Kavaliersdelikt oder Verbrechen?

Im Gespräch Ulrike Bauer vom "World Wildlife Fund" Deutschland zum Halbzeitstand der Konferenz

Der World Wildlife Fund (WWF) ist mit 20 Mitarbeitern aus verschiedenen Ländern in Chile vertreten. Für Deutschland nimmt deren Pressesprecherin Ulrike Bauer teil und schildert in einem Internettagebuch den Ablauf der Konferenz. Zur Halbzeit waren noch keine definitiven Entscheidungen gefallen.

Die ersten Tage der Konferenz waren eher bürokratisch ...
Das ist normal, die ersten paar Tage geht es um Formalitäten. Spannend wird es, wenn die Vorentscheidungen für die einzelnen Anträge getroffen werden. Man weiß dann zwar noch nicht, wie es endgültig ausgeht, aber die Tendenz ist klar.

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Tendenzen?
Wal und Elefant sind die vorherrschenden Themen. Gerade den Organisationen, die sich ausschließlich mit Tierschutz beschäftigen und nicht wie der WWF mit Artenschutz allgemein, sind Wal und Elefant sehr wichtig. Besonders interessant ist die Lobbyarbeit, die Japan betreibt. Wenn es um Beschränkungen im Bezug auf Fischerei geht, werden diese von den Japanern prinzipiell abgelehnt.

Auch der WWF betreibt Lobbyarbeit, welchen Einfluss haben die vertretenen Naturschutzorganisationen?
Wir dürfen nicht mit abstimmen, aber wir haben das Recht, während einer Verhandlung unsere Positionen zu vertreten, und natürlich nutzt man die Pausen, um Kontakte zu den Regierungsvertretern zu knüpfen. Außerdem arbeiten wir in Deutschland eng mit den zuständigen Behörden zusammen. In vielen Punkten sind die Ansichten ähnlich.

Werden nur die Arten eingeordnet oder auch Umsetzungen geregelt und Strafen für Verstöße festgesetzt?
Im Grunde nicht. Was die 160 Delegationen mit Zweidrittelmehrheit beschließen, soll in den Ländern in geltendes Recht umgesetzt werden. In Deutschland wird die Ausführung vom Bundesamt für Naturschutz überwacht, das dann zum Beispiel die Zöllner schult. Die Strafen für Verstöße variieren stark. Was in einem Land als Kavaliersdelikt durchgeht, wird in einem anderen hart bestraft. TRAFFIC, das gemeinsame Artenschutzprogramm von WWF und der Weltnaturschutzorganisation, arbeitet daran, dass zumindest in Europa ein einheitliches Strafmaß gilt. Bis heute ist es ein Unterschied, ob man in Deutschland, Spanien oder Italien vor dem Richter steht.

Was waren zur Halbzeit Ihre Highlights?
Die Vorentscheidung zu Gunsten der Wale. Wir haben aber Sorge, dass es bei Anträgen rund um die Fischerei nicht voran geht. Das betrifft dann zum Beispiel den Schutz des Schwarzen Seehechts, der Seepferdchen oder der beiden Haiarten Walhai und Riesenhai. Dafür sieht es für den Mahagoni sehr gut aus. Brasilien steht da mit seiner ablehnenden Haltung ziemlich alleine.

Das Interview führte Regina Bartel

Ulrike Bauers Internettagebuch ist unter www.wwf.de abrufbar

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