneten und einem hochrangigen Ex-NATO-General anlässlich der Podiumsdiskussion im März 2014 beim Treffen des Darmstädter Signals.

Eine Parlamentsarmee kann nach solchen Falschmeldungen und Dienstverfehlungen auf ranghöchster Ebene konsequenter Weise nur noch kaltgestellt werden, bis geklärt ist, wie diese Strukturen wieder unter eine parlamentarische Kontrolle kommen können.

Mitwisser

Wievielen Parlamentariern der Regierungsparteien und der Opposition wurde dieser Missstand in den letzten Jahren zugetragen? Warum letztlich niemand bereit war zu handeln und zu hinterfragen, bedarf ebenso der Aufklärung, wie die Frage, wie tief diese Netzwerk reicht und wie die Rolle zu Zeiten des Kosovokrieges und bei den Einsätzen davor waren.

Wievielen Redaktionen in Deutschland war dieses Eisen zu heiß, um es anzupacken, wenn eine klare Sprache dazu führt, dass Klage erhoben wird, wie kürzlich Claus von Wagner und Max Uthoff feststellen mussten?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Daniel Lücking

Journalist - verfolgt den 1. Untersuchungsauschuss des Bundestags zum Attentat am Breitscheidplatz vom 19.12.2016

Daniel Lücking

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