Geld steht jeder Frau

Frauen und Geld Die Finanz-Unternehmerin Svea Kuschel über die gefährliche weibliche Bescheidenheit in Sachen Geld

FREITAG: Sie beraten Frauen, helfen ihnen bei der Wahl von Versicherungen, Alterssicherung, Kapitalanlagen. Dabei haben Sie Einblicke in die finanzielle Seite von Frauenbiografien. Was ist anders als bei Männern?
SVEA KUSCHEL: Entscheidend ist die Einstellung vieler Frauen zum Geld. Von Männern höre ich nur ganz selten: Geld interessiert mich nicht. Doch bei Frauen ist ein Interesse an Geld seit Generationen verpönt. Viele Frauen überlassen bis heute die Geldfragen dem Vater, Ehemann und Bruder, es graust ihnen davor, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Das führt dazu, dass die Altersvorsorge bei manchen Frauen dramatisch aussieht: Noch heute liegen 80 Prozent der Frauenaltersrenten unter 1.200 Mark im Monat. Es ist nicht so, dass alle diese Frauen zu wenig Geld haben - das gibt es auch -, aber die meisten fangen zu spät mit der Alterssicherung an, sind zögerlich, wagen sich mit regelmäßigen Zahlungen nur an die unterste Grenze. Sie beschäftigen sich ungern mit dem Thema und fliehen vor der Verantwortung. Es gibt eine Studie vom DIA-Institut (deutsches Institut für Altersvorsorge). Danach wissen 90 Prozent der befragten Frauen, dass sie schlecht vorgesorgt haben, aber nur 25 Prozent sind bereit, daran sofort etwas zu ändern. Das ist die negative Seite. Die positive: wenn sich Frauen doch auf das Thema einlassen, dann kommt ihnen ihr Bedürfnis nach Sicherheit zugute, sie werden selten wilde Zockererinnen, die ihr ganzes Geld auf eine Karte setzen. Manche leiten daraus ab, dass Frauen die besseren Anleger sind, aber darum geht es gar nicht. Ich wünsche mir vielmehr, dass sich das Verhältnis der Frauen zum Geld normalisiert und ich möchte die Freude der Frauen am Thema wecken.

Haben Frauen besondere Hemmungen über Geld zu reden? Fühlen sich Frauen in Banken schlecht behandelt? Finden Sie als weibliche Beraterin schneller eine gemeinsame Sprache?
Die DIA-Studie hat bestätigt, was die FinanzFachFrauen seit langem wissen: Frauen haben tatsächlich das Bedürfnis, von Frauen beraten zu werden. Frauen können sich besser in die Lebenssituation anderer Frauen hineindenken, die Sprache ist identisch. Ein Angebot für Männer muss sich "gut anhören", Frauen möchten zusätzlich, dass es sich auch "gut anfühlt", dass sie ein gutes Gefühl dazu entwickeln können. Das geht besser im Gespräch von Frau zu Frau, da ist das Klima anders.

Wissen Frauen über ihr Familieneinkommen Bescheid?
Ich erlebe immer wieder, dass Frauen von ihrem Mann als Alleinverdiener sprechen und sich nicht überwinden können, dessen Gehalt als gemeinsames Familieneinkommen zu sehen und Forderungen für sich zu stellen, zum Beispiel für ihre Altersversorgung.

Was halten Sie von einem Projekt wie der Frauenbank?
Als ich mich vor 15 Jahren als erste mit der Frauenberatung selbständig gemacht habe, wurde immer wieder von Männern angezweifelt, dass die Beratung nur für Frauen sinnvoll ist. Und heute kopieren die großen Banken und Versicherungen mein Konzept! Wenn der Bedarf nach einer Frauenbank besteht, und das zeichnet sich ja ab, dann ist das auch ein gutes Projekt.

Können sich nur reiche Frauen Ihre Dienste leisten?
Jede Frau, die sich wegen Altersvorsorge und Geldanlage beraten lassen will, kann sich an mich wenden, da gibt es keine Einkommensgrenzen. Oder an eine meiner Kolleginnen: die FinanzFachFrauen sind inzwischen in 14 Städten mit 16 Büros vertreten und haben bisher 50.000 Frauen beraten.

Welchen Rat können Sie den Frauen geben?
Verlassen Sie sich nicht auf die gesetzliche Rentenversorgung, ohne zusätzliche private Absicherung droht Altersarmut. Wir kennen inzwischen sehr individuelle Rentenlösungen, auch für wechselhafte Lebensläufe. Ich kann ansonsten nur allen Frauen raten, sich mit dem Thema Geld sofort zu beschäftigen und endlich die eigene Person in den Mittelpunkt zu stellen.

Das Gespräch führte Susanne Barck

Svea Kuschel hat 1986 das erste Finanzdienstleistungsunternehmen für Frauen in Deutschland gegründet und ist Mitbegründerin eines bundesweit agierenden Arbeitskreises von FinanzFachFrauen. Sie hält Seminare und Vorträge und hat mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht. Das neueste, mit dem Titel Geld steht jeder Frau ist zusammen mit einer Audio-CD im März 2001 beim Verlag Hugendubel (Sphinx) erschienen.

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