Im aktuellen Heft des Merkur fordert Andreas Reckwitz eine „Soziologie des Verlusts“. Es ist evident, dass mit einem forcierten sozialen Wandel verstärkte Verlusterfahrungen einhergehen. Reckwitz spricht von der „Verlustfixierung“ als einem dringenden Problem der Gesellschaften der Gegenwart. Die dominierende Stimmung ist die Nostalgie. Man lebt nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Wendet man Reckwitz’ Diagnose auf die Gegenwart des Ruhrgebiets an, so erscheint das Ruhrgebiet geradezu als idealtypischer Ort einer solchen Verlustfixierung. In seinem Buch Das Ruhrgebiet. Versuch einer Liebeserklärung von 2021 stellte Wolfram Eilenberger, 2019/20 Stadtschreiber Ruhr, dem Ruhrgebiet eine ähnliche Diagnose. Die Identität des Ruhrgebiets, argumentiert Eilenberger nicht zu Unrecht, ist sentimental, rückwärtsgewandt, wenig zukunftsoffen. Sie ist auf die Verluste fixiert.
Eine ähnliche Debatte war jüngst zu beobachten, als es darum ging, inwieweit die Industriekultur des Ruhrgebiets Weltkulturerbe sein solle oder eben nicht. Die Stiftung „Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur“ wollte aus dem gesamten Revier das Welterbe „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ machen. Einige, wie zum Beispiel die Stadtoberhäupter von Bochum, Essen und Gelsenkirchen, verwahrten sich nun aber dagegen, da sie die Musealisierung der industriellen Identität des Ruhrgebiets fürchten.
Dass Bürgermeister*innen aus Bochum, Essen und Gelsenkirchen sich gegen einen sentimentalen Umgang mit der industriellen Vergangenheit ihrer Städte aussprechen, ist für das Ruhrgebiet ein einmaliger Vorgang. Es zeigt aber auch, dass „hier im Revier“ etwas in Bewegung geraten ist. Nämlich dass die Frage, wer wir hier im Ruhrgebiet in Zukunft sein wollen, sich nicht mehr automatisch mit einem Blick auf die Vergangenheit beantworten lässt. Aber ist das wirklich so?
Verbreitete Bergbau-Sentimentalität
Um diese Frage zu beantworten, wähle ich, der ich im Ruhrgebiet wohne und arbeite, zur Schule gegangen bin und hier zum Teil studiert habe, drei Säulen einer möglichen Identität und ihrer Bilder: zum Ersten Literatur und Kultur, zum Zweiten Bildung und Wissenschaft und schließlich die von Eilenberger nur angedeutete Vorbildhaftigkeit des Ruhrgebiets für die Transformation einer ehemaligen Industrielandschaft in eine postcarbone Hightech-Region mit vielen Start-ups.
Das Ruhrgebiet muss sich fragen, wie und in welcher Form das, was vorbei ist, fortbestehen kann oder soll. Nehmen wir die irritierende, aber hier verbreitete Bergbau-Sentimentalität. Es ist in Zeiten von Fridays for Future der jungen Generation ja nur schwer zu vermitteln, dass Ende 2018 in vielen Haushalten des Ruhrgebiets Grubenlampen auf den Fensterbänken standen, um das Ende des Bergbaus zu betrauern.
Anstatt sich zu freuen, dass, um im Ruhrgebietsjargon zu bleiben „die Scheiße jetz’ endlich vorbei is’“, wurde das Ende einer Natur und Menschen ausbeutenden Industrie beklagt. Auch schienen für die Grubenlampen-Anzünder die Erinnerungen an Freund*innen aus Bergarbeiterhaushalten verblasst zu sein; an die Gewalt, die sie erfahren mussten, die Rohheit der Sprache und der Gefühle, unter der sie litten, das Unverständnis für andere Lebensentwürfe im Bergarbeitermilieu, das für manche von ihnen bis heute den Kontakt zu ihrer Familie (und zu ihrer Herkunft) schwierig macht. Wer wissen will, wie das war, lese bitte die Romane von Ralf Rothmann, Stier, Wäldernacht oder auch Milch und Kohle. Wer das, was da geschildert wird, immer noch verklärt oder betrauert, der ist nicht mehr sentimental, sondern, um es mal auf Ruhrdeutsch zu sagen, „bekloppt“.
Klappt die „Metropole Ruhr“?
Fast schon legendär für die kulturelle Identität des „neuen“ Ruhrgebiets ist das „Kulturhauptstadtjahr“ 2010. Für einen Moment tauchte das Selbstgefühl von Metropolität in der Region auf. Das war außergewöhnlich. In der Gegenwartsliteratur haben wir es ja mit wenigen Ausnahmen (zum Beispiel Jürgen Links Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee von 2008) nicht oder fast gar nicht mit einer Metropolenliteratur zu tun, sondern mit einer Heimatliteratur, die das Ruhrgebiet provinzialisiert. Man kann dies als Gegenbewegung zur Urbanisierung des Ruhrgebiets und vieler seiner Bereiche sehen. Nicht die Metropole Ruhr verspricht Heimat, sondern dann doch nur Bochum, Oberhausen oder Herne. Auf diesen Widerspruch hat Eilenberger in seiner Lektüre von Frank Goosen, Rothmann und anderen zu Recht aufmerksam gemacht. In dieser Literatur tritt das Ruhrgebiet als das auf, was es nicht mehr sein will: als lose Ansammlung von mehr oder minder großen, aber unverbundenen Dörfern.
Ein Text wie Sommerfest des Bochumer Star-Autors Frank Goosen ist so gesehen Dorfliteratur. Viel wichtiger aber ist, dass aus der Heimatliteratur eine Volksliteratur werden kann, welche die Differenz zwischen Heimat und Fremde, zwischen Nähe und Ferne markiert. Bei Berthold Auerbach, dem Theoretiker der Dorfgeschichte, heißt es: „Die neuere Volksdichtung kann damit zugleich mit Bewußtsein aufgreifen und fortsetzen, was ehedem die Sage in rein naiver Weise tat, indem sie bestimmte Orte mit ihren Gebilden umwob.“ Man lese in diesem Licht die Beschreibung von Orten wie der Trinkhalle, dem Schrebergarten, dem Bolzplatz und vielen anderen in der aktuellen Ruhrgebietsliteratur.
Metropolenbewusstsein vermittelt das freilich nicht. Ich möchte behaupten, dass fast nur im Wissenschaftsbereich die Metropole Ruhr wirklich funktioniert. Leider sind die Hinweise auf die Wissenschaftsregion bei Eilenberger dünn gesät. Dabei ist es ein gelungener Gag, die Zeile „Ich komm aus dir“ aus Herbert Grönemeyers Bochum durch „Bochum, ich studier in dir“ zu ersetzen. Bochum ist die Stadt mit der dichtesten Hochschullandschaft im Ruhrgebiet. Der Oberbürgermeister interessiert sich wirklich für die Hochschulen in „seiner“ Stadt, und auf lokaler Ebene gibt es verschiedene Initiativen, die Hochschulen unterschiedlichen Typs miteinander zu vernetzen.
Primus inter Pares unter den Bochumer Hochschulen ist die 1965 eröffnete Ruhr-Universität. Die Ruhr-Universität wiederum ist auf regionaler Ebene seit 2007 im Verbund „Universitätsallianz Ruhr“ (UA Ruhr) mit der Universität Duisburg-Essen und der Technischen Universität Dortmund vernetzt. International vernetzt ist die UA Ruhr mit sogenannten „Liason Offices“ in New York und Moskau. Für das Lobbying ist also gesorgt. Diese Vernetzung zeugt von einem Problembewusstsein in der Wissenschaftspolitik, das neulich – für den Fußball – Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Köln, mit schlichten, aber wahren Worten so ausgedrückt hat: „Alleine ist der beste Kicker nur ’ne Wurst.“ Für die Universitäten der Region gilt dieser Merksatz besonders, die universitäre Konkurrenz im Rheinland und in Westfalen schläft nicht.
Schaut auf die Hochschulen!
Die Metropole Ruhr funktioniert also als Metropole im Bereich der Universitäten bestens: Eine Universität mit zwei Standorten in zwei verschiedenen Ruhrgebietsstädten (Universität Duisburg-Essen) und eine Universität, die nicht Universität Bochum, sondern Ruhr-Universität heißt, symbolisieren hier etwas, das sich in anderen gesellschaftlichen Bereichen erst noch entwickeln muss: eine gemeinsame Identität, die Unterschiede kennt, sie aber auch nutzt.
Seit längerem gibt es die Ruhr-Konferenz, einen losen Verbund, der die Entwicklung der Metropole Ruhr in einem Netzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Bildung und Kommunen voranzutreiben versucht. Die Netzwerkarbeit der Ruhr-Konferenz ist sehr erfolgreich. So hat das Land Nordrhein-Westfalen im März 2021 beschlossen, den Aufbau von universitätsübergreifenden Forschungsschwerpunkten jährlich mit bis zu 75 Millionen Euro zu unterstützen.
Vernetzung ist ein Faktor der neuen Identität des Ruhrgebiets, aber sie bliebe etwas abstrakt und blass, käme nicht mit dem sozialen Hintergrund vieler Studierender ein weiterer Faktor hinzu. Nur wenige Universitäten kennen die Herkünfte ihrer Studierenden so genau wie jene im Revier. In zahlreichen Untersuchungen tritt ein Typus sozialer Mobilität auf, der in den Universitäten und Hochschulen seine Heimat hat: der Bildungsaufsteiger, die Bildungsaufsteigerin.
Bildungsaufsteiger prägen wie nirgendwo sonst in Deutschland die Hochschullandschaft des Ruhrgebiets. Nirgendwo in der Republik ist der Anteil an „first generation academics“ unter den Studierenden so groß wie hier. Das wäre ein Grund für einen Stolz, der nicht mehr der Sentimentalität einer verlorenen Malocher-Welt bedarf. Es ist seltsam, dass viele Politiker*innen aus dem Ruhrgebiet, wie zum Beispiel auf Bundesebene der SPD-Abgeordnete Oliver Kaczmarek aus Unna und der aus Gelsenkirchen stammende Bundesjustizminister Marco Buschmann von der FDP, zwar immer wieder ihre Bildungsaufstiege zum Besten geben, das für die Region aber anscheinend nicht imageprägend ist.
Nicht die Berliner Bubbles
Was aber ist mit dem Wirtschaftsraum? Gibt es hier eine neue Identität? Ich mache mich auf Spurensuche. Über den Aus- und Umbau von ehemaligen Industrieflächen ist schon viel geschrieben worden; um mich auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen, zoome ich mit Unternehmern, die ich noch aus der Jugend, dem Studium oder dem Sportverein kenne. Erstaunlicherweise gibt es vor allem in der IT-Branche sehr viele kleinere bis mittelständische Unternehmen, die in Berlin ein zweites Standbein haben. Die Unternehmer erzählen, dass sie immer wieder Schwierigkeiten haben, Kreative an ihre Bochumer Standorte zu locken; viele, nicht nur aus Deutschland, sondern aus ganz Europa, wollen für die hippen Unternehmen arbeiten, aber fast niemand will nach Bochum oder Essen ziehen.
So haben viele in Berlin eine Dependance aufgebaut, weil die Marke „Ruhrgebiet“, im Gegensatz vielleicht zur Marke „Berlin“, nicht funktioniert; die Leute wollen halt in Berlin wohnen, feiern, chillen, sagt einer, der es wissen muss. Und in der Branche ist ja eh fast egal, wo der Laptop steht. Es ist weniger die in fast allen Transformationsregionen auftretende Klage der Kreativindustrie, in den verkrusteten Strukturen der bürokratischen Wirtschaftsförderung keine offenen Ohren zu finden. Nein, eigentlich sind hier die besten Voraussetzungen für funktionierende Innovationssysteme, sagen die Unternehmer: Wir haben zahlreiche Hochschulen, haben etablierte Ausbildungsstrukturen in den Betrieben, wir können (noch) für relativ wenig Geld Fabriketagen mieten.
Hinzu kommt: Die einzigartige Lage in der Mitte Europas, die sehr gute Verkehrsanbindung (in gut zwei Stunden ist man in Brüssel, in dreien in Paris, mit dem Zug), die Mentalität der Leute, die sich, das sagen auch die Zugereisten, nicht allein durch Herzlichkeit oder Direktheit, sondern durch milieuübergreifende Kommunikationskompetenz auszeichnet. Man lebt und arbeitet hier weniger in Bubbles als in Berlin. Diese Vorteile müsste man viel stärker betonen.
„Die Gesellschaft“, heißt es bei Alexis de Tocqueville, einem der ersten Beobachter sich transformierender Gesellschaften zu Beginn des 19. Jahrhunderts, „wird nicht hier und da verändert, sie befindet sich als Ganzes in einem Prozess der Transformation.“ In dieser Hinsicht hat das Ruhrgebiet nicht mehr nur Modell-, es hat vielmehr Laborcharakter. Labore sind Orte der Herstellung von Zukunft, nicht der Nostalgie.
Kommentare 11
Die Zukunft des Ruhrgebietes liegt unter seiner glorreichen Erde! Hydrodechlorisierung von polychlorierten Biphenylen (PCBs) in kontaminierten Wässern - Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung an der Uni Gießen - Schicht im Schacht, ist nicht einfach Schluss mit Fossil. Die späten Folgen des Handelns müssen übernommen werden. Wenn die Gruben volllaufen, ist oben Schluss mit der Bewohnbarkeit.
Verlust??? Verlust an dem Gedanken, das man nur ein guter Mensch sei, wenn man viel Energie verbraucht, kann ich nicht erkennen.
Mein persönliches Wachstum (Identität) ist gekoppelt mit meinem benötigten Energieverbrauch und vieles was wir beim wachsen, heranwachsen sehen wollen, bedingt das anderes unnötiges abgespalten wird. Ein Baum als Bild der Identität/Wachstum/Entfaltung wächst auch und wirft dabei Äste ab, um Wachstumsrichtungen zu bestimmen.
Wenn man Wachstum von Städten und Landschaften aus der Vogelperspektive von schräg oben ansieht, in denen wir uns bewegen, dann sieht man vor lauter Ziegel, Asphalt und Beton keine Bäume mehr, dafür aber alles mit Licht und Energie durchflutet.
Die Verlustangst die uns umtreibt, ist nur das uns die Energie für unser Wachstum verloren geht, um in unseren Steinwüsten mit Lichtdurchfluteten Gängen ohne Bäume, wie ohne neuen Raum für Wachstum unsere Entfaltungen zu erleben.
Aber es gibt ja noch das Bild von einer Identität aus der Vergangenheitsbetrachtung mit ihren Wachstumsbildern, was wir romantisiert in diesem Sinn weiter erleben wollen. Dieses Festklammern ans gestrige zeigt, dass das gegenwärtige wachsen und entfalten, mit geringen Platzbedarf und zu hohen Energieverbrauch nicht verstanden wird.
So arbeiten wir weiter in dem Sinn: Ich bin ein guter wertvoller Mensch, wenn mein Energieverbrauch, uneingeschränkt am wachsen ist. Das bewirkt noch einen anderen Verlust, den wir nicht betrachten, da wir nur auf unser persönliches wachsen achten.
Meine Identität, dass Bild der Gegenwart ist Stein und Licht, mehr braucht es nicht.
Lass die Menschen Menschen sein.Sentimentalität und Erinnerungen gehören dazu. Und es ist ein natürliches Phänomen, dass dabei die schlimmen Dinge mit der Zeit verblassen und die schönen Dinge meist nicht. Ruhrgebiet - kann man nennen. Und wenn ich böse WÄRE, die Zeit in der DDR, nicht wenige hier werden sich auch verklärt an schöne Dinge erinnern und die bösen ausblenden.
NORMALES Phänomen menschlicher Erinnerung.
Vielleicht kann man Sentimentalität aber auch für die Zukunft nutzen. Was war früher im Ruhrgebiet alles möglich, riesige Landstriche wurden der Kohle geopfert - und die heutige Diskussion dreht sich darum, wie hässlich Windräder wären und diese die Landschaft verschandeln.
Früher war eben nicht alles besser!
Warum sind Windmühlen "romantisch", Windräder aber verschandeln das Bild?
Warum war es früher "OK", riesige Regionen der Kohle zu opfern für die Energie, heute wird aber jedes Windrad als nicht hinnehmbares Opfer empfunden?
Rhetorische Fragen an uns alle - wenn ich böse WÄRE.
Ich versteh, also alter Ruhri aus einer Arbeiterfamilie, mittlerweile seit 20 Jahren in Berlin, das Problem nicht und die Herangehensweise. Schon der Ansatz "Säulen einer möglichen Identität und ihrer Bilder: zum Ersten Literatur und Kultur, zum Zweiten Bildung und Wissenschaft und schließlich die von Eilenberger nur angedeutete Vorbildhaftigkeit des Ruhrgebiets für die Transformation einer ehemaligen Industrielandschaft in eine postcarbone Hightech-Region mit vielen Start-ups." - Das ist doch eine Sicht, die an der realen Bildung regionaler Identität und Gemeinsamkeiten in Sprachstil, Habitus, Mentaitäten usw. ziemlich vorbei geht. Die sind geprägt vom realen Leben und sozialen Umfeld und Verhaltensweisen und nicht von dem da beschrieben, das nur für eine Minderheit eine Rolle spielt. Eine gewisse anhaltende Wirkung und Bindung an im proletarischen Leben der früheren Industrieregion verwurzelten Haltungen und Traditionen ist doch kein Problem, wenn sie nicht als Sehnsucht nach Vergangenem auftreten, das nicht wiederkommt. Und das sehe ich nicht, niemand will den Dreck (in der Luft) von vor 50 Jahren und mehr zurück. Die Aufgaben der Zukunftsgestaltung liegen auf den Gebieten der Wirtschaft, Verkehr, Soziales usw., an Nostalgie scheitern die nicht.
Sehe ich auch so. Der Artikel lebt von einer pauschalen Umdeutung von Geschichtsbewusstsein in Geschichtsverklärung. Außerdem steckt ein hübsches Quantum Marketing-Denke drin und natürlich auch mehr als eine Prise klassistischer Dünkel.
Ich habe noch was zu dem Foto. Das sollte ein Handy sein und da läuft dann TikTok. Das ist das Licht für die Identität und wie das wächst kann man im neuen Report, State of Mobile nachlesen. Und die Steine brauchen wir für das wohnen.
Bochum kenne ich als Stadt in3Phasen- Ende der Kohleindustrie- Museumspark - Wissenspark mit sozialem Brennpunkt.In der sogenannten Boulevardmeile begegnete mir die blanke Armut.Ich war dort wegen 2Beerdigungen.
Die uns bekannte, ökonomische Entwicklung des Ruhrgebietes in relativ jüngeren Jahrzehnten lag unter der Erde, und wird auch in absehbarer Zukunft in weiten Teilen unter der Erde liegen.
Die Geschichte des industriellen Kohle- und Mineralabbaus ist lange nicht vorbei, nachdem die Ressource abgebaut ist.
https://www.spektrum.de/news/nach-dem-steinkohleaus-kommt-das-wasser/1613698
https://www.spektrum.de/news/ewigkeitskosten-wasser-pumpen-bis-in-alle-ewigkeit-spektrum-de/1222444
Wer glaubt, dass die zunehmende Akupunktur der Erdoberfläche / Kruste durch Bergbau, Öl-und Gasbohrungen keine Konsequenzen hat, der irrt. Das ist alles nur eine Frage der Menge im Verhältnis zu Zeit und Fläche.
Augenblicklich gibt es geschätzte 1.2 Millionen Stellen allein in den USA, wo nach Mineralien gebohrt oder gegraben wird. Weltweit werden es mehrere Millionen sein.
... hier werden unsere Nachkommen zur Umwelt-Schicht fahren müssen.
Zugabe:
China
https://earth.org/rare-earth-mining-has-devastated-chinas-environment/?ftag=MSF0951a18
Zum Hinweis von @Rioja weiter oben:
Ozeane
https://www.scinexx.de/news/geowissen/umweltgifte-selbst-im-tiefseegraben/
"Man lebt nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit."
Die Transformation der Kohlearbeiter hat nicht stattgefunden.
Den Strukturwandel haben wir noch lange nicht bewältigt.
Politiker haben behauptet, wenn der subventionierte, heimische Steinkohlenbergbau abgewickelt wäre, sei der Strukturwandel an Ruhr und Saar abgeschlossen.
Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet liegt inzwischen wieder über 10 Prozent und seit langem rund vier Prozentpunkte über der Bundesquote.
Ja, die Bundesregierung setzt mit der Summe von 40 Mrd. Euro bis 2038 vor allem auf recht umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen im weiteren Sinne.
Duisburg und Gelsenkirchen sind die ärmsten Städte Deutschlands, schon weit abgehängt vom Osten der Republik.
Aber vielleicht ist der Blick eines Universitätsdozenten, der sich vorwiegend mit Start-Ups und ITlern beschäftigt doch etwas getrübt.
https://ihsmarkit.com/research-analysis/dredging-industry-builds-smaller-vessels.html
Die Mineralbagger-Industrie baut kleinere Schiffe
https://skytruth.org/flaring/
https://googlemapsmania.blogspot.com/2014/08/fracking-hell.html
Fracking Gas
https://geographical.co.uk/nature/energy/item/3086-dossier-oil-rigs
Dossier: Die erschreckenden Kosten für die Verschrottung der alternden Öl- und Gasplattformen der Welt
https://globalchallenges.ch/issue/6/abandoned-mines-the-scars-of-the-past/
Gefährdete Erde | Verlassene Minen: Die Narben der Vergangenheit
Markus Steinmayr hat an den Punkt Recht, dass das proletarische Leben nicht romantisch verklärt werden soll. Doch gerade politisch Aktive Arbeiter*innen waren die besten und präzisteten Kritiker*innen der Ausbeutung im Beruf. Man lese nur den Romn "Irrlicht und Feuer" von Max von der Grün, einen der Mitbegründer des Werkkreis Litaratur der Arbeitswelt. Eine schärfere Kritik an den Bedingungen proletarichen Lebens in der kapitalistischen Mühle wird man selten finden. Darauf speist sich auch die Kritik der Arbeiter*innenbewegung, die zumindest einmal angetreten ist, das reale proletarische Leben nicht zu verklären, sondern alle Klassen abzuschaffen Doch davon findet sich in de Artikel von Steinmayer nun keine Spur. Er verklärt statt dessen das genau so erbärmliche Leben der akademischen Proletariats und feiert dann noch die Lernfabrik, die Universtität Boochum mit ihrer besonders hohen Selbstmordrate, über den in den Artikel kein Wort steht. Natürlich wird auch nicht erwähnt, dass der Übergang vom fordistischen zum akademischen Proletariat einen Verlust an Organisations- und Kampferfahren bedeutet, die auch mit den Bergarbeitern im Ruhrgebiet verbunden war. Es war eine lange Geschichte von Kämpfen, die Rote Ruhrarmee war nur ein spektakuläres Beispiel, der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt wäre da ebenso zu lernen, wie viele kleinere Kämpfe der Bergarbeiter. Dieses vorwärtsweisende Moment des. Proletariats kommt in seinen Artikel nicht vor. Dabei könnte das akademische Proletariat hier einiges lernen. und noch mer die vielen Erwerbslosen und Prekären, die heute im Ruhrgebiet leben und nicht zum akademischen Proletariat gehören, auch nie gehören werden und die noch immer viele Ruhrgebietsstädte prägen. Für sie war die Zerschlagung des Bergbaus auch ein Angriff des Kapitals auf das Proletariat als organisierte Kraft, die den Kapitalismus aus den Angeln heben konnte. Peter Nowak