Konspirologisches Tagebuch

Erkenntnisfeuer Mathias Bröckers´ Buch über die Gerüchte und Geheimnisse des 11. September 2001

Klar ist: Zwei kerosin-gefüllte Flugzeuge krachten vor einem Jahr ins World Trade Center. Unklar ist bis heute fast alles andere - sagt Mathias Bröckers. Ein drittes Flugzeug soll ins Pentagon gestürzt sein - Wrackteile jedoch waren kaum zu sehen, dafür eine Art Raketeneinschuss im äußeren Ring des fünfeckigen US-Regierungsgebäudes. Ein viertes Flugzeug, hieß es, sei irgendwo am Boden zerschellt - die Wrackteile waren aber über Meilen in der Gegend verstreut, was eher auf eine Explosion hinweist. Die veröffentlichten Passagierlisten enthielten keine arabischen Namen - die Attentäter sollen ungetarnt eingecheckt haben. Abfangjäger stiegen - trotz heftiger und fast stundenlanger Routenabweichungen der Verkehrsmaschinen - nicht auf, obwohl Luftüberwachungsvorschriften es geboten hätten. Fünf der 19 angeblichen Selbstmordattentäter vom 11. September leben noch ... - In 53 Folgen hat Bröckers ein Jahr lang seine Internetleser auf zahlreiche Widersprüche in der offiziellen Version über den 11.9. hingewiesen (www.broeckers.com/ www.telepolis.de). Sein "konspirologisches Tagebuch" hat nun Zweitausendeins im Alleinvertrieb herausgebracht.

Der Autor stellt einen launigen Abschnitt über Verschwörungen und Verschwörungstheorien voran, mit kursiv gedruckten Kommentaren korrigiert oder ergänzt er seine Kolumnentexte. Gewagte und lesenswerte Thesen zu Tätern und Tathintergrund bilden den Abschluss. Mit diesem Buch dürfte Zweitausendeins nach Chossudovskys Global Brutal seinen zweiten Polit-Hit landen, denn die Mainstream-Presse hat einfach hingenommen, was ihr von der Bush-Regierung serviert wurde, ohne je nachzufragen: Weshalb sind alle Flugschreiber verschwunden, wenn doch ganze Festplatten von Bürocomputern aus dem Trade Center lesbar blieben? Weshalb hat der Osama-bin-Laden-Fahnder des FBI wenige Monate vor dem Anschlag das Handtuch geworfen? Was hatte der pakistanische Geheimdienstchef ausgerechnet am 11. 9. in Washington zu besprechen? Warum meint Bush, den ersten Center-Crash life im Fernsehen gesehen zu haben? Was hatten die als Kunststudenten getarnten Mossad-Agenten bei den Attentätern in Florida zu suchen?

Zu Recht also erscheint dieses Buch, und zu Recht erscheint es schnell. Ein zu flüchtiges Lektorat muss der Leser allerdings in Kauf nehmen: Mal ist eine Adresse falsch (www.emperors-clothes.com), mal ein Genitiv, mal ein Name falsch geschrieben (Jared Israel).

Bröckers zieht immer wieder Parallelen zwischen der Bush-Regierung und den Nazis. Bush - so der Autor - lasse Fremde ohne Rechtsgrundlage internieren. Auch Franklin D. Roosevelt hat Fremde und darüber hinaus US-Bürger, deren Vorfahren aus Japan eingewandert waren, nach Pearl Harbor ohne Rechtsgrundlage interniert. Roosevelt war kein Nazi. Bush überfällt ebenso fremde Länder, wie das nahezu jeder US-Präsident seit 1900 getan hat. Keiner von ihnen war Nazi. Bushs Vater und sein Großvater haben sich mit antisemitischen Dunkelmännern der Skull Bones-Gemeinschaft verschworen. Eine widerliche Vereinigung, aber keine Naziorganisation. Haftet Bush junior noch für die Taten seines Großvaters?

Bröckers zitiert Dasquié und Brisard ("Die verbotene Wahrheit"). Angeblich hätten die USA den Taleban mit einem "Bombenteppich" gedroht, sollten sie den "goldenen Teppich" aus Pipeline-Einnahmen ablehnen. Es sei also um die Höhe des Wegezolls gegangen. Jared Israel hat dagegen zeigen können, dass womöglich den USA die Pipeline nur als Kriegsvorwand gedient hat. Das "Teppich"-Zitat haben jedenfalls Dasquié und Brisard in die Welt gesetzt, aber nicht belegt.

Dem Buch ist ein Wimmelbild von Gerhard Seyfried beigegeben. Dort wiederholt der Karikaturist die Assoziation Bushs mit Hitler und verknüpft Sharon und den israelischen Geheimdienst Mossad mit einer israelischen Fahne, in der ein Hakenkreuz den Davidstern ersetzt. Der Verlag riskiert mit dieser Karikatur einen antisemitischen Qualm, der das gerade entflammte Erkenntnisfeuer zu ersticken droht. Dem Kampf gegen Krieg und Verblendung ist damit ein Bärendienst erwiesen, obwohl das Buch jenseits dieser Eskapaden ausgesprochen lesenswert ist.

Mathias Bröckers, Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11. September. Zweitausendeins 2002, 12,75 Euro

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