Erkenntnisarm

Bühne Die Leiterin der Ruhrtriennale Stefanie Carp will endlich das „etablierte Musiktheater-Publikum“ brüskieren. Buh-Rufe gab es, aber nicht deshalb
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2019

Die Realitätsferne der Kunst zeigt sich am ehesten in ihrem Verhältnis zur Gewalt. Die Stilisierung zum Schutzraum und Antidot entspringt schierer Selbsttäuschung, das zeigten Regisseur Jan Lauwers und seine Needcompany mit ihrer neuen Produktion gleich zu Beginn der Ruhrtriennale 2019. All the Good entstand als Reaktion auf die Brüsseler Terroranschläge von 2016 und den Umzug der Künstlerfamilie in den Stadtteil Molenbeek. Gewalt ist da allerdings bereits inhärenter Bestandteil der Company: Der Freund einer Tänzerin wurde vor ihren Augen erschossen; der Vater der Geigerin hat Selbstmord begangen, der Tänzer Elik Niv war Elitesoldat, bevor er sich zum Tänzer ausbilden ließ. Gewalt als leibliche wie als psychische Erfahrung ist allgegen