Peak Soil – Wenn Erosion unser Land frisst

Lebensgrundlage Nahrung Ohne Landwirtschaft keine Nahrung – mehr Menschen wollen essen, der Peak Soil liegt bereits hinter uns, Erosion frisst unser Land und damit unsere Lebensgrundlage.

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Grundlagen zur industrialisierten Landwirtschaft

Fruchtbarer Boden ist nicht unendlich. Mit der industrialisierten Landwirtschaft ist er zudem nicht unendlich lange nutzbar. Es werden jedoch immer mehr Nahrungsmittel und Biomasse benötigt. Man könnte sich denken, dass es doch wie einst bei indigenen Völkern in Südamerika möglich wäre, immer ein Drittel vom Land per Brandrodung zu nutzen und zwei Drittel brach liegen zu lassen. Theoretisch wäre das möglich, wenn nicht immer mehr Menschen einen immer höheren Bedarf hätten. Es ist seit langem nicht mehr genug Farmland da, um einen Großteil brach liegen zu lassen. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Sümpfe werden entwässert, Wüsten bewässert und Wälder abgeholzt. Wie in anderen Situationen wird zuerst das mit genommen, was am einfachsten und naheliegendsten ist. Erst dann kommt alles andere. Und genau an dem Punkt sind wir, dass massiv Flächen unter den Pflug genommen werden, die schnell ausgelaugt oder durch Erosion verloren sind. Der Zugewinn macht den Verlust nicht mehr Wett.

Jochen Flasbarth ist von Fach und erklärte schon 2011 gegenüber der Zeit, dass der Peak Soil bereits hinter uns liegt. In 30 Jahren wurden durchaus 25.000 Quadratkilometer hinzugewonnen. 79.000 Quadratkilometer Agrarland gingen in dieser Zeit verloren. Um einen Vergleich zu haben: Österreich kommt auf ca. 83.879 Quadratkilometer. Erschwerend kommt hinzu, dass solch dazu gewonnenes Land oftmals nicht lange genutzt werden kann. Häufig handelt es sich um gerodeten Regenwald, der besonders schnell durch Erosion zerstört wird. Das ist der Stand im Jahr 2011.

Die Alternative wäre, die vorhandenen Flächen immer intensiver zu bewirtschaften? So macht es die industrialisierte Landwirtschaft bereits. Auch deswegen verlieren große Flächen ihre Qualität oder gehen komplett verloren.

Erosion vermeiden

Es gibt bereits sehr viele Möglichkeiten, um Erosion zu vermeiden, die mehr oder weniger gut wirken. Einige der Techniken lassen sich für die Permakultur sinnvoll integrieren. Hier eine Liste:

- Fruchtfolge mit Gründünger, nackten Boden nach der Ernte vermeiden
- regelmäßige Hecken und Baumreihen als Windschutz zwischen dem Ackerland
- Wälle zum Hang, um Regenwasser festzuhalten
- empfindliche Flächen als Weiden oder Wälder nutzen
- versalzende Flächen knapper düngen
- ohne Pflügen wirtschaften
- Abflussrinnen in Talhängen dauerhaft begrünen
- durch ungedüngte und dauergrüne Gewässerrandstreifen Abschwemmung in Gewässer vereiteln
- mit niedrigen Bodendeckern in Weinhängen oder ähnlichen Pflanzungen nackte Krume vermeiden
- möglicherweise Kaninchen, Bisamratten oder andere „erodierende“ Tiere bejagen

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Neue Fachrichtung – Bodenerhalt

Der moderne Landwirt bräuchte ein zusätzliches Pflichtfach, welches Bodenerhalt lautet. Vielen Flächen würde es bereits helfen, wenn sie direkt nach der Ernte mit einem Gründünger wie Rotklee neu eingesät werden. Wenn der Landwirt für den Bodenerhalt letztendlich z.B. 25% seiner Flächen weniger lukrativ nutzt, müsste es Ausgleichszahlungen wie einst für Brachland geben. Diese Brachlandregel wurde bereits komplett abgeschafft, da es um die Vermeidung von Überproduktion ging. Wegen des höheren Bedarfs an Nahrung und Biomasse sollen auch diese Flächen für die Produktion genutzt werden.

In Deutschland wären solche Pflichtfächer sowie Ausgleichszahlungen möglich, in vielen anderen Ländern jedoch nicht. Hier betreiben Großkonzerne Landgrabbing und rauben den Einwohnern ihr eigenes Land. Diese werden mit „Lebensmittelresten“ aus der EU oder den USA überschwemmt, womit auch die über bleibenden, weniger wirtschaftlichen Flächen, für die Kleinbauern unrentabel sind. Beim Peak Soil muss jedoch global gedacht werden, womit Initiativen von Ebene der UN initiiert werden müssen. Auch dann muss es nicht nur in Afrika vor Ort Instanzen geben, die alles prüfen, damit die Gelder nicht veruntreut werden.

Für den Selbstversorger in der Permakultur

In der eigenen kleinen Welt (dem Mikrokosmos) und den globalen Geschehnissen (dem Makrokosmos) finden sich immer wieder erschreckende Parallelen. Auch man selber hat nur eine begrenzte Landmenge. Diese soll mit geringem Aufwand effektiv bewirtschaftet werden und dabei nicht abnutzen. Jeder muss sich vor Ort sein Land sehr genau ansehen und die Schwachstellen lokalisieren. Ein bewaldeter Steilhang darf nie komplett abgeholzt werden. Ein flacher Hang muss den Platzregen festhalten, um Erosion zu vermeiden. Der Boden darf auch auf ebener Fläche nie zu lange als nackte Krume liegen bleiben. Es braucht gerade für solche Flächen einen Windschutz. Bei einem Gewässer oder einem Brunnen soll zugleich an den Gewässerschutz gedacht werden.

Wer auf knapper Fläche einen Windschutz benötigt, würde nicht warten, bis die Hecke wild wächst. Er würde Beerensträucher, Walnusssträucher, Obstbäume oder nützliche Hölzer anbauen. Auch diese sind für die Natur wichtig, wenn es einheimische Pflanzen sind. Selbst bei leichten Hanglagen müssten die Trampelpfade oder Wege genau geplant werden, damit sie nicht zu Sturzbächen werden. Die Wege könnten sich also eher parallel zum Hang ziehen und durch einen verzahnenden Erdwall zur oberen Seite das Wasser fest halten.

Wer sich mit der Permakultur befasst hat, dem werden Mischkulturen und Fruchtfolge als Begriffe bekannt sein. Am besten wäre es, eine empfindliche Fläche nie komplett abzuernten. Wer wie im Gemüsegarten Reihen verschiedener harmonierender Pflanzen anbaut, hätte die Erntezeitpunkte bereits versetzt und könnte nach einzelnen Ernten Folgefrüchte oder Gründünger anbauen. Damit würde man direkt dem Effekt einer Monokultur oder drohender Erosion entgegenwirken.

Umdenken in der Landwirtschaft

Seit Jahren gibt es bereits Versuche, die Feldfrüchte direkt gemischt zu säen. Viele Landwirte machen das bereits. Wichtig ist, dass sich die Früchte vertragen, wobei von der dominanten Frucht weniger gesät werden soll. Entscheidend ist, dass die Früchte sich auch zur gleichen Zeit ernten lassen und die Drescher richtig eingestellt werden, um beide Früchte zu erhalten. Diese können nach der Ernte durch sieben oder blasen voneinander getrennt werden.

Sehr oft wird ein Getreide oder eine andere Frucht zusammen mit Hülsenfrüchten angebaut. Einige der Hülsenfrüchte brauchen Rankhilfen. Aber immer reichern sie den Boden mit Stickstoff an, den sie aus der Luft mit den Wurzeln binden.

- Eiweißerbsen nutzen Gerste als Rankhilfe und können zeitgleich geerntet werden.
- Ackerbohnen brauchen keine Rankhilfe, verstehen sich mit Hafer und liefern Stickstoff.

Der Indianergarten als historisches Beispiel

Südamerikanische Indigene haben seit Jahrhunderten mit Mischkulturen gearbeitet. Sie pflanzen Mais als ihre heilige Pflanze. An dieser ranken Erbsen oder Bohnen, die den Boden mit Stickstoff anreichern. Auf dem Boden wachsen Kürbisse, die mit ihren Blättern den Boden beschatten und damit gegen Austrocknung schützen. Die Maisreihen haben im Indianergarten mehr Abstand, als auf heutigen Maisfeldern, dafür ergänzen sich drei wertvolle Früchte sehr sinnvoll.

Mit Mischkulturen flexibel arbeiten

Ein anderer Ansatz wäre, dass nur eine Frucht geerntet wird, die zweite jedoch nicht stört, aber ihren Nutzen entfaltet. Demnach können die Hülsenfrüchte dünner gesät dennoch für etwas Stickstoff im Boden sorgen. Hülsenfrüchte wurzeln tief und lockern die Böden. Es könnte aber auch ein ganz wenig Senf verwendet werden, der z.B. bei Ackerbohnen gegen Blattläuse hilft. Auch mit dieser Strategie könnten die Ertragsmengen gesteigert werden, wodurch die Böden mit Glück sogar noch profitieren.

In der Permakultur könnte es bei einigen dieser Mischkulturen möglich sein, von Hand getrennt zu ernten. Dabei dürfte die länger reifende Frucht nicht zu großen Schaden nehmen.

Wer sich in der Permakultur selber versorgt, wird ohnehin ganz andere Mischkulturen wie Möhren und Zwiebeln oder Knoblauch bei Stachelbeeren planen. Ein paar experimentierfreudige Versuche gehören dazu, auch um zu erkennen, welche Strategien in den eigenen Gegebenheiten am besten fruchten.

Fazit zur drohenden Erosion in der Landwirtschaft

Letztendlich ist das Land wertvoll, welches sich bewirtschaften lässt. Wer langfristig wirtschaftet, und das sollten wir mit unseren Lebensgrundlagen machen, muss seine Produktionsmittel erhalten. Mit jedem Nacktliegen vom Land oder einem Versalzen durch Überdüngung kann Erosion nagen und zerstört unsere Lebensgrundlage. Es muss eine Landwirtschaft gefördert werden, die zum Flächenerhalt beiträgt. Kleinbäuerliche Betriebe können einen sehr wichtigen Beitrag leisten. Die private Permakultur kann dabei zum Hobby werden, um all diese Prozesse besser zu verstehen.

Es ist immer gut, wenn möglichst viele Menschen einen direkten Bezug zur Erzeugung von Nahrungsmitteln haben, um die Probleme besser verstehen zu können. Wer weiß, ob uns das bei all dem Fortschritt noch einmal vor dem Verhungern schützt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

derVerfasser

Wer denkt, der ist. Wer schreibt, der macht. Als derVerfasser lebe ich sadistische Neigungen aus und quäle Leser mit meinen unberechenbaren Gedanken.

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