Die Schatten im Babylon Berlin: Günther Birkenfelds Moabit-Roman „Dritter Hof links“

1920er-Jahre Günther Birkenfelds Roman „Dritter Hof links“ erschien zum ersten Mal im Jahr 1929. Eindrücklich zeigt er das Elend der Jugend in dieser Zeit. Die Lektüre lohnt sich, gerade heute
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2023
„Berliner Hinterhäuser“ (Franz Lenk, 1929)
„Berliner Hinterhäuser“ (Franz Lenk, 1929)

Foto: Berlinische Galerie/BPK

Klar, den Höhenrausch der vermeintlich Goldenen Zwanziger Jahre gab es. Doch für wen? Weltkriegsende und Revolution, neue Verfassung und Frauenwahlrecht brachten zwar demokratische Verhältnisse und freiere Lebensweisen, aber schon die Hyperinflation von 1923 und die Weltwirtschaftskrise ab 1929 gefährdeten den hoffnungsvollen Aufbruch der ersten deutschen Republik nachhaltig. Moderne Lebenskonzepte blieben die Ideen weniger liberaler Intellektueller, die ihre Wirkung zumeist erst in der historischen Rückschau entfalteten.

Wie zerstörerisch sich dagegen die ökonomische Verelendung am Ende der 1920-er Jahre auswirkte, zeigt ein jetzt wieder veröffentlichter Roman von Günther Birkenfeld. Erstmals im Frühjahr 1929 im Verlag von Bruno Cassirer er