Er ist der Mantafahrer unter den Fußgängern und kommt von Null auf Hundert in zwei Sekunden. "Rechts stehen, links gehen!" gehört zu seinem Standardwortschatz. Das ungeschriebene Gesetz verkündet er jedem, der die Frechheit besitzt, ihm im Wege zu stehen. Widerspruch wird nicht geduldet; Gepäck zu haben, das die imaginäre Überholspur blockiert, wird im Zweifelsfall mit Hand- oder Fußgreiflichkeiten geahndet. Das erholsame Prinzip Fahrtreppe setzt er permanent außer Kraft, selbst wenn diese nicht, wie in den Metros von Moskau, London, Paris oder Budapest hunderte, sondern zehn Meter lang sind wie am Berliner U-Bahnhof Hallesches Tor.
Stillstand lässt der Linksläufer nicht mal in der Bewegung zu; Dynamik ist Standortfrage! Die automobile Gesellschaft setzt er per pedes selbst dort durch, wohin die Erfordernisse des Kraftwagens die Unmotorisierten längst verbannt haben. Der Escalator ist ihm zur A2 geworden, sogar auf stehenden Rolltreppen spürt er noch den Zwang, sein Menschenrecht aufs Überholen durchzusetzen.
Nur eines ist tröstlich: Noch verfügt der Linksläufer über keine eingebaute Hupe - der Linkssteher hingegen über einen linken Mittelfinger. Diese Sprache verstehen die meisten Vertreter seiner Spezies.
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