Triggerwarnung für Mathias Énards Debütroman: „Der perfekte Schuss“

Täterspsyche Das Romandebüt des französischen Schriftstellers und Prix-Concourt-Trägers des Jahres 2015, Mathias Énard, handelt von einem Scharfschützen, der Befriedigung bei seiner Arbeit erfährt. Ein verstörendes Buch, manchmal deliriert die Sprache
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2023
Für den perfekten Schuss muss man zuerst gut zielen
Für den perfekten Schuss muss man zuerst gut zielen

Foto: Imago / Zuma Wire

Ein junger Mann steigt zur Arbeit auf das Dach eines leer stehenden Gebäudes. Hier oben ist sein Zuhause, hier ist er ganz bei sich. Wenn er arbeitet, kontrolliert er seinen Atem, ruhig muss er sein, wie sein Arm, wie seine Hand. Er ist einer der Besten in dem, was er zum Kunsthandwerk verklärt. Sein Anspruch ist hoch, Qualität geht vor Quantität. Er ist Scharfschütze.

Wenn ein Buch einer Triggerwarnung bedarf, dann dieser ausschließlich aus der Täterperspektive erzählte Debütroman. Der Goncourt-Preisträger Mathias Enard, geboren 1972 in Niort, hat ihn vor 20 Jahren geschrieben. Vielleicht ist es kein Zufall, dass Der perfekte Schuss gerade jetzt erstmals auf Deutsch erscheint, wo in Europa wieder zu den Waffen gegriffen wird. Enard kennt de