Eine glatte Vier für Netflix

Video-on-Demand Die dritte Staffel "House of Cards" ist in Deutschland auf Netflix nicht zu finden. Eine halblegale Maßnahme schafft Abhilfe. Unkompliziert sieht anders aus
Ausgabe 10/2015

Vergangenen Freitag lief die heiß erwartete dritte Staffel von House of Cards an. Die Serie um den korrupten Politiker Frank Underwood ist eine Eigenproduktion des Onlineverleihs Netflix. In Deutschland sucht man auf Netflix allerdings vergeblich nach den neuen Folgen mit Underwood im Weißen Haus. Die deutschen Rechte liegen schon seit der ersten Staffel bei Sky, was daran liegt, dass es Netflix zum Start der Serie in Deutschland noch nicht gab. Was für eine Ironie, dass die Serie, mit der die Onlinevideothek hier überhaupt erst bekannt wurde, nun für deutsche Kunden nicht verfügbar ist. Kaum hat man sich also entschlossen, den illegalen Anbietern abzuschwören, lockt die nächste halblegale Maßnahme: Legt man sich eine amerikanische IP-Adresse zu, kann man als Netflix-Kunde das US-Angebot nutzen. Anleitungen dazu finden sich im Internet.

Video-on-Demand-Dienste wie Watchever, Maxdome oder Netflix werben damit, bei ihnen erhielte man Filme und Serien ohne Werbung, jederzeit und unkompliziert. Abonnements sind für kleines Geld zu haben, man kann Filme kaufen, sie einzeln abrufen oder per Flatrate. Klickt man sich durch die Angebote, findet man allerdings immer wieder Lücken. Der eine Anbieter hat alle fünf Staffeln der beliebten Serie Boardwalk Empire, der andere nur drei, mancher führt die Serie gar nicht. Bessere Ergebnisse bekommt man, wenn man die Serien kauft, aber das hat dann mit der Idee des Ausleihens nicht mehr viel zu tun und kostet in der Regel das Gleiche wie die DVD- oder BluRay-Boxen im Handel. In meinem Freundeskreis teilt man sich zu mehreren die Abonnements, um alle Serien sehen zu können. Die Passwörter der Dienste hängen in den WGs an der Pinnwand. Es gibt inzwischen sogar Webseiten, auf denen man nachschauen kann, welches Portal welches Angebot auf welche Weise verfügbar hat, bevor man sich zu einem Abo entschließt. Denn das Einsehen der Filme und Serien ist bei Anbietern wie Netflix zum Beispiel ohne Anmeldung gar nicht möglich. Unkompliziert sieht anders aus.

Zu diesem Ergebnis kam jetzt auch die Stiftung Warentest. Von 13 Anbietern schnitt keiner mit einer besseren Note als Befriedigend ab. Gerade den weltweit größten Online-Anbieter Netflix traf es mit einer 4,0 besonders hart. Und was ist mit der guten alten Videothek – jenen „Räumen voller Versprechen“, Heimat der Pornofans, Nerds und Cineasten, wie die Schriftstellerin Sarah Khan neulich im Freitag schrieb? Der Ort, den aus Bequemlichkeit keiner mehr so recht besuchen mag, gewann in Sachen Angebot gegen die Onlinekonkurrenz. Er schlug die Netzportale mit der Note Sehr gut. 83 der 100 gesuchten Filme konnte man in einer Berliner Videothek finden. Der Online-Anbieter mit den höchsten Werten, I-Tunes, lieferte gerade mal 71. Die schlechteste Quote beanspruchte Maxdome mit sieben Filmen von 100.

Es ist das ewig gleiche Spiel: Der Klick im Internet soll 100 Wege sparen, in Wahrheit geht man sie nur anders – bloß fällt das vor dem Screen keinem mehr auf. Ich bin da altmodisch. Mir scheint es einfacher, das nächste Mal, wenn ich einen Film sehen will, den Laptop zuzuklappen und mal wieder vor die Tür zu gehen – in die Offline-Welt, zur Videothek um die Ecke. Die Jogginghose kann man dabei anlassen. Und Schokolade gibt es da auch. Wer die neusten Serien schauen will, muss hingegen wohl vorerst weitertricksen.

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