Hessen schafft die Studiengebühren ab. Ist das nicht ein Fehler?
Nein, denn die hessische Verfassung garantiert das Recht auf unentgeltlichen Unterricht auch an Hochschulen.
Aber verlassen jetzt nicht die besten Studenten das Bundesland, um lieber dort zu studieren, wo sie für Geld eine bessere Leistung erhalten?
Vermutlich trifft das Gegenteil zu: Als die Studiengebühren eingeführt wurden, gab es enorme Wanderungsbewegungen hin zu Bundesländern, in denen das Studium weiter unentgeltlich ist. Dabei sind vor allem Studierende aus wohlhabenderen Familien mobil.
Rechnen Sie damit, dass die Universitäten in Frankfurt, Kassel, Gießen den Numerus Clausus auf Studienfächer verschärfen?
Das wage ich zu bezweifeln. Die Universitäten sind durch den Hochschulpakt gezwungen, zusätzliche Studienplätze zu schaffen. Wenn sie dieser Aufgabe nicht nachkommen, müssen sie finanzielle Mittel an das Land zurückzahlen.
Hat der hessische Landtag eine neue, bundesweite Debatte um Studiengebühren entfacht?
Gut möglich, aber vorerst wird sich nicht allzu viel tun, weil die Bundesländer autonom handeln. Natürlich ist es jetzt grundsätzlich leichter, wenn eine neue Regierung die Studiengebühren wieder abschaffen will.
In Bayern wird im Herbst gewählt. Inwiefern zeichnet sich bereits ab, dass die Parteien dort auch über Studiengebühren streiten?
Ich denke, dass es ein Wahlkampfthema wird. Das ist üblicherweise so. Die sozialdemokratische Opposition greift es sicher auf.
Empfehlen sich SPD, Linke und Grüne als Parteien der Studenten?
Dazu gehört mehr, sie müssten sich etwa für eine bessere Ausstattung der gesamten Infrastruktur und für mehr finanzielle Mittel stark machen. Immerhin empfehlen sie sich als Parteien, die einen uneingeschränkten Zugang zu Hochschulen wollen und mehr soziale Durchlässigkeit in der Bildung fordern.
Warum soll es sozial sein, wenn Steuerzahler ein Zweitstudium finanzieren müssen?
Wer über ein höheres Einkommen verfügt, trägt auch wesentlich mehr zur Steuerlast bei. Wir wissen, dass 20 Prozent der Steuerpflichtigen gut 80 Prozent des Steueraufkommens aufbringen, und das sind Jahresgehälter von etwa 50.000 Euro. Aber trotzdem rentiert sich Bildung hier zu Lande noch immer weniger als in anderen Ländern. Die Bildungsrendite liegt bei nur sieben Prozent.
Das Gespräch führte Dirk F. Schneider
Achim Meyer auf der Heyde ist Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks.
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