Wohin mit dem Atommüll, Herr Dettmann?

Nachgefragt Am 8. Januar eröffnete das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), der neue Betreiber des Atommülllagers Asse II, eine Infostelle vor Ort. Wird man dort ...

Am 8. Januar eröffnete das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), der neue Betreiber des Atommülllagers Asse II, eine Infostelle vor Ort. Wird man dort gut informiert?
Wir sind sehr froh, dass wir jetzt eine Infostelle haben, es zeigt doch, dass der neue Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ganz anders vorgeht, als das vorherige Helmholtz-Zentrum. Er suchte auch bereits mit uns das Gespräch. Die Präsentationen müssen wir uns erst noch kritisch ansehen.

Die Asse soll geschlossen werden, wie soll das vonstatten gehen?
Der alte Betreiber wollte einfach das Bergwerk fluten, doch das könnte die Gegend kontaminieren. Das BfS sagt, dieses Konzept sei vom Tisch. Unsere Forderung ist zur Zeit, den Atommüll aus der Asse herauszuholen.

... und hinein zu bringen in das nahe gelegene Endlager Schacht Konrad?
Schacht Konrad ist zwar genehmigt, aber es gab auch hier kein Auswahlverfahren. Bürger-Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht und vor dem Europäischen Gerichtshof sind noch nicht entschieden. Es wäre ein fataler Fehler, den Atommüll aus der Asse rauszuholen und in das nächste Loch hineinzuwerfen. Wir haben bereits zwei Havarien: Das Endlager Morsleben bricht zusammen. Das Endlager Asse säuft ab. Da muss man doch erst einmal untersuchen, wie es zu diesen offensichtlichen Fehlentscheidungen überhaupt gekommen ist.

An der Rückholung seitens der Betreiber besteht vermutlich kein allzu großes Interesse.
Das Bundesforschungsministerium versucht derzeit, das Atomgesetz zu novellieren, um die Asse in den Status eines planfestgestellten Endlagers zu setzen. Wir hatten vor einem Jahr Klage eingereicht, die Asse nach Atomrecht zu behandeln, weil es sehr stark einem Endlager ähnelt. Aber jetzt sieht es danach aus, als würde man zunächst das Atomgesetz ändern, um schließlich das Bergwerk nach dem neuen Gesetz zu behandeln. Das ist nicht akzeptabel.

Vertrauen Sie dem BfS, eine letztlich für alle tragfähige Lösung zu finden?
Wir sind auf jeden Fall vorsichtig, gemäß unserem Leitsatz "Wir passen auf". Im vergangenen Jahr hat sich das BfS sehr positiv hervorgetan und übernahm im Begleitprozess die Rolle eines Motors, der vieles beschleunigt. Da war es in der Position eines Kritikers. Das BfS hat jetzt den Stuhl gewechselt und ist Betreiber geworden. Nun sind wir gespannt, wie der Prozess weitergeht.

Das Gespräch führte Connie Uschtrin

Udo Dettmann ist Sprecher der Bürgerinitiative "Koordinierungskreis Asse 2"

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