Ihr macht den Krieg!

Medien. Die Kriege -- für viele sind sie weit weg. Morgen ist er hier, zerfetzt er auch hier Menschenleiber -- Kinder, Junge, Alte… …und zerreißt Seelen.

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Ihre Freitag-Redaktion

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Die Worte Friede und Liebe -- aus der Sicht von Leuten in gepolsterten Salon-Sessel wirken sie blumig.

Dort, wo der Krieg tobt, sind sie einzige Sehnsucht.

Warum ich über die Liebe schreibe und über den Frieden?

Weil sie tiefste Sehnsucht der Menschen sind.

Wer wünscht sich nicht Liebe und Friede für sich und seine/ihre Kinder?

Warum sollte ich mir einen Maulkorb aufsetzen lassen,

nicht mehr von der Liebe und von Frieden sprechen?

Mir sagen lassen:

Schweige und sprich nicht von Liebe.

Störe die Kriegsrhetorik nicht, in ihren kalten Abläufen. Störe das kapitalistische-militärische Räderwerk nicht?

Sprich von Bundeswehrengagement, von NATO, von hard power, soft power, smart power?

Schweige über Liebe und Friede!?

Doch dort, wo die Worte fehlen -- die Worte Liebe und Friede,

fehlt auch die Alternative zum Krieg.

Denn im Anfang war das Wort – und das Wort war ein Wort der Liebe

und es wurde Fleisch.


Lösch es aus der Sprache,

radiere es aus,

damit auch die Sehnsucht verschwindet

der Menschen nach Liebe und Frieden.

Damit auch das Wissen verschwindet,

die Welt könnte auch anders sein – liebevoll und friedlich.

Für Euch, die Ihr verwöhnt und überbehütet von Müttern und Vätern seid,

für Muttersöhne und Vatertöchter klingt das Wort Liebe

wie noch ein Löffel Brei von Mami und Papi,

noch ein Löffel Brei – von genau dem Brei,

von dem Ihr so übersatt seid,

weil Eure Mamis und Papis sich kümmerten,

weil Ihr lernen konntet, Abi machen, studieren,

weil Ihr zuhause Bücher hattet und Fernseher und Zeitungen,

weil Ihr zu essen hattet,

umsorgt ward und den Rest Euch kaufen konntet,

weil da Beziehungen waren und Kontakte von Papi und Mami,

weil die alten europäischen Eliten sich reproduzieren

über Kinder und Kindeskinder,

weil Ihr Liebe mit Brei verwechselt,

probt Ihr pubertären Schein-Aufstand,

gegen den Brei, den Ihr für Liebe haltet,

der Euch übersattmacht,

in dem Ihr seit dem Tag Eurer Geburt steckt,

sagt Ihr: bäh zur Liebe!

Ihr kennt die Liebe nicht,

nur den Wohlstands-Konsum-Brei,

der Euch anätzt.

Doch statt Euch gegen den Brei aufzulehnen,

bleibt Ihr bequem drinnen hocken

und mosert gegen Frieden und Liebe,

die Ihr beide nicht kennt.

Europa rühmt sich mit Demokratie,

mit Chancengleichheit in Sachen Bildung,

freier Presse.

Wir haben hier weder Demokratie,

noch Chancengleichheit

noch unabhängige Medien,

die alten Eliten reproduzieren sich.

Ihr seid nicht mit Hunger zur Schule,

nicht aus dem Bett geprügelt

und ins Bett geschlagen worden,

Eure Kinderhände bluteten nicht vor Arbeit

Eure Lungenbläschen sind nicht zerschnitten von Quarzsand.

Deshalb sagt Ihr Liebe bäh!

Dort, wo die Worte Liebe und Frieden fehlen,

fleht die Alternative zu Gewalt und Krieg,

in Gedanken und Taten.

Feminismus und fast alles,

das wir Frauen erstritten,

wurde auf einem pazifistischen Weg erstritten.

Feminismus ist eine Bewegung,

die zeigt: Pazifismus ist nicht wirkungslos.

Fast alles, das Feministen/innen erstritten,

wurde auf pazifistischem Wege erreicht.

Doch in den gepolsterten Salonsesseln,

dort wo Feminismus eine Luxusfrage von Format Porscheangelegenheit ist,

da ist Pazifismus und Friede etwas für Mönche und Klöster,

aber nicht für die Welt,

nicht für die Menschen.

Da sind Frauenrechte mit Waffen zu haben,

ist Pazifismus was für Klöster.

Brücken bauen zwischen den Religionen,

das sei was für idealistische Träumer/innen und Spinner/innen,

lacht Ihr;

und gröllt:

fort mit den Pazifisten/innen!

Liebe bäh! Friede bäh!

Schürt die Islamophobie,

reist die wenigen Brücken auch noch ein!

Fahrt Mercedes – ohne Eselskarren!

Fördert die Wirtschaft,

fahrt das kapitalistische Vehikel!

Lacht die Bergmönche und Bergnonnen aus.

Und vergesst nicht zu sagen,

dass die Bergmönche und Bergnonnen schuld sind,

die Religionen.

Nicht etwa ging die Gewalt

von Neoliberalismus, Kapitalismus und realem Sozialismus, religiösem Fundamentalismus usw. aus,

sondern schuld sind die Religionen an sich,

die bösen Religionen.

Und sonst?

Natürlich der Pazifismus.

Mit all Eurem Reichtum an Bildung und Wissen

und Geld, mit dem man/frau gesellschaftlich Richtung bestimmen kann,

kaufen kann

in Euren kapitalistischen Vehikeln

seid Ihr arm

ist Eure Denke einfältig und plakativ,

Ihr baut keine Brücken zwischen Kulturen und Religonen,

Ihr reist sie ein.

Ihr seid übersättigt und gelangweilt

der Liebe überdrüssig.

Nur was ihr für Liebe haltet,

das ist keine Liebe,

das ist der Brei, der Euch aus den Ohren quillt,

und von dem Ihr immer noch esst,

mehr esst,

der Konsumbrei

die Konsumliebe

mit der Euch Eure Mamis und Papis abfüllten.

Und wer sagt wieviel?

Stellt die Fragen,

gibt die Antworten.

Manche mehr manche weniger.

Aber nicht herrschaftsfrei ist der Diskurs.

Da sind Leute,

selbsternannte Repräsentanten/innen,

die den Kurs vorgeben.

Richten wie im jüngsten Gericht.

Und lustig, lustig,

die niedlichen Antworten in den Sesseln,

noch eine Runde Lachen für alle,

der Islam ist so

Russland ist so.

Diskurs.

Vorgabe.

Kurs vorgegeben.

Nein, wir brauchen keine Brücken der Verständigung bauen.

Einfache Schablonen genügen.

Sagen die selbsternannten Repräsentanten/innen.

Und noch ein lustiger Witz oben drauf.

Es ist alles so lustig.

Zum Lachen komisch,

zum Brüllen witzig.

Feindbild Islam.

Feindbild Russland.

Es geht nicht um Verständigung,

sondern um Schwarz Weiß,

gut böse,

und die Brücken,

die Ihr einreißt,

sind die Brücken,

die den Kindern von morgen fehlen.

Weil aus Feindbildern entstehen Kriege!

Solange Krieg weit weg ist,

sind Verständigung,

Versöhnung,

Konfliktlösung

blumige Worte.

Friede bäh, bäh!

Heute mal keine Lust auf Verständigung.

Reißt die Brücken ein.

Die Kinder von morgen,

sollen zusehen wie sie den reißenden Fluss überqueren.

Das ist nicht unser Bier.

Noch ein Witz gefällig? Ha ha!

Poesie besteht aus Versmaß.

Links, zwo, drei,

links, zwo, drei

irgendwie im Zweifel links.

Klingt irgendwie gar nicht links.

Klingt irgendwie nicht nach Pazifismus.

Eher nach Militär.

Mich kotzt Euer Antipazifismus an!

Mich kotzt Euer Antifeminismus

getarnt als bürgerlicher Scheinfeminismus an!

Mich kotzt Euer Militarismus an!

Ich glaube an keine linke Avantgarde.

Ich glaube an herrschaftsfreien Diskurs

-- an Égalité, Liberté

und an das unpolitische Wort Liebe.


Ich glaube an Wege der Verständigung

und an Friede.

Ich glaube daran,

dass keine Kultur und Religion der Welt für sich alleine ganz ist,

jede Religion und Kultur ist für sich nur Teil, unvollständig.

Ich glaube daran,

dass sie sich ergänzen,

sich einander suchen,

wie Liebende,

die nur gemeinsam ganz werden.


Ich glaube an das Hohe Lied der Liebe – und daran, dass die Religionen und Kulturen sich suchen und ergänzen wie der Hirte und Shulammit:

„SIE

Komm doch und küß mich.

Deine Liebe berauscht mich

mehr noch als Wein.

Weithin verströmt

Dein kostbares Balsam

herrlichen Duft.

Jedermann kennt dich,

alle Frauen

schwärmen für Dich.

Komm, laß uns eilen,

nimm mich mit Dir,

faß meine Hand.

Du bist mein Liebster,

Deine Zärtlichkeit gibt mir

Freude und Glück.

Mit Musik und Lyrik

möchte ich preisen

Deine Liebe.

Frauen, die schwärmen,

wenn Dein Name genannt wird,

tun dies aus gutem Grund.

Die Frau vom Land

Sie.

Schwarz gebrannt hat mich die Sonne,

schwarz wie Beduinenzelte,

wie die Decken Salomos.

Trotzdem bin ich schön, Ihr Frauen der Stadt.

Seht nicht so auf mich herunter,

weil ich anders bin,

draußen muss ich alle Tage meiner Brüder Weinberge hüten.

Doch für meinen eigenen Weinberg

- für mich selbst – kann ich nicht sorgen,

dafür bleibt mir keine Zeit.

Die Hirtin:

Sie

Sag mir, Geliebter,

wo kann ich Dich finden?

Wo ruhn Deine Schafe,

mittags, wenn es heiß wird?

Andere Hirten,

was sollen die denken,

wenn ich nach Dir frage,

überall suche?

Er

Mußt Du mich fragen,

Du schöne Frau?

Du mußt es doch wissen,

wo Du mich findest?

Nimm Deine Zicklein,

und folge dem Schafsweg.

Dort wirst Du mich finden,

nah bei den Zelten.

Gespräch der Liebenden:

Er

Prächtig und schön siehst Du aus,

meine Freundin,

stolz wie die Stute an Pharaos Wagen!

Schmückende Kettchen umrahmen die Wangen,

Deinen Hals zieren Schnüre und Perlen.

Sie

Solange mein Liebster mir nahe ist

verbreitet mein Nardenöl seinen Duft.

Mein Liebster liegt bei mir,

an meiner Brust

er duftet wie würziges Myrrhenharz

so kräftig wie Blüten vom Hennastrauch,

im Weinberg wachsen sie.

Er

Schön bist du, wunderschön,

meine Freundin

und Deine Augen sind lieblich wie Täubchen.

SIE

Stattlich und schön bist auch Du

mein Geliebter.

Sieh, unser Lager ist blühendes Gras,

Balken in unserem Haus sind die Zedern

und die getäflten Wände Zypressen.

Liebe sieht alles schöner

Sie

Eine Frühlingsblume bin ich

wie sie in den Wiesen wachsen,

eine Lilie aus den Tälern.

Er

Eine Lilie unter Disteln –

so erscheint mir meine Freundin.

unter allen anderen Mädchen.

Sie

Wie ein Apfelbaum im Walde

ist mein Liebster unter Männern.

Seine Schatten hab ich gerne,

um mich darin auszuruhen,

seine Frucht ist süß für mich.

Krank vor Liebe

Sie

Ins Festhaus hat mein Liebster mich geführt,

Girlanden zeigen an, dass wir uns lieben.

Stärkt mich mit Äpfeln, mit Rosinen,

denn Liebessehnsucht hat mich krank gemacht.

Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf,

und mit der rechten hält er mich umschlungen.

Ihr Frauen lasst uns allein!

Denkt an die scheuen Rehe und Gazellen:

Wir lieben uns schreckt uns nicht auf.

Der Winter ist vorbei

Sie

Mein Freund komm zu mir.

Ich spür’s, ich hör ihn schon.

Über Berge und Hügel

eilt er herbei.

Dort ist er –

schnell wie ein Hirsch,

flink wie die Gazelle.

Jetzt steht er vor meiner Tür

und spricht zu mir.

Er

Mach schnell, mein Liebes!

Komm heraus, geh mit!

Der Winter ist vorbei mit seinem Regen.

Es grünt und blüht soweit das Auge reicht.

Im ganzen Land hört man/frau die Vögel singen,

nun ist die Zeit der Lieder wieder da.

Sieh doch: die ersten Feigen werden reif,

die Reben blühn, verströmen ihren Duft.

Mach schnell, meine Liebste.

Komm heraus, geh mit mir!

Verbirg Dich nicht vor mir wie eine Taube,

die sich in einem Felsenspalt versteckt.

Mein Täubchen zeig, Dein liebliches Gesicht

und laß mich Deine süße Stimme hören.

Die Frauen

Ach, fangt uns doch die Füchse,

die frechen kleinen Füchse,

Die Füchse wühlen im Weinberg,

wenn unsere Reben blühn.

Sie

Nur mir gehört mein Liebster

und ich gehöre ihm.

Er findet seine Weide,

wo viele Blumen stehen.

Am Abend, wenn es kühl wird,

und alle Schatten fliehn,

dann komm zu mir, mein Liebster.

Komm, eile wie ein Hirsch,

sei flink wie eine Gazelle.

Die in den Bergen wohnt.

Nachtgedanken

Sie

Nachts lieg ich auf dem Bett und kann

nicht schlafen.

Ich sehne mich nach ihm und suche ihn

doch nirgends kann mein Herz den Liebsten

finden.

Ich seh mich aufstehen und die Stadt durchsuchen,

durch Gassen streifen, über leere Plätze –

ich sehne mich nach ihm und suche ihn,

doch nirgends kann ich meinen Liebsten finden.

Die Wache greift mich auf

bei ihrem Rundgang.

Wo ist mein Liebster, habt ihr ihn gesehen?

Nur ein paar Schritte weiter find ich ihn.

Ich halt ihn fest und las ihn nicht mehr los,

ich nehm ihn mit nachhause auf mein Zimmer

wo meine Mutter mich geboren hat.

Ihr Frauen, laßt uns allein.

Denkt an die scheuen Rehe und Gazellen.

Wir lieben uns, schreckt uns nicht auf.

Der Bräutigam kommt

Die Zuschauer

Was kommt dort herauf aus der Wüste?

Wie Rauschsäulen zieht er heran;

er duftet nach Weihrauch und Myrrhe,

nach allen Gewürzen der Händler.

Schaut hin.

Der heutige Tag ist Freude und Hochzeit,

Friede und Glück.

Du bist schön meine Freundin

Er

Besingen will ich Deine Schönheit,

Du bist lieblich, meine Freundin.

Deine Augen sind wie Tauben,

flattern hinter einem Schleier.

Wie die Herde schwarzer Ziegen

talwärts vom Berg zieht.

fließt Dein Haar auf Deine Schultern.

Weiß wie frischgeschorene Schafe,

wenn sie aus der Schwemme steigen,

glänzen prächtig Deine Zähne,

keiner fehlt in der Reihe.

Wie ein scharlachrotes Band

ziehen sich Deine Lippen.

Deine Wangen hinterm Schleier

schimmern rötllich wie die Scheibe

eines Apfels vom Granatbaum.

Wie der Turm,

glatt und rund, geschmückt,

ragt Dein Hals.

Deine Brüste sind zwei Zicklein,

Zwillingsjunge der Gazelle,

die in Blumenwiesen weiden.

Wenn die Schatten länger werden

und der Abend Kühle bringt,

komm ich zu Dir, ruh auf Deinem

Myrrheberg und Weihrauchhügel.

Deine Schönheit will ich besingen.

Du bist lieblich, meine Freundin,

und kein Fehler ist an Dir.

Geh mit mir.

Er

Komm, meine Braut, geh doch mit,

laß die Berge.

Laß die Gefräßigen, komm.

Fort von den Gipfeln,

fort von den ragenden Höhn,

fort von den Lagerplätzen der Löwen,

fort von den Bergen der Panther, komm mit.

Liebesträume

Er

Ich träume von Dir,

Geliebte, meine Braut.

Ein Blick aus Deinen Augen,

und ich ward gebannt.

Wie glücklich Du mich machst

mit Deiner Zärtlichkeit.

Meine Liebste, meine Braut.

Ich bin von Deiner Liebe

berauschter als von Wein.

Du duftest süßer noch

als jeder Balsamduft.

Wie Honig ist Dein Mund,

mein Schatz, wenn Du mich küsst,

und unter Deiner Zunge

ist Honigmilch.

Die Kleider, die Du trägst,

sie duften wie der Wald

hoch auf dem Land.

Der Liebesgarten.

Er

Meine Braut ist ein Garten

voll erlesener Pflanzen.

An Grantapfelbäumen

reifen köstliche Früchte.

Herrlich duften die Rosen

und die Blüten des Henna.

Narde, Safran und Kalmus,

alle Weihrauchgewächse.

Zimt, Aloe, Myrrhe,

alle Balsame

sind im Garten zu finden.

Eine Quelle entspringt dort

mit kristallklarem Wasser,

aber noch sind mir Garten

und Quelle verschlossen.

Sie

Kommt doch Ihr Winde,

durchweht meinen Garten.

Nordwind und Südwind,

erweckt seine Düfte.

Komm, mein Geliebter,

betritt Deinen Garten.

Komm doch und iß

seine köslichen Früchte.

Er

Ich komme in den Garten,

zu Dir, meine Braut.

Ich pflücke die Myrrhe,

die würzigen Kräuter,

ich öffne die Wabe und esse den Honig.

Ich tinke den Wein

ich trinke die Milch.

Eßt, Freunde, auch Ihr,

und trinkt Euren Wein,

berauscht Euch an Liebe.

Nachtgedanken

Sie

Ich lag im Schlaf, jedoch mein Herz blieb wach.

Da klopft’s! Mein Freund steht

vor der Tür.

Er

Mach auf, mein Schatz, wach auf,

ich will zu Dir.

Mein Täubchen, öffne doch, laß mich hinein.

Mein Haar ist naß vom Tau der kühlen Nacht.

Sie

Ich hab doch mein Kleid schon ausgezogen

und meine Füße sind gewaschen…

Durchs Fenster an der Tür greift seine Hand,

ich höre, wie sie nach dem Riegel sucht.

Mein Herz klopft laut und wild. Er ist so nah.

Ich springe auf und will dem Liebsten öffnen.

Als meine Hände nach dem Riegel greifen,

da sind sie feucht von bestem Myrrheöl.

Schnell öffne ich die Tür für meinen Freund:

Doch er ist fort, ich kann ihn nicht mehr sehn.

Mein Herz steht still, fast tötet mich der

Schmerz.

Ich suche meinen Freund,

kann ihn nicht finden.

Ich rufe ihn, doch er gibt keine Antwort.

Die Wächter finden mich bei ihrem Rundgang,

sie schlagen ohne Mitleid auf mich ein

und reißen mir den Umhang von der Schulter.

Helf mit suchen!

Sie

Ihr Frauen alle, ich beschwöre Euch:

Wenn euch mein Freund begegnet,

sagt ihm doch,

die Liebessehnsucht macht mich matt

und krank.

Die Frauen:

Beschreib ihn uns,

Du Schöne.

Wer ist es, den Du suchst?

Was unterscheidet ihn

Von anderen Männern,

daß Du uns so beschwörst.

Sie

Mein Liebster ist blühend und voller Kraft,

nur einer von Tausenden ist wie er.

Sein schönes Gesicht ist so braungebrannt,

sein Haar ist dicht und lockig und rabenschwarz.

Die Augen sind lebhaften Tauben gleich.

Ganz weiß sind die Zähne, als hätten sie

gebadet in Bächen von reiner Milch.

Die Wangen sind Beete voll Balsamkraut,

die herrlichsten Würzkräuter sprießen dort.

Wie Lilien leuchtet sein Lippenpaar,

das feucht ist von fließendem Myrrheöl.

Die Arme sind groß

und sanft.

Sein Leib ist ein Kunstwerk aus Elfenbein

geschmückt mit Saphiren.

Die Beine sind Säulen gleich

die fest und ruhig stehen.

Seine Stattlichkeit

gleicht Zedern an Pracht und Kraft.

Sein Mund ist voll Süße,

wenn er mich -

küsst.

Ja, alles an ihm ist begehrenswert.

Seht, so ist mein Liebster und so mein Freund.

Nun wisst Ihr’s, Ihr Frauen, helft mir suchen.

Die Frauen

Schnell, sag uns noch,

Du Schöne.

Wo ging Dein Liebster hin?

Wir wollen mit Dir gehn

Und nach ihm suchen.

Wo könnte er denn sein?

Sie

Er ist in seinem Garten,

wo Balsamsträucher stehn,

wo er die Herde weidet

und schöne Lilien pflückt.

Sein bin ich

und er ist mein.

Er findet seine Weide,

wo viele Blumen stehen.

Wie schön Du bist.

Er

Wie schön Du bist, Freundin,

strahlend,

wie eine Oase in der Wüste,

raubt Dein Anblick mir den Atem.

Wende Deine Augen von mir,

denn sie halten mich gefangen.

Wie die Herde schwarzer Ziegen

Talwärts vom Berg gehen,

fließt Dein Haar auf Deine Schultern.

Deine Zähne prächtig glänzen sie,

weiß sind sie wie Mutterschafe,

wenn sie aus der Schwemme steigen;

jedes kommt mit seinen Jungen,

keins ist unfruchtbar geblieben:

Keiner fehlt in seiner Reihe.

Deine Wangen hinter Schleiern

schimmern rötlich wie die Scheibe

eines Apfels vom Granatapfelbaum.

Laß die Reichen sechzig Frauen,

sechzig Konkubinen haben,

dazu Mädchen ohne Zahl.

Meine Liebe gilt nur einer:

meinem makellosen Täubchen.

Sie ist ihrer Mutter Liebling,

denn sie ist die einzige Tochter.

Sähen sie die anderen Frauen,

alle würden sie besingen.

Die Frauen

Wer leuchtet so schön wie das Morgenrot,

so hell wie der Mond, wie die Sonne strahlend,

wie Oasen im Wüstensand?

Sie

Was ist mit mir? Ich kann mich kaum

beherrschen,

obwohl ich doch aus edlem Hause stamme?

Der Hochzeitstanz

Die Mädchen und Frauen

Komm, tanze den Hochzeitstanz,

Schulammit.

Komm, tanze und lass Dich sehn.

Sie

Was habt Ihr davon mich beim Tanz zu sehn?

Was ist denn besonderes an Schulammit?

Er

Deine Füße sind zierlich.

Und das Rund Deiner Hüften

ist das Werk eines Künstlers.

Einer Schale, der niemals

edler Wein fehlen möge,

gleicht Dein Schoß, süße Frau.

Wie ein Hügel von Weizen

ist Dein Leib, rund und golden

und von Lilien umstanden.

Deine Brüste sind herzig

Wie zwei junge Gazellen.

Einem Elfenbeinturm gleich

ist Dein Hals, schlank, schmal und schimmernd.

Deine Augen – zwei Teiche

nah beim Tore.

Deine Nase zierlich

wie der Sims eines Turms

auf dem Weg.

Hoch ist Dein Kopf

wie ein Gebirge, hoch und prächtig.

Voller Glanz ist Dein Haar

im weichen Netz Deiner Locken

liegt ein König gefangen.

Die Erfüllung

Er

Du bist schön wie keine andere,

Dich zu lieben macht mich glücklich.

Schlank wie eine Dattelpalme

ist Dein Wuchs, und Deine Brüste

gleichen ihren vollen Rispen.

Auf die Palme will ich steigen,

ihre süßen Früchte pflücken,

will mich freuen an Deinen Brüsten,

welche reifen Trauben gleichen.

Deinen Atem will ich trinken,

der wie frische Äpfel duftet,

mich an Deinem Mund berauschen,

denn er schmeckt wie edler Wein.

Sie

…der Dir Worte schenkt

Dein Gott

Dich im Schlaf noch murmeln lässt.

Nur ihm und Dir gehör ich

Sie

Meinen Liebsten, gehör ich.

Und mir gilt sein Verlangen.

Komm, laß uns hinausgehen, mein Liebster,

die Nacht zwischen Blumen verbringen.

Ganz früh stehn wir auf, gehen zum Weinberg,

sehen, ob die Weinstücke treiben,

die Knospen der Reben sich öffnen

und auch die Granatapfelbäume blühn.

Dort schenke ich Dir meine Liebe.

Einladung

Sie

Kannst Du den Duft der Liebesäpfel spüren?

Vor unserer Tür ist köstlich süßes Obst.

Die allerbesten Früchte, alt und neu,

für Dich, mein Liebster, sind sie aufbewahrt.

Wärst Du doch mein Bruder

Sie

Ich wünschte mir, dass Du mein Bruder

wärst,

den meine Mutter an der Brust genährt hat.

Dann dürfte ich Dich unbekümmert küssen,

wenn ich Dich draußen auf der Straße treffe

und niemand würde dann die Nase rümpfen.

Ich nähm Dich mit zum Hause meiner Mutter,

Du könntest mich im Zärtlichsein berühren,

ich gäbe Dir gewürzten Wein zu trinken,

Wein von Früchten des Granatapfelbaums.

Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf,

und mit der rechten hält er mich umschlungen.

Ihr Frauen und Mädchen alle, ich beschwöre Euch,

dass Ihr uns nicht in unserer Liebe stört.

Die Frauen und Mädchen

Wer kommt dort herauf aus der Wüste,

gestützt auf den Arm ihres Liebsten?

Unüberwindlich

Sie

Hier unterm Apfelbaum

hab ich Dich aufgeweckt,

wo Deine Mutter Dich

empfing und auch gebar.

In Deinem Herzen

trägst Du mein Wort.

So nimm mich an Dein Herz.

Auf Deinen Lippen Liebe

in Deinen Armen Friede

so umarme und küsse mich.

Unendlich

ist die Liebe,

sie überwindet selbst den Tod,

Ihre Leidenschaft ist wie Feuer.

Kein Wasser kann die Glut der Liebe löschen,

und keine Sturzflut schwemmt sie je hinweg.

Wer meint, er könne solche Liebe kaufen,

der ist ein Narr, er hat sie nie gekannt.

Besorge Brüder

Ihre Brüder

Noch ist unsere kleine Schwester

für die Liebe viel zu jung,

denn sie hat noch keine Brüste…

Sie

Eine starke Mauer bin ich,

Türmen gleichen meine Brüste.

Trotzdem will ich mich ergeben

bitte meinen Freund um Liebe und Frieden.

Glücklicher als Salomo

Er

Salomo hat einen Weinberg

auf dem Hang

für die Ernte würde jeder tausende Silberstücke zahlen;

darum wird er streng bewacht.

Ich gönn ihm die tausende,

auch den Wächtern noch zweihundert.

Ich hab meinen Weinberg.

Liebesruf:

Er

Du Frau in den Gärten,

die Freunde/innen warten schon,

Laß Deine Stimme hören

und rufe mich zu Dir.

Sie

Komm schnell zu mir, mein Liebster.

Komm, eile wie ein Hirsch,

sei flink wie eine Gazelle

aus den Bergen.“

Hohes Lied der Liebe

Liebe --

Worte wie Brücken.

Friede --

eine Taube öffnet ihre Flügel.

Hauch und Berührungen.

Liebe Grüße

Daniela

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