Der Kommunismus ist …?

Fragebogen Aljoscha Begrich liest keine Bücher ohne „e“, lügt manchmal und findet sein Glück in der kritischen Masse
Ausgabe 01/2019
Der Kommunismus ist …?

Illustration: Susann Massute für der Freitag

Das Maxim Gorki Theater in Berlin gilt als besonders kosmopolitisch, und kaum ein Dramaturg passt hier besser hin als Aljoscha Begrich. Der 1977 im tschechischen Brno Geborene studierte Verschiedenes in Berlin, Buenos Aires und Mexiko-Stadt und arbeitete unter anderem in New York. Jetzt in Berlin.

Was mögen Sie an Angela Merkel?

Ihren Satz: „Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land.“

Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Georges Perec: Anton Voyls Fortgang, 800 Seiten ohne Verwendung des „e“ – ein Meisterwerk, von dem ich fasziniert war, dem ich aber nicht folgen konnte.

Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?

Wenn ich bei Critical Mass in Berlin-Kreuzberg mitfahre, wünsch ich mir immer, es würde kein Ende nehmen, so stark ist die Euphorie.

Welches Auto gefällt Ihnen am besten?

Das verschrottete.

Zahlen Sie gern GEZ-Gebühren?

Deutschlandfunk ist es wert.

Welche Drogen sollten legalisiert werden?

Alle illegalen, wenn im Gegenzug die legalen verboten werden.

Halten Sie es für möglich, dass die ganze Welt eine Fiktion ist?

Ja. Ich kann mir kaum vorstellen, dass vorn am U-Bahnhof wirklich alle fünf Minuten eine Bahn fährt.

Wer oder was hätten Sie gerne sein mögen?

Juri Gagarin.

Sollte das generische Maskulinum abgeschafft werden?

Gibt es das?

Haben Sie ein Zeitungsabo?

Le Monde diplomatique.

Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone?

1984.

Und welche benutzen Sie am meisten?

Die Sendung mit der Maus, da gucke ich mit den Kindern, wie man eine Rolltreppe repariert.

Töten Sie Insekten?

Aber mit schlechtem Gewissen.

Ihr Lieblingsvogel?

Rotkardinal.

Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten, in welches Jahrhundert würden Sie reisen?

Zum Bauernkrieg um 1524 nach Mühlhausen oder in die 1980er nach Berlin-Schöneberg.

Offene Grenzen sind …?

Hoffentlich bald selbstverständlich.

Ist die Lüge ein legitimes Mittel in der Politik?

Nicht nur in der Politik.

Der Kommunismus ist …?

Das Ziel unserer Arbeit.

Welchen Song würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen?

Uoon II von Alva Noto.

Toskana oder Krim?

Schlachtensee.

Haben Sie geweint, als die Berliner Mauer fiel?

Nein, aber meine Schwester hat mich beim ersten Westausflug gefragt, was ein Sexshop sei.

Welche Verschwörungstheorie halten Sie für wahr?

Dass die Anschläge 1999 auf Wohnhäuser in Moskau mit über 200 Toten, die den zweiten Tschetschenienkrieg rechtfertigten und Putin an die Macht brachten, vom russischen Geheimdienst FSB gesteuert waren.

Sollte der Kapitalismus überwunden werden?

Das ist keine Frage, oder?

Waren Sie schon mal auf einer Demonstration?

Die erste: für Meinungsfreiheit und freie Wahlen im August 1989. Zuletzt: für den Kohleausstieg im November 2018.

Haben Sie Aktien?

Nein.

Was schätzen Sie an der chinesischen Kultur?

Die Flotte Zheng Hes, die Anfang des 15. Jahrhunderts die Weltmeere besegelte. Die größten der 50 Schiffe waren über 100 m lang.

Welchen Rat würden Sie der SPD-Parteivorsitzenden geben?

Treffen Sie Bernie Sanders, Milagro Sala und den Papst Franziskus.

Haben Sie schon einmal einen Abend mit einem Flüchtling verbracht?

Am Gorki habe ich viele Gespräche mit Geflüchteten geführt.

Sind einige Ihrer besten Freunde Muslime?

Ja, aber die wenigsten von ihnen praktizieren ihren Glauben aktiv.

Wem würden Sie das Bundesverdienstkreuz geben?

Erst allen Mitarbeiter*innen im Bundespräsidialamt. Und dann würde ich es abschaffen.

Ihr Lieblingsmaler?

Der New Yorker Subway-Graffitimaler Dondi.

Welche Ausstellung haben Sie zuletzt besucht?

Wildes wiederholen. Künstlerische Forschung im Archiv der DDR-Opposition.

Jan Fleischhauer oder Margarete Stokowski?

Mely Kiyak.

Ihr Lieblingsjournalist?

Seymour Hersh.

Wie möchten Sie sterben?

Wie mein Großvater: nach einem gewonnenen Radrennen mit der Straßenbahn erschöpft im Garten einschlafend.

Nespresso oder Filterkaffee?

Mate.

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