Eure Angst ist lächerlich

Islamismus Die Berichterstattung zur Wuppertaler "Schariah-Police"-Aktion ist die Krönung einer kaum noch zu ertragenden Kultur der Angstmache in Politik und Medien. Lacht sie aus!

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Heute Nacht werde ich beruhigt schlafen können. Eine weitere Nacht werden wir unter den ausgebreiteten Schwingen der vorbildlichen westlichen Werteordnung sicher sein. - Denn unsere Bundeskanzlerin hat uns beruhigen können, auch im Angesicht des immensen Schreckens, den es landauf, landab ausgelöst hat, dass der stadtbekanne Konvertit Sven Lau mit einer Handvoll Kumpels in Bauarbeiter-Westen mit der Aufschrift "Schariah Police" durch Wuppertal gezogen ist, um jugendliche Nachtschwärmer über die Regeln des Koran zu belehren. Die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland sah sich genötigt, angesichts dieses ernsten Vorfalls eilends zu versichern, dass auch weiterhin keine geänderte Terror-Gefahrenlage in Deutschland bestehe.

Wir sind nochmal davongekommen.

"Wir haben jetzt keine spezifischen Hinweise auf eine terroristische Bedrohung. Dass wir insgesamt zu kämpfen haben, dass wir eine Reihe von Salafisten haben, dass wir immer wieder darauf bedacht sein müssen, dass allen terroristischen Bedrohungen nachgegangen wird - das ist seit geraumer Zeit so und hat sich durch die Existenz der Gruppe IS nicht verringert. Aber die Menschen brauchen jetzt vor einer spezifischen Gefahr keine Angst zu haben. Da haben wir keine Anzeichen." (RP-Online, a.a.O.)

Wort der lebendigen Merkel.

Es wäre tatsächlich - wie so häufig - einen eigenen Artikel wert, ein solches Satzgebilde der Kanzlerin im Detail zu erforschen, um die kryptisch verborgene Abwesenheit jeglichen Sinngehaltes zu entschleiern, aber es bleibt doch auch ganz spontan schon die Frage, wie weit genau "die Gruppe IS" noch von der weiteren Ausdehnung ihres Machtbereiches bis Mittel- und Nordeuropa entfernt ist, wenn mittlerweile schon Salafisten auf deutschem Mutterboden gesichtet wurden, wieviel Angst wir also angesichts dieser Summe sich addierender Krisenherde doch jedenfalls haben sollten (wenn auch lieber in derart unbestimmter, vager und permanenter Weise als etwa des naseweisen Fragens nach irgendeiner spezifischen Gefahr), und natürlich, was ein Typ wie Sven Lau mit alledem zu tun hat.

Aber der Notfalleinsatz der deutschen Bundeskanzlerin war keineswegs die einzige staatstragende Reaktion, die den selbsternannten Tugendwächtern in den leuchtenden Westen zuteil wurde:

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat noch am Wochenende angeordnet, die Westen sicherzustellen, wenn sie erneut in der Öffentlichkeit auftauchen. Ein Wuppertaler Polizeisprecher erklärte, die Salafisten hätten sich daraufhin aus der Innenstadt erkennbar zurückgezogen. (RP-Online, s.o.)

Das ist Kriegsberichterstattung pur. Offensichtlich war die Wuppertaler Polizei dort in heftige Straßengechte mit der Vorhut "der Gruppe IS" verwickelt, während ich ahnungsloser, aber glücklicherweise von Mutti sanft behüteter Bundesbürger durch den Mauerpark geschlendert bin. "Schariah Police". Mensch, Sven und seine Jungs hätten mal dieses Wochenende nach Berlin kommen sollen; ich bin ganz sicher, die wären hier im Mauerpark gar niemandem groß aufgefallen. In welcher Stadt wohnt eigentlich Frau Merkel, die sich angeblich noch vor kurzem bemüßigt gefühlt haben soll, Herrn Obama zur erklären, der russische Präsident Wladimir Putin "lebe in einer anderen Welt"?

Aber ganz sicherlich verfügt die Kanzlerin über Informationen, die ihr eine realistischere Analyse der Bedrohungslage ermöglichen.

„Das ist absolut nicht in Ordnung. Und deshalb war es richtig, dass sowohl der Bundesinnenminister als auch der Landesinnenminister von Nordrhein-Westfalen sehr deutlich gemacht haben, es gibt ein Gewaltmonopol des Staats. Niemand anders ist befugt, sich in die Rolle der Polizei hinein zu schleichen. Und deshalb muss hier den Anfängen gewehrt werden.“ (RP-Online, a.a.O.)

Wehret den Anfängen! Das haben wir natürlich alle gelernt. Bevor eine sinistre Gestalt wie Sven Lau noch von einer soliden Mehrheit der Volksdeutschen durch Wahl seines Parteiblocks zum Reichskanzler befördert wird, wie es weiland Adolf Hitler wiederfuhr, sollten allerdings Vorkehrungen getroffen werden. Der lange Schatten des Kalifats lauert dieser Tage überall.

Da muss es als eher nebensächliche Anmerkung erscheinen, dass es derzeit keinerlei belastbaren Hinweise darauf gibt, dass die Untäter sich überhaupt in irgendeiner Weise polizeiliche oder sonstige obrigkeitlichen Befugnisse angemaßt oder gar versucht hätten, irgendeine Art von Amt, Gewalt oder Zwang gegenüber irgendjemandem auszuüben1) (im Gegensatz übrigens zum ganz regelmäßigen Auftreten gewalttätiger Fußballfans, schwer gewalttätiger Neonazis in - übrigens - längst erfolreich dem staatlichen Gewaltmonopol entzogenen "national befreiten Zonen", zu jedem Straßengefecht mit der Polizei bereiter autonomer Gewalttäter, etc., etc.).

Und so schaue ich als unfreiwilliger "Westbürger" fassungslos auf das, was, wie immer man es auch nennen soll, in Deutschland offensichtlich die wirklich fundamentale Funktion der freien Presse ersetzt hat.

Zunächst, noch einmal, RP-Online:

"Der NRW-Landtag will sich am Freitag auf Antrag von CDU, SPD, Grünen und FDP mit dem Auftreten der "Scharia-Polizei" in einer Aktuellen Stunde beschäftigen. Die CDU-Opposition sieht ein Versagen der rot-grünen Landesregierung im Kampf gegen salafistische Strukturen an Rhein und Ruhr. Jäger habe die Gefahr durch Salafisten "völlig unterschätzt", sagte CDU-Oppositionsführer Armin Laschet.

(...)

Der Innenminister ließ zunächst offen, ob er als amtierender Vorsitzender der Innenministerkonferenz einen Sondergipfel zur "Scharia-Polizei" einberufen werde. Dies hatte Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) gefordert, um die deutschen Gesetze auf ihre "Islamistenfestigkeit" zu prüfen. Ein Sprecher Jägers erklärte, die Bedrohung durch den Salafismus stehe eigentlich ständig auf der Tagesordnung der Innenminister. Deshalb sei ein Sondergipfel wenig sinnvoll."

Die online-Werbetafel der FAZ berichtet, Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) habe in stets verlässlicher Manier Gesetzesverschärfungen gefordert, falls die Rechtsgrundlagen ein Vorgehen gegen sogenannte Scharia-Polizisten nicht ermöglichen.

„Ich erwarte, dass in unserem Land, nicht irgendwelche selbst ernannte Polizisten wie die Scharia-Polizei ihr Unwesen treiben können. So etwas geht überhaupt nicht“, sagte Kauder am Montagabend vor einer Fraktionssitzung in Berlin.

Wenn die Rechtsgrundlagen dagegen nicht ausreichten, müssten neue geschaffen werden. Keine Gruppe dürfe versuchen, den Rechtsstaat Deutschland auszutesten. „Es geht nicht an, dass Frauen von einer Scharia-Polizei bedrängt werden. Das kann in unserem Land nicht zugelassen werden.“

Meines Wissens haben Sven Lau und seine Kommilitonen überhaupt keine Frauen bedrängt. Sollten mir entsprechende Informationen noch zukommen, wäre dieser Punkt zu korrigieren, ich bitte um Hinweise! Aber wie die Muslime es allgemein mit den Frauen halten, weiß der gemeine Deutsche ja seit 9/11 bis in Detail.

1) Die schon nur sehr fernen Andeutungen "des Westens" scheinen jedenfalls insoweit durch keine offizielle oder amtliche Quelle bestätigt.

Und weiter reihen sich die gewichtigen meta-politischen statements:

SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi sagte vor Journalisten in Berlin, es dürfe niemand außer dem Rechtsstaat in das öffentliche Leben eingreifen. Die Aktivitäten der Scharia-Polizei müssten mit „allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden“. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) unterstrich den Angaben zufolge ebenfalls: „Eine illegale Paralleljustiz werden wir nicht dulden.“

(...)

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) wies darauf hin, dass sich derartige Vorfälle wiederholen könnten. „Man darf sich nicht davon beruhigen lassen, wenn sich die selbsternannten Scharia-Polizisten jetzt erst einmal aus der Öffentlichkeit zurückziehen“, erklärte Gewerkschaftschef Rainer Wendt. Die Salafisten könnten ihre Aktion durchaus als „Probelauf“ für künftige Aktivitäten betrachten.(faz-online, s.o.)

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft! Da wird einem dann doch schon mulmig. Ob der Mann Sven Lau und seine Truppe wohl schon als ernsthafte Konkurrenz einschätzt?

Aber die von jedem kritischen Denken glücklich befreite Hofberichterstattung, die noch das dämlichste Politiker-Zitat wie eine Monstranz an den Leser heranträgt, ist für das Flaggschiff des "Westens", das die F.A.Z. nach dem Tod des seligen Frank Schirmmacher in kürzester Zeit geworden ist, ist natürlich nur der Aufhänger. Für das, was die Medien zur erfolgreichen Platzierung von Werbe-Adds wirklich brauchen: Schlagzeilen!

Islamisten in Deutschland - Unsere Feinde (Reinhard Müller)

Salafisten in Deutschland - Gesetz und Wahn (Michael Hanfeld)

Auch der Spiegel zeigt sich online besorgt, betrachtet die Schariah-Polizei als Alarmzeichen, das nicht verharmlost werden sollte (oh nein! Nur Putin verstehen ist noch häretischer) und fragt:

Scharia-Polizei: Junge Männer, was ist los mit euch? (Roland Nelles)

Und so setzt sich die Arbeitsteilung fort, die sich zwischen Politikern, die keine andere Politik außer Wahlkampf mehr machen und "Journalisten", die keine kritische Berichterstattung mehr leisten, in den letzten Jahren sehr erfolgreich etabliert hat:

Während das politische Personal nur noch Statements abgibt, die nichts Erhebliches zum eigentlichen Sachthema beitragen, sondern nur dazu dienen, im Meta-Text der jeweiligen Selbstempfehlung für ein politisches Amt, wahlweise das gerade ausgeübte oder das gerade angestrebte, zu dienen, übernehmen es die Herolde der freien Presse, uns zu erklären, weshalb wir als "Westen" aufgrund unserer natürlichen geistigen und sittlichen Überlegenheit gegenüber dem Rest der Welt in beständiger Angst vor ebendieser zu leben haben.

Es muss (hoffentlich!) an dieser Stelle nur angelegentlich erwähnt werden, dass sich das identische Muster seit Monaten in der "Berichterstattung" über die Ukraine-Krise spiegelt. In der "Berichterstattung" über allzeit drohende Einwanderungsfluten, die vor den Toren stehen, um unseren freundlichen Sozialstaat kahlzugrasen, aber vor allem und immer und immer wieder über die Menschen muslimischen Glaubens hier in Deutschland. Es ist eine beispiellose und widerliche Hetze, aber aus der alles verzerrenden Sicht der Ideologie des "Westens" unerlässlich, um zu vermeiden, dass der derart zur Geisel genommenen Bevölkerung auch nur ein Moment Zeit zum Nach-Denken gelassen wird.

Und so ist es geschehen, dass uns nur wenige Monate nach den Enthüllungen Edward Snowdens, die eigentlich für jeden sichtbar dokumentiert haben sollten, wovor wir als Bürger, wenn uns Freiheit irgendetwas bedeutet, wirklich Angst haben sollten, mit maximaler Wucht vor Augen geführt worden ist, wie unendlich bedroht wir sind. Von Sven Lau und seiner Hilfspolizei, von rumänischen Bettelweibchen und, natürlich, endlich, endlich wieder - dem Russen. Wie dankbar wir sein müssen, dass unsere Regierungen uns überwachen über uns wachen. Und uns die Welt erklären.

Wenn in diesen Tagen irgendetwas doch wirklich endgültig offenbar geworden sein sollte, dann dass die Welterklärungsmuster der Herolde "des Westens" sich als vollständig und endgültig ungeeignet erwiesen haben, die Wirklichkeit der Welt in irgendeiner anderen Form zu erfassen, die erlauben würde, in irgendeiner anderen Weise mit ihr umzugehen, als der unausgesetzten Einforderung der freiwilligen Unterwerfung unter ebendiese Erklärungsmuster, anderenfalls aber der Bedrohung mit eschatologischer Auslöschung.

Nirgends zeigt sich so sehr , wie schwach, wie ohne jede innere Sicherheit die "westliche" Kulturideologie ist und immer schon war, wie in den Projektionen ihrer eigenen erbärmlichen Ängstlichkeit. Und Angst kennt keine Besinnung. Die totalitäre Dynamik der westlichen Paranoia lässt sich - nur beispielhaft - in Reinhard Müllers Artikel ("Unsere Feinde"!) mit Händen greifen und es lohnt sich unbedingt, diese Texte zu lesen, um zu verstehen:

Ganz gleich, ob man den Auftritt einer „Scharia-Polizei“ in Wuppertal für ein salafistisches Happening oder eine machtvolle Anmaßung hält: Diese makabre Inszenierung wirft ein weiteres Schlaglicht auf eine schon seit langem bekannte Parallelwelt in Deutschland.

(...)

Und mag man auch den drei gerade in Frankfurt festgenommenen Somalia-Rückkehrern keine Verbrechenspläne für Deutschland nachweisen können - sie sind weitere lebendige Beweise für die Globalisierung des Terrors.

Verstehen sie das? Es ist völlig egal, ob eine reale Gefahr von dem Anderen ausgeht, wir müssen einfach Angst haben. Denn:

Bisher hat vor allem der Zufall verhindert, dass auf deutschen Bahnhöfen Blut geflossen ist.

Das ist grundfalsch. Einmal abgesehen davon, dass Herr Müller hier ungewollt den deutschen Sicherheitskräften nach seiner eigenen Weltsicht ein Armutszeugnis ausstellt. Es ist einfach nicht wahr. Es ist überhaupt kein Zufall, dass auch durchaus gewaltbereite Islamisten, auch ganz definitive Terroristen, Deutschland gerade nicht als Feindesland betrachten, sondern hierzulande, wenn überhaupt nur versprengte Wirrköpfe zu Attentätern werden. Es hat gute Gründe, die zu verstehen aber längst von der freien Presse zum Staatsverrat erklärt worden ist. Und diese Gründe lassen sich durchaus in einem ersten Schritt auf die simple Formel reduzieren, dass weder unsere tatächlichen Feinde und Gefährder noch jene, die leichtfertig zu Feinden gemacht werden, weil dies wohlfeil ist, in irgendeiner Weise so sind und so denken, wie sie aus der Perspektive westlicher Paranoia erscheinen. Die Ideologie, die sich in unsere Köpfe einprägen will, und die Frank Schirrmacher in seinem letzten Meisterwerk sehr weitgehend schon beschrieben hat, ist für die Wirklichkeit der Welt immanent blind und deshalb brandgefährlich.

Und wie gefährlich ist nun Sven Lau von der Wuppertaler Schariah-Polizei für die offensichtlich schon aus allen Nieten fallenden Fundamente unserer Rechts- und Werteordnung?

Nach Stand der Pressemeldungen hat die zuständige Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet. Das erscheint adäquat und bestätigt ein weiters Mal, wie dankbar wir allen Ernstes sein müssen, dass sich in Deutschland seit Jahr und Tag wenigstens die Justiz im fragilen Gefüge der Gewaltenteilung redlich bemüht, tatsächlich die Rechtsordnung des Grundgesetzes aufrechtzuerhalten.

Es gibt ein strafbewehrtes Verbot der Amtsanmaßung (§132 StGB), aber selbstverständlich findet sich im Auftritt der Lauen Truppe aus Wuppertal kein irgend hinreichender Anhaltspunkt für einen entsprechenden Sachverhalt. Auch Volksverhetzung (§130 StGB) und natürlich der Tatbestand der Nötigung mit ihren diversen Abwandlungen (§§240ff StGB) sind in Deutschland zu Recht strafbewehrt und kommen bei der Beurteilung der "Schariah-Police"-Aktion zu Recht in keiner Weise zur Anwendung. Kein Wunder, dass Herr Kauder nach Gesetzesänderungen ruft (s.o.); bei unseren Verbündeten im Westen jenseits des Atlantiks kann er sich aber hinreichend Rat holen, wie man es anstellt, den Rechtsstaat auszuhebeln und selbst Menschen, die weder Gesetz noch Recht verletzt haben, einzusperren, zu foltern, zu demütigen oder mit ferngesteuerten Bombern auszumerzen und sich derart der ganzen Welt als Leuchtturm von Freiheit und Fortschrittlichkeit zu empfehlen.

Natürlich gibt es Einiges gegen die Aktion zu sagen. Da wäre vor allem einmal der Vorwurf der Geschmacklosigkeit angesichts der offensichtlichen Identifikation mit fundamentalistischen Regimen, die gerade in diesen Tagen im Nahen Osten im Namen der Schariah (zu Unrecht!) schreckliche Gräueltaten begehen. Das sollte an jene deutschen Studenten erinnern, die seinerzeit begeistert "Ho- Ho- Ho-tschi-Min" skandierten, tut es aber nicht, denn das wäre ja schon fast ein Ak des Denkens. Es wäre ganz grundsätzlich einzuwenden, dass in einer freien Welt zuallererst einmal Menschen und Völker einander nicht autoritativ vorzuschreiben haben, wie sie zu leben und ihr Gemeinwesen zu ordnen haben, aber DAS wäre nun wirklich eine hochnotpeinliche Einsicht, die uns die Schamesröte ins Gesicht treiben müsste.

Ich möchte auch ganz persönlich meinen, dass ich es keineswegs für ausgeschlossen halten würde, dass aus einer Gestalt wie Sven Lau unter Umständen ein gefährlicher Attentäter werden könnte. natürlich kann das mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit passieren. Unsere globale(!) Zvilisation erzeugt beständig Einzelne und Gruppen, die derart aus allen menschlichen Verbundenheiten fallen, dass sie in letzter Instanz zum Typus des Attentäters werden. Unsere "westliche" Kultur hat diesen modernen und zeitgenössischen (und keineswegs rückständigen und geistig-kulturell "im 7.Jahrhundert" lebenden - hey! Diese Typen produzieren YouTube-Videos, schon gemerkt?!) Typus des Attentäters in die Welt gebracht.

Aber eines kann und muss ich hier mit Gewissheit sagen:

Ich habe keine Angst vor Sven Lau und seiner Schariah Police. Ich habe keine Angst vor der Unterwanderung unseres Sozialstaats durch rumänische Bettler und Sudanesische Kriegsflüchtlinge. Ich habe keine Angst vor Russland. In den absurden und lächerlichen Projektionen dieser Angstgebilde erkenne ich nur in kristallener Klarheit, wie dankbar ich bin, das zu besitzen, was beispielhaft Reinhard Müller und, ja, auch Sven Laue gleichermaßen zu fehlen scheint: Innere Sicherheit. Die unauslöschliche Gewissheit, dass mein Leben, jedes Leben unweigerlich und schicksalhaft tief in einer je eigenen Geschichte, eigenen Kultur, eigenen Tradition wurzelt und ruht, um deren Unauslöschlichkeit mir nicht Bange sein muss. Nichts und niemand kann die Ilias in mir auslöschen, die Bergpredigt, die Ode an die Freude, Rilkes 'Panther', Celans Todesfuge, sie sind mir ebenso sicher und gegenwärtig, wie jeder wahrhaft gläubige Muslim wohl auch noch in der grell beleuchteten, lärmbeschallten Folterzelle der CIA den Ruf des Muezzins klar und deutlich vernimmt und in seinem Gebet jenen Frieden findet, der keine Bomben und Standgerichte braucht, um in der Welt zu bestehen.

Und deshalb kann ich auch anderen ihre je eigenes Anders-Sein ohne jede Furcht zugestehen, ja mit Neugier und Bewunderung darauf schauen, wo es zu höchster Blüte gelangt ist. Denn es ist niemals das Andere, das Verschiedene, das meine abendländisch-christliche Lebensweise bedrohen würde. Es sind jene, die meinen, alle müssten gleich sein und niemand dürfe widersprechen.

Und ich möchte nicht, dass es so weit kommt, dass ich wirklich Angst haben muss vor unseren Pseudo-Politikern und Pseudo-Intellektuellen und ihrem unausgesetzten Bemühen, mir Angst zu machen, um mich besser beherrschen und kontrollieren zu können. Ihnen muss gesagt werden:

Eure Angst ist lächerlich.

Eure erbärmliche Feigheit widert mich an.

Ihr seid nicht im Besitz irgendeiner Rechts- oder Werteordnung, Zivilisation oder Kultur, die euch Halt und Zuversicht geben könnte.

Ihr seid zum Lachen. Und Lachen macht frei.

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Geschrieben von

derKrieger

Julian M. Freiburg, Zirkuskind. - Mich treibt zumeist um, was im blinden Fleck der Debatten bleibt &/oder unhinterfragt vorausgesetzt wird.

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