Die katholische Kirche im Glashaus

Katholische Kirche und AfD Die katholische Kirche mischt sich in Deutschland massiv in die Parteipolitik. Diesmal geht es gegen die AfD. Treppenwitz: Sie wirft der AfD Demokratiefeindlichkeit vor. Die katholische Kirche ist freilich selbst undemokratisch bis ins Mark

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Jetzt haben sie es also getan: Die katholische Kirche, vertreten durch die deutsche Bischofskonferenz, mischt sich nicht einfach in die Politik ein (das tat sie auch schon vorher), nun macht sie auch wieder eindeutig auf Wählerbeeinflussung.

Das tun die deutschen Bischöfe mit ihrer Presserklärung vom 22. Februar 2024:

https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2024/2024-023a-Anlage1-Pressebericht-Erklaerung-der-deutschen-Bischoefe.pdf

Auch Erzbischof Marx hat sich hier eindeutig positioniert, mit Zuspitzung auf die AfD:

https://www.zeit.de/news/2023-11/30/muenchner-kardinal-marx-keine-kirchenaemter-fuer-afd-anhaenger

https://www.katholisch.de/artikel/51202-kardinal-marx-kirche-darf-nicht-an-der-seite-von-afd-und-putin-stehen

Berichte des br: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/nicht-waehlbar-katholische-bischoefe-stellen-sich-gegen-afd,U50g0IC

https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/rundschau/rm-abschluss-bischofskonferenz-abgrenzung-afd-rechtsextremismus-100.html

Ältere erinnern sich vielleicht noch an die Zeiten, als vor Wahlen vor allem im ländlichen Raum landauf landab von den Kanzeln gepredigt wurde, als Christ müsste man doch unbedingt sein Kreuzl bei einer C-Partei (CDU oder in Bayern CSU) machen und um Himmels Willen nicht bei den bösen "Sozen". Das ist damals viel kritisiert worden - vollkommen zu Recht.

Interessant hierzu etwa ein Artikel von Theodor Eschenburg in der Zeit vom 14. August 1964. Lesen wir hieraus nur den Anfang und den letzten Abschnitt:

Die Kanzel als politische Tribüne

Lehren aus dem Fall Biberach – Wo die Kirchen sich weltlich geben, unterliegen sie weltlicher Kritik

Darf die Kirche Wahlbeeinflussung ausüben? Mit dieser Frage hatten sich in den letzten Jahren mehr als einmal deutsche Gerichte zu befassen.

In einer kleinen Gemeinde Nordrhein-Westfalens war 1961 eine Woche vor den Wahlen von den Kanzeln der katholischen Kirchen das Gemeinsame Hirtenwort der Nordrhein-westfälischen Bischöfe zur Kommunalwahl" verlesen worden: "Wir rufen darum alle Gläubigen auf, sich dieser Verantwortung (nämlich der christlichen) bewußt zu sein und ihre Stimmen nur solchen Männern und Frauen zu geben, die bereit sind, nicht nur nach christlichen Grundsätzen zu leben, sondern sich auch mühen, christliche Ordnungen zu verwirklichen."

Solche Hirtenworte sind nicht ungewöhnlich; die Hirtenbriefe zu den Bundestagswahlen der Fuldaer Bischofskonferenz sind bekannt. Es ist für jeden, der Hirtenbriefe hört oder liest, nicht schwer zu erkennen, welche Parteien positiv und negativ gemeint sind.
[...]
Wer die Kanzel als politische Tribüne betrachtet muß sich gefallen lassen, daß ihm als Tribun begegnet wird. Die Kirchen und die, die für sie sprechen, haben dort, wo sie die Arena des politischen Kampfes betreten, keine besonderen Schutzansprüche mehr.

https://www.zeit.de/1964/33/die-kanzler-als-politische-tribuene/komplettansicht

Also dann schauen wir einmal näher hin.

Wesentlich mehr als die Wiederholung von Selbstverständlichkeiten und von den Allgemeinplätzen, die derzeitig vom polit-medialen Komplex gepusht werden, finden sich hier nicht. Man baut einen Popanz auf und schlägt auf ihn ein. Mehr schlecht als recht wird dann auch das Christentum hierfür zurecht gebogen. Offenbar haben die Bischöfe nun gemeint, ihren Waggon auch noch rechtzeitig an den nach links fahrenden Zug anhängen zu müssen.

Ich möchte hier nur auf wenige Punkte in der Presseerklärung eingehen.

Das ist vor allem der Umgang mit dem Thema "Demokratie". Dieser Begriff kommt in dem Papier siebenmal vor, hier fünf Zitate daraus:

Wer aus demokratischem, freiheitlichem und menschenfreundlichem Geist heraus seinen Widerstand gegen die Machenschaften der Rechtsextremisten bekundet, verdient unser aller Unterstützung und Respekt.

Gut, dass zahlreiche Christinnen und Christen so engagiert mitwirken und sich für Menschenwürde, Menschenrechte und Demokratie einsetzen!

Damit wird die Axt an die Wurzeln der Demokratie gelegt, die vom Gedanken der gleichen Rechte aller bestimmt ist.

Wer in einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft leben will, kann in diesem Gedankengut keine Heimat finden.

Engagieren wir uns gemeinsam aktiv für die freiheitliche Demokratie!

Sehr schön, dann tun wir das einmal. Fangen wir erst einmal mit dem Fakt an, dass von den im Bundestag vertretenen Parteien nur AfD, Linke und Bündnis Wagenknecht sich für die direkte Demokratie einsetzen, also verfassungsrechtlich die demokratischsten Parteien sind.

Wenn Erzbischof Marx in seiner Freisinger Predigt gesagt hat, dass die Demokratie Religion brauche und umgekehrt die Religion auch Demokratie, aber "Nicht wie die staatlichen Organisationen. Aber Mitbestimmung, Mitgestaltung, Verantwortung, Einbeziehung aller", dann sagt er hier mehr oder weniger: Wasch' mir den Pelz, aber mach' mich nicht nass." Mitbestimmung, Mitgestaltung, Verantwortung, Einbeziehung aller" ist eben nicht Demokratie. Und "Einbeziehung aller" passt nun einmal nicht zum Ausschluss von Anhängern und Wählern einer bestimmten Partei, die in Deutschland nun um die 20 % wählen würden (oder etwas mehr oder etwas weniger).

Schauen wir uns die katholische Kirche an, ist sie genau das Gegenteil von Demokratie: Ausgerechnet die katholische Kirche, die mit dieser Presserklärung einen auf Demokratie machen will, ist wohl eine der undemokratischsten Einrichtungen, die wir in Deutschland überhaupt haben.

Die Organisationsstruktur der katholischen Kirche, so wie sie sich gebildet hat und heute noch besteht, ist eine Imitation des spätantiken römischen Kaiserreiches. Das ging bis in die Amtsroben und Amtsinsignien hinein. Der spätantike Kaiser war der Sphäre der normalen Menschen entrückt, was schon in der Sprache zum Ausdruck kam: divinus hieß in dieser Zeit "göttlich" und "kaiserlich" zugleich. Und auch das Wort sanctus, heilig, wurde in der Spätantike fest mit dem Kaiser verbunden, und man musste sich vor ihm auf den Boden werfen:

https://emanualaltegeschichte.blogs.uni-hamburg.de/proskynese-adoratio-purpurae/

Im dtv-Atlas zur Weltgeschichte sehen wir auf S. 102 das Schema der "Verfassung" des spätantiken Kaiserreichs mit dem Kaiser an der Spitze. Alle Pfeile (die Autorität und Befehlsgewalt anzeigen) weisen von oben nach unten. Unter dem Kaiser kommen die wichtigsten Beamten des kaiserlichen Hofes, darunter die hierarisch vielfach gegliederten Hofbeamten, die Armee sowie die umfangreiche Zivilverwaltung, die ebenfalls streng hierarisch gegliedert ist, mit 4 Präfekten an der Spitze, darunter 17 Vikare als Vorsteher der Diözesen und darunter 117 Präses als Provinzstatthalter. Und ganz unten ist die große Masse der Untertanen, die subiecti, was wortwörtlich "Unterworfene" heißt. Das ist doch einmal Klartext! Dieses spätantike Kaisertum ging im 6. Jahrhundert nahtlos in das oströmische bzw. byzantinische Kaisertum über. Nach dem endgültigen und jämmerlichen Ende des römischen Kaisertums im Westen war es das oströmisch-byzantinische Kaisertum in Konstantinopel, das die kaiserliche Tradition weiterführte und Vorbild für die katholische Hierarchie wurde.

Die kirchliche Hierarchie bildete die weltliche nach und betonte so auch klar ihren Anspruch, dieser an Rang ebenbürtig zu sein. Papst Gelasius I. brachte das in seinem Brief an den oströmischen Kaiser Anastasius von 494 mit seiner "Zweigewaltenlehre" klar zum Ausdruck: "Zwei sind es nämlich, erhabener Kaiser, durch die an oberster Stelle diese Welt regiert wird: die geheiligte Autorität der Priester und die herrscherliche Gewalt." Und Gelasius wollte die Macht der Kirche auch bereits über die der weltlichen Herrscher stellen: "Denn du weißt es, allergnädigster Sohn, dass du an Würde zwar das ganze Menschengeschlecht überragst, dass du dennoch aber vor den Amtswaltern der göttlichen Dinge demütig den Nacken beugst und von ihnen die Mittel zum Seelenheil erwartest." (https://sourcebooks.fordham.edu/source/gelasius1.asp); zur "Zwei-Gewalten-Lehre hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-Schwerter-Theorie). Der Gegensatz zwischen kaiserlichem und päpstlichem Herrschaftsanspruch beherrschte dann auch die Geschichte des europäischen Mittelalters.

Im 6. und 7. Jahrhundert versank Italien in Chaos und Anarchie, und das Papsttum wurde die einzige dauerhafte Autorität, die dann auch immer mehr staatliche Aufgaben übernahm. Die fränkischen Karolinger (Pippin mit der Pippinischen Schenkung von 756) erkannten dann die weltliche Herrschaft der Päpste über Rom und weite Teile Mittelitaliens an. Die Päpste beriefen sich im Mittelalter dann lange Zeit auf ein gefälschtes Dokument, wonach schon Konstantin der Große im frühen 4. Jahrhundert die Herrschaft über Rom und Mittelitalien an Papst Silvester I. verliehen habe (sog. Konstantinische Schenkung). Der Kirchenstaat, also die Regierungsgewalt der Päpste über einen Teil Mittelitaliens, bestand bis 1870.

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Darstellung der sog. Konstantinischen Schenkung: Kaiser Konstantin der Große kniet vor Papst Silvester I. (314-335) und überreicht ihm die kaiserlichen Herrschaftsinsignien , Phrygillum, die Vorform der Tiara, und Baldachin. Fresko in SS. Quatro Coronati, Rom, 1246. Wie die Kirche sich sieht: Der Papst thront, der Kaiser kniet

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Kaiser Heinrich IV. beim Gang nach Canossa, Er kniet vor Papst Gregor VII. Holzschnitt aus: John Foxe, Actes and Monuments (London: John Day, 1570).

Und im 21. Jahrhundert:

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Benedikt XVI., 2005

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Benedikt XVI., 2008

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Benedikt XVI., 2011

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Benedikt XVI., 2012

Die spätantik-byzantinische kaiserliche Organisation der katholischen Kirche blieb bis heute erhalten. Und, im Vergleich mit einem spätantiken Kaiser, sei es Diocletian oder zwei Jahrhunderte später Justinian, waren, nun vielleicht nicht gerade Ludwig XIV., aber doch mit Sicherheit Leute wie Friedrich II. "der Große" oder Maria Theresia schon eher fast schon "lupenreine Demokraten". Die Spitze der spätantiken Verwaltungspyramide hatten wir schon. Die katholische Kirche bildet sie mit ihren Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen, und weiter nach unten fast spiegelbildlich ab (https://bistum-augsburg.de/Hauptabteilungen/Hauptabteilung-VI/Glaube-und-Lehre/Glaubenslehre/Glaubensfragen/Hierarchie2). Der rote Purpur, die Farbe der Kaiser, hat sich bei Päpsten und Kardinälen erhalten. Und die Amtstrachten der katholischen Erzbischöfe und Bischöfe ist auch sehenswert. Als Kurzsichtiger ohne Brille könnte man sich in deren Gesellschaft wohl wie in einem Film über den Hof von Kaiser Justinian vorkommen (an dem freilich die Kaiserin Theodora das Interessanteste wäre, und da sollte man(n) dann doch die Brille besser aufsetzen).

"Engagieren wir uns gemeinsam aktiv für die freiheitliche Demokratie!", verlangt die Bischofskonferenz von uns. Bitte, gerne: Dann sollten wir einmal in der katholischen Kirche anfangen. Die Imitation des byzantinischen Kaisers, genannt Papst: gehört endlich, endlich, weg. Die Imitation der byzantinischen Hofschranzen, genannt Kardinäle: Gehört weg. Die Imitation der byzantinischen "top-down" Verwaltung, genannt Erzbischöfe und Bischöfe: Gehört weg. Eine "Bischofskonferenz" gibt es in einer freiheitlich-demokratischen Kirche mangels Bischöfen natürlich auch nicht mehr.

Die Bischofskonferenz belehrt uns, dass die Demokratie vom "Gedanken der gleichen Rechte aller" bestimmt ist. Wie wahr! Wie sieht es denn mit den Rechten der Frauen in der katholischen Kirche aus? Sicher, Saudi-Arabien ist in dieser Hinsicht schlimmer, aber auch in der katholischen Kirche sind Frauen Menschen 2. Klasse, die nach wie vor kein einziges geweihtes Amt bekleiden dürfen. Also bitte schleunigst: keine Diskriminierung der Frauen mehr!! Frauen auch in alle kirchlichen Ämter, die es dann noch gibt!!

Reden wir noch über das liebe Geld. Wie kann es sein, dass in Deutschland der demokratische Staat für diesen spätantik-byzantinischen Apparat namens katholische Kirche die Steuern eintreibt? Wieviele Finanzbeamte hat der Staat dafür zusätzlich einstellen müssen? Aber damit ist es ja noch nicht etwa genug. Wieso wird dann obendrein noch die ganze byzantinische Hierarchie der katholischen Kirche nicht etwa aus diesen Steuergeldern, sondern noch zusätzlich obendrauf aus den Finanzen unseres demokratischen Staates bezahlt? Dafür zahlen ja auch Nicht-Katholiken, Atheisten, Muslime etc. mit. Wieso sollen wir alle mit den Geldern unseres demokratischen Staates eine undemokratische byzantinische top-down Hierarchie finanzieren? Das muss aufhören, wenn "wir uns gemeinsam aktiv für die freiheitliche Demokratie engagieren!"

Und hier kommt jetzt sogar noch ein Anspruch ins Spiel, den sich selbst die byzantinischen Kaiser nicht so offen angemaßt haben: Nämlich selbstherrlich zu bestimmen, was Teil der rechtmäßigen Religion ist, was also die Menschen glauben sollen und glauben müssen, wenn sie "Katholiken" sein wollen.

Es war Papst Pius IX., der 1870 die weltliche Herrschaft über den Kirchenstaat verlor. Zugleich sah er den Stand der katholischen Kirche auch durch die deutlichen Veränderungen gefährdet, die das 19. Jahrhundert mit seinen neuen Ideen im Leben und Denken der Menschen mit sich brachte. Dagegen wollte er die katholische Kirche absichern (und natürlich auch seine eigene, nun stark angekratzte Position). Zu diesem Zweck berief Pius IX. das Erste Vatikanische Konzil ein, das auf sein Betreiben hin die sog. Unfehlbarkeit des Papstes als „Lehrer aller Christen“ (ex cathedra) in Glaubens- und Sittenfragen verkündete. Zumindest wenn er sich auf diese Unfehlbarkeit beruft, kann also der Papst in diesen Dingen nicht irren! Bisher das einzige Mal, dass ein Papst sich darauf berief, geschah aber erst 80 Jahre später: 1950 verkündete Papst Pius XII. "ex cathedra", dass Maria leibhaftig in den Himmel aufgefahren ist (Himmelfahrt Mariae): „Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott geoffenbartes Dogma, dass die Unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“ Und am Ende heißt es unter "Verpflichtung zur gläubigen Annahme" dann: "Wenn daher, was Gott verhüte, jemand diese Wahrheit, die von Uns definiert worden ist, zu leugnen oder bewusst in Zweifel zu ziehen wagt, so soll er wissen, dass er vollständig vom göttlichen und katholischen Glauben abgefallen ist." Uff. Und, von diesem Baum kommt die Papstkirche dank der päpstlichen Unfehlbarkeit, die ja für Pius XII. nun einmal gilt, auch nie mehr herunter.

Was hat das alles mit Demokratie zu tun? Nichts. Sollte es nicht demokratisch selbstverständlich sein, dass jeder, der sich noch für "katholisch" hält oder Mitglied der katholischen Kirche ist, seinen eigenen, ganz persönlichen Glauben hat, zu dem vielleicht nicht die leibliche Himmelfahrt Mariens gehört? Wäre es nicht demokratisch, wenn diejenigen, die an die leibliche Himmelfahrt von Maria glauben, dies am 15. August feiern, und diejenigen, die nicht daran glauben, es eben lassen? Und trotzdem gute Katholiken sein können?

Wo wir schon bei Glaubensinhalten sind: Wie "christlich" mag es eigentlich sein, bestimmte Teile der Bevölkerung aus der Kirche auszugrenzen? Christus hält es nach dem Neuen Testament genau anders herum. Er ist immer wieder bereit, sich auch "Sündern", so die Terminologie der Bibel, zuzuwenden, so etwa dem "Zöllner" Zachäus (Lukas 19,1-10). Kritik daran weist Christus zurück: "Heute ist diesem Haus [des Zachäus] Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist." (Lukas 19,9-10). Johannes Chrysostomos (349-407) legt Christus folgende Worte in den Mund: "Warum klagt ihr mich an, wenn ich Sünder aufrichte? Denn soweit entfernt von mir ist der Hass auf die Sünder, dass ich ihretwegen gekommen bin. Als Arzt bin ich gekommen, nicht als Richter; deshalb werde ich zum Gast der Kranken und ertrage ihren Gestank, um ihnen Heilmittel zu verschaffen." (Zitate nach: https://www.bibleworld.de/NT/Lukas/Lukas_19_01.htm).

Unter Justinian I. (reg. 527-565) erreichte das oströmisch-byzantinische Kaisertum seinen absoluten Höhepunkt. Erst 1453 ging dann das immer weiter geschrumpfte Byzantinische Kaiserreich unter. Lieber Justinian, es ist allmählich Zeit, dass fast 1500 Jahre nach deiner Regierung mit all ihrem Prunk, Glanz und Gloria und 570 Jahre nach dem Untergang deines abgewirtschafteten Reichs endlich auch deine Epigonen ihren Platz räumen und sich die freiheitliche Demokratie auch in der religiösen Organisation durchsetzt.
Für den Fall, dass jemand diese Kritik an der katholischen Kirche für zu weitgehend hält, zitieren wir am Ende noch einmal Theodor Eschenbach: "Wer die Kanzel als politische Tribüne betrachtet muß sich gefallen lassen, daß ihm als Tribun begegnet wird. Die Kirchen und die, die für sie sprechen, haben dort, wo sie die Arena des politischen Kampfes betreten, keine besonderen Schutzansprüche mehr."
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Dietrich Klose

Vielfältig interessiert am aktuellen Geschehen, zur Zeit besonders: Ukraine, Russland, Jemen, Rolle der USA, Neoliberalismus, Ausbeutung der 3. Welt

Dietrich Klose

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