Zwei mal zwei Welten

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Wer meine Blog-Artikel liest, wird merken, dass ich von zwei mal zwei verschiedenen Welten schreibe. Einerseits die spirituelle Welt, andererseits die real existierende Welt. Einerseits die heutige Welt, andererseits die damalige Welt.

Spirituell:

Ich verweile. Hinten in der Kirche in meinem Stadtteil. Ich sehe die große Messing-Skulptur des auferstandenen Christus, der vorne gleichsam an der Wand schwebt, zusammen mit sieben Sternen und sieben goldenen Leuchtern. Das Ganze ist gestaltet nach der Beschreibung im ersten Kapital der Offenbarung des Johannes. Dazu kommt der von der Decke hängende Schwebe-Altar, der die Verbindung mit dem Himmel symbolisiert. Dann im Kirchencafé. Ich rede mit einer Seniorin. Über Alltagsdinge, damals und heute.

Ich lese. Von der spirituellen Welt, die im Neuen Testament der Bibel und in den entsprechenden außerbiblischen Schriften wie dem Thomas-Evangelium beschrieben wird.

Real existierend:

Ich verweile. Bei einer antifaschistischen Demo in meiner Region. Direkt vor mir eine Polizeikette. Jenseits der Uniformierten eine Gruppe Neonazis. Rundherum die Mitdemonstranten, vier Generationen. Ich rede mit einer Seniorin. Über die Nazis damals und heute. Diese Frau hat beide miterlebt, damals im Dritten Reich als Kind, heute in der BRD als Seniorin.

Ich lese. Über Dresden: Linksextreme, Polizei, SEK, Neonazis, Gewalt, Überfälle. Und der ganze politische, juristische und debattorische Ratzenschwanz dazu. Das Motto: "Rechts wegschauen, links weghauen".

Damals:

Dresden, zerstört 1945. Die Kirche aus meiner obigen Schilderung, zerstört 1945. Das Stadtviertel, wo ich lebe: zerstört 1944/45. Erst kürzlich bei Baggerarbeiten: eine Fliegerbombe von damals gefunden, 3.500 Einwohner und Arbeitende evakuiert vor dem Entschärfen. Eine Frau, mit der ich nie reden konnte, von der mir nur meine Mutter erzählt hat: meine Großmutter, eine mehrfache Mutter, umgekommen in meiner Stadt bei einem Bombenangriff damals.

Heute:

Ich sehe im Kirchenboten den aus der Bibel - Römer 12,21 - zitierten Satz: »Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.«

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

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