Offener Brief

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In der vergangenen Woche erreichte ein Brief, verfasst von Schülern der Iris-Berben-Realschule in Bad Harzburg nicht nur Kanzleramt und Verfassungsschutz, sondern auch unsere Redaktion. Wir möchten Ihnen, liebe LeserInnen, im Gegensatz zu den verschwiegenen Behörden, wo manches auf mancher Leuts Schreibtischen lange liegt, den herzergreifenden Inhalt nicht vorenthalten:

"An alle, die Verantwortung spüren wie wir! Wir sind Schüler der Klasse 5a, und wir gehen mit offenen Augen durch den Supermarkt und unsere Zeit. (Es ist nämlich grad große Pause, da haben wir eine halbe Stunde frei.) Wir haben gelernt, was auf der Welt das Wichtigste ist: der Kampf gegen den Terror. Herr Bush tut es immer, Herr Schröder hilft ihm immer, Herr Putin fast immer. Herr Zemin wirbelt mächtig. Herr Sharon ist fleißig, Herr Ramadan in Saudistan auch, und die Frau Di hätte es auch gemacht. Sicher haben auch Herr Haider und Herr Hussein lange überlegt, wie sie´s miteinander machen wollen. Selbst Herr Laden ist gegen den Terror und muss immer vor der Video-Kamera sitzen. Er ist schon ganz blass um den Bart. Die Amerikaner finden das ganz prima. Hätten sie ihn sonst nicht einfach gefangen? Logisch! Aber so?

Wir sind alle Verbündete. Auch die Schüler der Klasse 5a. Wir sind nicht so klein, wir Ihr denkt, wir wollen es auch endlich tun! Wir haben Mutti und Vati gefragt, wie´s geht. Aber die sagen uns nichts. Also haben wir uns hinter dem großen Knallerbsenstrauch an der Schule versteckt und geübt, wie man Terroristen jagt. Zuerst hat´s der Peter dem Kevin gezeigt. Als der erledigt war, kam die Gundi dran. Dann hatten wir uns die 5b vorgenommen. Und die Bimbos greifen wir uns auch noch.

Dann war leider die große Pause vorbei, und wir hatten Deutsch, ätzend langweilig, bis unser Lehrer Herr Specht etwas von einem Herrn Hölderlin vorgelesen hat, der muss dem Herrn Bush immer aufschreiben, was er sagen soll, oder der Frau Roth, die immer über alles lachen kann, sogar über sich, was bestimmt ganz schwer ist. Von dem Herrn Hölderlin hat uns der Herr Specht folgendes vorgelesen: "Wenn der Feind vom Frieden spricht, dann glauben wir ihm dieses nicht." Wir haben gleich an den Herrn Bush gedacht.

Eure 5a von der Iris-Berben-Realschule

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