Der Hype nervt, aber ist wichtig!

Spendenaktion Viele sind von dem Hype um die ALS Ice Bucket Challenge mittlerweile ziemlich genervt – doch die Aktion ist wichtig und richtig.

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Schon mal etwas von der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose gehört? Klar, die »ALS Ice Bucket Challenge« beherrscht seit Wochen die Timelines der sozialen Netzwerke. Viele sind von dem Hype mittlerweile ziemlich genervt – doch die Ice Bucket Challenge ist wichtig und richtig.

Die wenigsten Menschen, die sich derzeit eiskaltes Wasser über den Kopf schütten, dürften vorher von ALS gehört haben. Das wichtigste Ziel der viralen Kampagne, Aufmerksamkeit für die seltene Krankheit zu schaffen, wurde mehr als erreicht: Auf Facebook gibt es inzwischen über 2,4 Millionen Videos zur Challenge. 28 Millionen User kommentierten diese, teilten sie oder klickten auf »Gefällt mir«. Und der Hype ist noch lange nicht vorbei.

Während viele von den Videos der A-, B- und C-Promis genervt sind, hat die Aktion also voll eingeschlagen. Das macht sich auch finanziell bemerkbar: In den USA wurden innerhalb von drei Wochen über 42 Millionen US-Dollar an die ALS Association gespendet. Das ist mehr als doppelt so viel wie im gesamten Vorjahreszeitraum.

Kritische Stimmen aus den USA

Dennoch wird die Aktion auch in Amerika zum Teil kritisch gesehen. Die Fundraiserin Idalette Martins etwa weist darauf hin, dass durch die Challenge eine Menge Wasser verschwendet wird. »Viele Amerikaner haben das Glück, stets Zugang zu Trinkwasser zu haben«, sagt sie. »Aber in weiten Teilen der Welt herrscht Wassermangel. Und selbst in British Columbia und Kalifornien gab es in diesem Sommer Dürreperioden.«

In Deutschland hingegen befürwortet der Deutsche Fundraising Verband die Challenge. Es handle sich dabei um eine »kreative Aktion, mit der gerade auch jüngere Menschen erreicht werden können, die sonst oft weniger für gemeinnützige Organisationen spenden«, sagt Nicole Holtz, die zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes ist. Zudem bringe die Ice Bucket Challenge das Thema Spenden wieder in die breite Öffentlichkeit.

DGM: 30.000 Menschen spenden über 270.000 Euro

Fakt ist nämlich, dass die wenigsten Menschen mal eben einfach so aus eigenem Antrieb heraus das Portemonnaie öffnen und spenden. »In der Regel wird schon ein konkreter Impuls benötigt«, erläutert Nicole Holtz. Dieser könne zwar durchaus unterschiedlich ausfallen, beispielsweise durch ein Ansprechen auf der Straße, Telefonfundraising oder durch eine aktuelle Berichterstattung in den Medien. Ohne geniale Aktionen wie die Ice Bucket Challenge haben es die gemeinnützigen Organisationen aber deutlich schwerer.

Auch in Deutschland hat die Challenge einen Spenden-Boom ausgelöst: Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) spendeten bisher über 30.000 Menschen mehr als 270.000 Euro. »Im Vergleich zu den USA mag diese Zahl vielleicht gering aussehen«, sagt Sarah Baumgart von der DGM. »Aber in diesen zwei Wochen haben wir mehr aktive Spenden erhalten als sonst im Verlauf eines Jahres.«

Es mag ja durchaus richtig sein, dass viele die Challenge nur als bloße Spaß-Aktion begreifen und tatsächlich nichts spenden. Aber auch sie machen so wieder weiter auf die Nervenkrankheit ALS aufmerksam. Wenn dadurch dann noch mehr potenzielle Spender erreicht werden, ist dies zu begrüßen. Denn mal ehrlich: Die Videos mögen nach einiger Zeit nerven. Aber sie sind immer noch sinnvoller als die Katzenvideos oder Heftig-Style-Links bei Facebook, die dieselben Leuten sonst veröffentlichen.

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Geschrieben von

David Scheibler

Freier Journalist. Berichte, Reportagen und Porträts aus Südostasien, Australien und Neuseeland.

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