KettenreAktion Bayern

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Die KettenreAktion gestern am 09.10.2010 in München war ein pfundiger Erfolg. Nach den Angaben der Veranstalter haben mehr als 50.000 Menschen an der größten Anti-Atom-Demo in Bayern seit Wackersdorf teilgenommen.

Meine Eindrücke:

Wir, also unsere Linken-Gruppe aus meiner Stadt, sind am Vormittag am Standort vor der Staatskanzlei angekommen. Die SPD München war dort organisatorisch zuständig schon vor Ort, sowie auch Die Grünen. Die ganze Veranstaltung war ja auch partei- und organisationsübergreifend (die ganze Reihe jenseits von Schwarz-Gelb) geplant. Bis zum späten Vormittag war noch nicht viel los. Wettermäßig war es noch kühl und der Himmel mit Hochnebel bedeckt. In der Mittagszeit jedoch sind die Menschen nach und nach herbeigeströmt. Der Himmel ist aufgeklart, und schließlich hat die Sonne solidarisch vom Himmel gelacht.

Bei der Auftaktkundgebung am frühen Nachmittag war die dortige Bühne dicht von Menschen samt einem bunten Fahnen-, Banner- und Schilderwald umlagert. Es war wirklich ein breitestes Bündnis von Parteien, Organisation und Aktiven über alle Generationen. Den Rednern ist laut- und sichtstark applaudiert worden.

Danach hat sich die Menschenmenge geleitet von etlichen Ordnern mit dem Verteilen zur Menschenkette aufgemacht. Es waren vorher Bänder verteilt worden, mit denen eventuelle Lücken in der Kette geschlossen werden sollten. Das war jedoch nicht notwendig, weil es so viele Menschen waren, dass sie nicht nur Schulter an Schulter gestanden sind, sondern es für mehr als eine Kette gereicht hat.

Nebenbei bemerkt hatten offensichtlich weder die Polizei, noch die Veranstalter mit einer derart großen Menge gerechnet, die dann den Straßenverkehr lahmgelegt hat, der in Form einiger Autofahrer die größte Gefahr für die Demonstranten gewesen ist. Zum Verkehrsregeln hätte die Polizei schon ein paar Leute mehr einsetzen dürfen.

Der Höhepunkt war dann die rund 10 Kilometer lange Menschenkette, die deutlich länger als die anfangs geplante Zeit gestanden ist, und außer den Gehsteigen auch noch die Straßen besetzt hat. Gerufen wurde gemeinsam (in verschiedenen Versionen): "Hopp, hopp, hopp, Atomkraftwerke stopp!"

Die Stimmung war ausgelassen. Während die einen Demonstranten danach durch die Straße marschiert sind, hat die Menschenkette neben ihnen akkustisch und optisch in einer Welle agiert. Ich war übrigens mit meinem großen Plakatschild um den Hals und meiner Fahne in der Hand zu sperrig für die Kette, habe aber solidarisch fahnengeschwenkt.

Während das Ganze noch in Aktion war, haben wir uns zum Odeonsplatz, wo die Abschlusskundgebung stattgefunden hat, aufgemacht. Die Massen sind aus allen Richtungen dorthin geströmt, bis er gesteckt voll gewesen ist. Wir haben uns entschlossen, im Hofgarten einzukehren, wo wir noch einen Tisch im Garten ergattern konnten. Die Reden am Odeonsplatz haben wir somit nicht mitbekommen. So ein schöner Tag ist halt vor allem zum Tun und Rasten gemacht, weniger zum Reden.

Wie wir mit der Bahn angekommen waren, so sind wir mit ihr wieder zurückgefahren. Da hat sich übrigens hin und zurück bei den Reisenden allgemein Unmut ob der überfüllten Züge geregt. Die Bahn hätte an dem Tag mehr Züge und mehr fassende Züge wie Doppeldecker einsetzen müssen.

Da wir gerade bei der Bahn sind: In Stuttgart sind gleichtags nach den Veranstalterangaben mehr als 100.000 Menschen gegen S21 auf die Straße gegangen. Auch der Süden kommt also demomäßig wieder stärker in Gang. In Bayern sind wir personell auch aus der Schweiz, aus Österreich (vor uns habe ich eine Gruppe Österreicher mit ihren Flaggen gesehen) und aus der Bundesrepublik Deutschland unterstützt worden, wie es geschrieben steht.

Fazit: Die erstarkenden partei-, organisations-, generations- und länderübergreifenden Bürgerbewegungen geben Hoffnung auf direktere und umfassendere Demokratie. Für bürger-, menschen- und naturfreundliche Projekte und Energien.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

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