Freitag.de: Beobachter sprechen von einem historischen Machtwechsel in Japan: Die Liberaldemokraten, die seit mehr als einem halben Jahrhundert fast ununterbrochen regieren, wurde bei den Unterhauswahlen von den oppositionellen Demokraten (DPJ) geradezu deklassiert und errangen kaum mehr als 100 der 480 Sitze. Was wird sich ändern in Ihrem Land?
Eiichi Kido:Es gibt "sicherheitspolitisch keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden großen Parteien", schrieben Sie in Ihrer dieses Jahr auf deutsch erschienenen Studie über die "Remilitarisierung Japans nach 1945". In Washington fürchtet man trotzdem Turbulenzen, wenn jetzt die Demokraten in Tokio ans Ruder kommen.
Aber die engen Bindungen an die USA – in Japan gibt es derzeit 130 US-Basen mit knapp 50.000 US-Soldaten – dürften von einer DPJ-Regierung gelockert werden, oder?
Japan Status of Forces Agreement
Im vergangenen Winter hat die DPJ den Krieg der Alliierten in Afghanistan als Verstoß gegen die UN-Charta gebrandmarkt. Dem müsste logisch der Abzug der japanischen Schiffe folgen, die derzeit im Indischen Ozean die US-Bomber für Afghanistan auftanken.
Die Krise um Nordkorea kann eskalieren. Die bisherige LDP-Regierung hat angekündigt, bei nordkoreanische Raketentests die Geschosse des kommunistischen Landes mit US-Hilfe abschießen zu lassen, eine klare Kriegshandlung. Und die DPJ?
Als wahrscheinlicher Kandidat für das Amt des Außenministers gilt der derzeitige DPJ-Generalsekretär Katsuya Okada.
Können die Demokraten mit ihrer fast zwei Drittel der Mandate umfassenden Mehrheit tun, was sie wollen?
Das Gespräch führte Jürgen Elsässer
Eiichi Kido ist Professor für Politikwissenschaft an der Staatlichen Universität Osaka, Japan.
Die Remilitarisierung Japans nach 1945. Rückkehr zu einem militanten Nationalismus? Pahl-Rugenstein-Verlag, 178 Seiten, 24.90 Euro
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