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Kolumne Ach ja, es gibt viel Schlimmes auf der Welt. Vom Schlimmsten gar nicht zu reden. Aber man muss natürlich davon reden. Es passiert ja immer wieder und ...

Ach ja, es gibt viel Schlimmes auf der Welt. Vom Schlimmsten gar nicht zu reden. Aber man muss natürlich davon reden. Es passiert ja immer wieder und ausgerechnet in Deutschland. Dem Land mit der weltweit größten Dichte an Borkenkäfern, Kollektivneurosen, Pepita-Hüten, gehäkelten Topflappen und Nitrofen-Puten bleibt zur Zeit wenig erspart. Die Schicksalsschläge rennen dem anmutigen Wellness-Center D. förmlich die Tür ein. Wer hätte gedacht, dass das Allerschlimmste so schlimm sein kann: Eine Million Fernsehhaushalte mit Digital-Empfang haben das Eröffnungsspiel der Fußball-WM verpasst. Es waren diesmal nicht Slobo, Osama oder Martin Walser, es war tatsächlich Kirch. Totgesagte riechen strenger - wie das der unvergessliche Erich Honecker sprachlich so schön auf den Punkt zu bringen wusste.
Das Schlimmste am Allerschlimmsten ist aber, wie heutzutage Entsetzliches verharmlost werden darf. Bild, das Flaggschiff des zivilen Ungehorsams gegen die Pisa-Studie, spricht vom "Super-Gau". Da wird nicht nur verniedlicht, sondern schamlos russisch verklärt. "Super-Gau" - das weiß jeder - war 1986 ein kühner Großversuch der sowjetischen Atomwirtschaft, als mit dem symbolischen Knopfdruck im Leitstand des KKW Tschernobyl das Programm "Saubere Energie für unsere Ukraine! Schöner unsere Städte und Gemeinden! Mach mit!" gestartet wurde:
Was hat das mit dem Leid Hunderttausender deutscher Familien zu tun? So ver-ostet eben nicht nur unsere Sprache, sondern alles was uns lieb und teuer ist, unsere Gesangbücher, unsere Pit-Bulls, unsere Pump-Guns, unsere Uta Danellas. Alles, was man in unserem abendländischen Kulturraum gern neben sich auf dem Sofa weiß. Alles wird kaputt geredet. Selbst einer der sich stets mit intensivster Servilität jedem Anflug von hinterhältiger Intellektualität nähert, fängt an zu schludern. Das grüne Rotbäckchen Werner Schulz (Ich bin doch Euer Rest-Ossi!) patzt sprachlich. Man muss "das Nein" der PDS zu weiteren Anti-Terror-Kriegen genau durchdeklinieren, sagt er. Also: "Das Nein", "des Neins", "dem Nein", "das Nein", da wird der feige Anti-Amerikanismus der PDS doch nur sehr einsilbig entlarvt. Das reicht nicht mal für eine Entschuldigung von Roland Claus. Hier muss sprachlich einfach mehr Schrot in die Büchse.

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