Die Körper im Freibad sind irgendwie anders als sonst. Dabei liegen sie ganz normal auf der Wiese herum, springen ins Wasser, schwimmen ihre Bahnen. Aber es ist so leise. Und die Körper, sie sind so weiß. Weiße Haut auf blauem Wasser. Keine Burkinis wie im letzten Sommer. Keine picknickenden Großmütter am Beckenrand. Keine sich mit Wasserpistolen über die Wiese jagenden Kids.
Wer ins Freibad will, muss sich das Ticket jetzt Tage vorher kaufen – online. Mit Kreditkarte, oder per Paypal. Das Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg galt immer als Treffpunkt aller Milieus. Jetzt nicht mehr. Jetzt schwimmen hier an einem Sommertag nur noch: weiße Körper. Coronafrei.
Dabei kam das Virus in Deutschland einmal genau über diese Einfallstür. Es befiel weiße Akademikerkörper, die im Februar natürlich nicht schwammen, sondern Ski fuhren, in Ischgl. Jetzt vollzieht Corona eine Klassenwanderung. Wenn der R-Wert in Deutschland über zwei liegt, dann löst das nur deshalb keine Panik aus, weil der Infektionsausbruch stark begrenzt ist. Auf einen Häuserblock in Berlin-Neukölln, zwei Häuser in Göttingen, die Mitarbeiter von Tönnies. Noch relevanter als die lokale Begrenzung scheint die soziale. Die Träger des Virus haben derart wenig Kontakt zu anderen Milieus, dass diese sich kaum vor einer Ansteckung sorgen müssen.
„Wir haben es nicht mit einer Infizierung quer durch die Bevölkerung zu tun, wie das zum Beispiel nach Ischgl der Fall war“, sagte der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), als der lokale Lockdown um Gütersloh noch verhindert werden sollte; es handele sich um Menschen, die „an weiten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens gar nicht teilnehmen“. Skifahrende für den sozialen Querschnitt zu halten, Tönnies-Arbeiter aber als außerhalb der Gesellschaft stehend zu betrachten: Das ist interessant.
Die Schlachter zerlegen allein auf dem Firmengelände in Rheda-Wiedenbrück pro Tag 20.000 Schweine, 38 Kilo davon verzehrt ein Mann in Deutschland durchschnittlich pro Jahr. Der eine leistet die Arbeit dafür, dass der andere essen kann: Natürlich sind die Tönnies-Arbeiter Teil der Gesellschaft. Deren Lebensweise basiert auf der extremen Ausbeutung ihrer Arbeitskraft – und Körper. Diese Ausbeutung wird jedoch externalisiert. So sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Montag im ZDF, es gebe nur „16 Übertragungen in die Bevölkerung“. Von außerhalb der Bevölkerung – da, wo die Fleischarbeiter verortet sind – in die Bevölkerung hinein.
Das ist nur Sprache, könnte man meinen. Die Verbreitungswege des Virus offenbaren jedoch, was für materielle Ausprägungen soziale Ungleichheit in Deutschland hat. Über 1.500 Menschen haben sich bei Tönnies mit Corona infiziert. Diese Körper werden nun weggesperrt, eingezäunt. Ist das bei einem Corona-Ausbruch bei Ischgl-Heimkehrern an der Hamburger Außenalster vorstellbar? Ein Zaun um die Villen?
Die Abriegelung der Infizierten folgt unsichtbaren sozialen Trennlinien. Studien in Großbritannien haben gezeigt, dass die Todesrate in ärmeren Vierteln bei 76,7 Personen pro 100.000 Einwohnern liegt – in Vierteln mit bessergestellten Haushalten liegt sie bei 35,9. In Deutschland wurden die Corona-Daten von Hartz-IV-Empfängern mit denen von Erwerbstätigen verglichen. Das Risiko, an Corona zu sterben, ist in unteren Milieus auch hierzulande beinahe doppelt so hoch wie in den höheren.
Brutalität an prekären Körpern ist keine Erfindung der Pandemie. Im Gegenteil: Weil insbesondere das viel reisende bürgerliche Milieu als erstes von dem Virus betroffen war, ist die Identifizierung mit Opfern von Covid-19 hoch. Noch. Denn die Sprache verschiebt sich. Von Familienfeiern zum Ende des Ramadan ist die Rede, von Wochenendausflügen nach Rumänien. Alles Begriffe, die eines anzeigen sollen: Es sind die anderen, die sich anstecken, weil sie anders sind. Weil sie Rumänen sind, halten sie sich nicht an Regeln. Weil sie Muslime sind, leben sie in Großfamilien eng zusammen. Diese Form der Kulturalisierung der Ansteckungswege ist für die verantwortliche Politik gemütlich, denn was, wenn es gar nicht an den Menschen läge? Sondern an ihren Wohn-, Lebens-, und Arbeitsverhältnissen? Was, wenn Politik es ändern könnte, dass Fleischarbeiter tausendfach krank werden, dass Hartz-IV-Beziehende früher sterben? Wenn Politik für Leben und Tod der Bevölkerung verantwortlich wäre? Was, wenn die Körper von Tönnies-Arbeitern ebenso betrauerbar werden wie jene von Ischgl-Skifahrenden?
Doch das sind sie nicht. Sie sind die anderen. Der einzige Weg, über den das Virus von den Tönnies-Arbeitern auf andere Teile der Bevölkerung überspringen kann, sind Kitas und Grundschulen. Letzte Schnittpunkte zwischen Milieus. Gymnasiasten machen sich wohl kaum Sorgen, sich bei Kindern von Fleischarbeitern anzustecken.
Die Körper im Freibad auch nicht. Ein sozialer Schnittpunkt weniger. „Herrlich, diese Ruhe“, hört man es auf der Wiese murmeln. Nur: Wie lange hält sie an? Wenn sich die Kids den ganzen Sommer über langweilen? In Stuttgart haben sie sich eine andere Beschäftigung gesucht. Sich zurück in die Mitte der Gesellschaft geknallt. So körperlich brutal, wie Gesellschaft derzeit eben stattfindet – jenseits der leeren Freibadwiesen.
Kommentare 41
++Es befiel weiße Akademikerkörper, die im Februar natürlich nicht schwammen, sondern Ski fuhren, in Ischgl. ++
Ich hätte eher Lust, ein bisschen mit Ihnen Schlitten zu fahren. Kurzerhand: Wissen Sie was, Frau Koester? Sie haben einen Vogel.
Woher wollen Sie wissen, dass in Ischgl nur Akademiker waren? Dass sich auch in der Corona-Krise die Barrieren und Schranken - nee, nicht nur zwischen "Klassen", sondern auch zwischen Menschen mit höchst unterschiedlichem Lebenshintergrund - auftun, gehört zu den beklagenswerten Seiten. Aber Klassenkampf im Schwimmbad is nicht. Glauben Sie's mir, ich glaube Ihnen das nicht. Recht bald werden jene, die Sie jetzt noch als "ausgeschlossen" beklagen, ihren Weg finden, weil die nicht so dumm sind wie Sie denken.
Dass die Verhältnisse in den Fleischfabriken jetzt ans Licht kommen, bzw. endlich auch so deutlich als menschenfeindlich gesehen und angeklagt werden, finde ich gut, aber ich glaube Ihnen Ihr Mitgefühl nicht. Die sind nur Lehrmaterial, wie es scheint und ich weiß nicht wofür.
++ Was, wenn Politik es ändern könnte, dass Fleischarbeiter tausendfach krank werden, dass Hartz-IV-Beziehende früher sterben? Wenn Politik für Leben und Tod der Bevölkerung verantwortlich wäre? Was, wenn die Körper von Tönnies-Arbeitern ebenso betrauerbar werden wie jene von Ischgl-Skifahrenden? ++
Das ist der Gipfel, nee nicht der von Ischgl, sondern von Ihrer eigenen etwas merkwürdigen Trauertabelle. Niemand beklagt Körper von Skifahrenden in Ischgl. Aber die Verhältnisse bei Menschen mit sozialen Problemen kommen - auch im Zuge des Virus-Geschehens - wieder in den Vordergrund und das ist auch gut so.
Und Politik muss angetrieben werden, aber nicht von Lehrsätzen über Viren im Klassenkampf vom Schwimmbad in die Partyzone. Gute Nacht.
Psst! Ich glaube, das ist Satire.
Aber um fair zu sein: der Artikel ist nicht durch die Bank falsch. Z. B.:
Brutalität an prekären Körpern ist keine Erfindung der Pandemie. Im Gegenteil: Weil insbesondere das viel reisende bürgerliche Milieu als erstes von dem Virus betroffen war, ist die Identifizierung mit Opfern von Covid-19 hoch.
Da dürfte was dran sein - wobei die Presse vielleicht mehr Anteil nimmt als der Durchschnittsbürger, obwohl doch gerade die Presse ziemlich viele prekäre Jobs im Angebot hat.
Richtig. Vergessen wird auch oft dass es selbst innerhalb der "Klasse" noch soziale unterschiede gibt.
Ich hatte gestern eine "Karte fürs Freibad" hatte allerdings vergessen mein Handy zu laden und konnte spontan nicht hin. (Drucker habe ich nicht).
Meine Oma (84) hat werder ein Smartphone noch einen Drucker, und könnte keines davon bedienen. Sie darf also momentan auch nicht mehr ins Schwimmbad, den einzigen Sport den sie noch machen kann.
Weiterhin gibt es zur Zeit "leider keine ermäßigten Karten". Aha...sozial schwache Menschen dürften dann also auch gern voll bezahlen, oder weg bleiben, ist klar. Mal gespannt wie lange das noch so geht. Stinkt jedenfalls zum Himmel.
>>Aha...sozial schwache Menschen dürften dann also auch gern voll bezahlen, ...<<
Sozialschwach sind diejenigen, die ausgrenzen. Nicht die Ausgegrenzten. Dass die sich meistens nicht effizient wehren können hat nichts mit Schwäche zu tun. Am Besten sieht man das an den zur Zeit gerade thematisierten Fleischfabrikarbeitern*: Das ist nichts für Weicheier, ein handelsüblicher Manager oder Minister würde das keinen halben Tag durchhalten.
*In den Medien thematisiert nicht wegen der üblen Arbeits/Wohnbedingungen: die waren vor Covid-19 auch nicht besser.
Warum so harsch und verständnislos?
Frau Koester weist richtigetweise auf etwas hin, dass nun wirklich nicht so schwer zu übersehen und eigentlich auch nicht neu oder überraschend ist.
Traurig, das man dafür - und ausgerechnet hier - angefeindet wird:
https://www.labournet.de/politik/wipo/wipo-deb/wipo-all/soziale-ungleichheit-hierarchie-der-not-wer-unten-steht-leidet-mehr-die-corona-krise-verdeutlicht-und-verschaerft-die-soziale-ungleichheit/
*****
Super. Klappt doch. :-))
++ Frau Koester weist richtigetweise auf etwas hin, dass nun wirklich nicht so schwer zu übersehen und eigentlich auch nicht neu oder überraschend ist. ++
Eben, es ist nicht neu und überraschend.
Herje... Ich wollte auf die Benachteiligung von ärmeren Menschen hinweisen und werde wegen dem Begriff "sozial schwach" angegriffen.
"Die sind aber gar nicht schwach". Ja, was Sie nicht sagen. Gut bemerkt.
Gefällt ihnen "weniger zahlungskräftig" ? dann werde ich dass das nächste Mal schreiben....
Je anfälliger und (vor)belasteter das „Immunsystem“ von befallenen aber verschlissenen Körpern, desto erfolgreicher das Wirken von Grippeviren. Vergangene Grippeepidemien und die Derzeitige zeugen davon. Eine Binse.
Heißt hier, der möglichst niedrigste Preis für viel ruinöse Arbeit in kürzester Zeit und das Ertragen aller sich daraus ergebenden Wohn- , Arbeits- und Lebensverhältnisse, sind notwendige Grundbedingung aller sogenannten „Systemrelevanz“ von solchen „Arbeitsplätzen“ im Kapitalismus.
Nur komplette Vollkretins und/oder böswillige Hardcoreignoranten bedürften da noch einen aktuell grassierenden Grippevirus als Augenöffner, um die von der Politik gewollten und hergestellten Zustände u. a. auch in der Fleischindustrie, als „Skandal“ und extreme Ausnahmeerscheinung gewissenloser Kapitalisten erscheinen zu lassen, welche nun aber endlich durch das aktuelle Grippevirus, danke dafür Covid 19, entlarvt wurden.
Man kann darüber diskutieren, in welchem weißen Körper ein Akademiker steckt, der in Ischgl zum Skifahren weilt. Der fotografische Chronist Lois Hechenblaikner, ein Ischgler, sagt über das dortige Tourismus-Treiben: "Ischgl ist so etwas wie ein hormoneller Second-Hand-Markt." Die meisten Urlaubenden seien 40, 50 Jahre alt und häufig geschieden. Sie "werden wie Kinder, sehr infantile Muster treten da auf. Und dann gibt es natürlich diesen Beschleuniger, Alkohol, der dazukommt." Zusammengefasst: Ganz normale Geistesarbeiter scheinen dort unterwegs zu sein.
„Und die Körper, sie sind so weiß. Weiße Haut auf blauem Wasser.“
Welch‘ eine Schmach! Ende Juni noch weiße Körper, weil Sonnenbaden in der Natur oder im Studio durch die Pandemie noch nicht möglich war. Gott, müssen die gelitten haben.
Um meine Allergie gegen den Begriff „sozialschwach“ zu erklären: Als der Begriff sozial schwach in den Neusprech eingeführt wurde war ich gerade im Hatz4-System gelandet: Zwei Jahre zuvor noch als Produktentwicklerin exakt in der Zielgruppe des „S“PD/Grün-Regimes, nun also mit der Gruppeneigenschaft sozialschwach behaftet. Aus Altersgründen (damals 56) schwer vermittelbar, also unqualifiziert, schwach eben.
Es gibt viele Gründe für ökonomisch prekäre Lebensverhältnisse, einen habe ich schon genannt, weitere Beispiele: Armutsrente, Armutslohn, und einiges mehr.
Ich meine, wir sollten die konkreten Probleme benennen, denn unter der Pauschalisierung „sozialschwach“ lassen sie sich allzu leicht verstecken, als vage „Rasseneigenschaft“.
Wenn wir anstreben wollen, dass jede/nach seinen/ihren Fähigkeiten sich am Sichern des Gemeinwohles beteiligen kann und dass jede/r nach seinen/ihren Bedürfnissen an unseren Arbeitsergebnissen teil hat, dann sollten wir uns solche sozial unproduktiven Pauschalierungen aus dem Kopfe schlagen. Es sei denn man wäre religiös und bräuchte dringend auf Barmherzigkeit Angewiesene, um sich erhaben & etwas näher bei Gott dünken zu können. Dann wäre das Ziel „jede/r nach seinen/ihren Fähigkeiten, jedem/jeder nach seinen/ihren Bedürfnissen natürlich eine Sünde.
So wie ich es schrieb ist das sicher angreifbar, bin gespannt auf eine sich entwickelnde Diskussion.
>> Ganz normale Geistesarbeiter scheinen dort unterwegs zu sein.<<
Die sich von der harten geistigen Arbeit mal als Deppen erholen.
Ohne die strikte Trennung von Hand-und Kopfarbeit gäbe es wahrscheinlich keine kommerzialisierbare Imbezellität, oder?
>>Ist das bei einem Corona-Ausbruch bei Ischgl-Heimkehrern an der Hamburger Außenalster vorstellbar? Ein Zaun um die Villen?<<
Villenbewohner verlustieren sich eher nicht in Rummelplätzen wie Ischgl, sondern zum Beispiel in St. Moritz. Schon weil man im benachbarten Samedan mit dem Privatjet einschweben kann.
Naja, Magda, finde ich nun auch ein bisschen übetrieben, die harsche Kritik. Gut, “es befiel weiße Akademikerkörper“, ist schon ne Stilblüte. Ob es nun tatsächlich ausschließlich solche Körper waren, ist dabei ja nicht der Punkt. Nun scheint aber auch bei uns die soziale Spaltung durch das Virus scharf beleuchtet zu werden. So, wie wir das bisher etwa aus GB, den USA oder Brasilien hörten und sahen. Darüber kann und sollte man dann auch schreiben. Das Schwimmbad-Beispiel mag ein wenig albern klingen, beleuchtet aber ein immanentes soziales Problem, das freilich nicht am Schwimmbad beginnt und auch nicht dort endet. Gerade junge Männer unterprivilegierter Schichten, die nicht wissen, wohin mit sich, werden leicht zum Problem.
Es gäbe sicher genügend Gründe, sich inhaltlich mit dem Artikel auseiander zusetzen, aber es lohnt nicht, weil breits in der Überschrift falsche Prämissen stehen. Es wird einfach so unterstellt, dass wenn bei jemandem das Virus oder auch nur Bruchteile seiner Gensequenzen (mittels fehleranfälligem) PCR-Test signalisert werden, er auch erkrankt wäre. Damit braucht man garnicht erst weiterlesen.
>>Naja, Magda, finde ich nun auch ein bisschen übetrieben, die harsche Kritik.<<
Was hat folgendes mit Kritik zu tun?
>>Wissen Sie was, Frau Koester? Sie haben einen Vogel.<<
Das ist nichts anderes als eine Beleidigung. Wo bestehen da noch Niveausenkungsmöglichkeiten?
Zitat: "Woher wollen Sie wissen, dass in Ischgl nur Akademiker waren?"
Weil "Akademiker" in der Regel mehr verdienen als ein Schlachter bei Tönnies oder ein Lagerarbeiter bei amazon. Das schließt selbstverständlich nicht aus, dass es auch Leute gibt, die keinen akademischen Abschluss haben und viel mehr verdienen als ein Hochschulabsolvent.
Aber Empfänger von Hartz-Leistungen, Obdachlose, Spargelstecher, Klofrauen, Paketzusteller, Mindestlöhner usw. waren es mit Sicherheit nicht, wenn man die Preise für Übernachtungen in Ischgl bzw. dem Paznauntal und die Höhe der deutschen Regelsätze für Hartz-IV-Empfänger bzw. die Höhe des deutschen Mindestlohnes kennt.
Es sei denn, man ist "Qualitäts-"Journalist bei Bild, Focus usw. Diese Schreiberlinge, die heutzutage überwiegend einen "akademischen" Abschluss haben, schreiben hin und wieder tatsächlich so einen Schwachsinn. Bei Bild, Focus und Konsorten fährt der Hartz-IV-Empfänger jeden Monat mit seinem Maserati zur Arbeitsagentur, um sich die "fette" Arbeitslosenunterstützung abzuholen und sie dann am Abend im 5-Sterne-Restaurant mit Schampus und leicht bekleideten Frauen zu verprassen.
Zitat: "Aber die Verhältnisse bei Menschen mit sozialen Problemen ... "
Mit Verlaub, aber das ist jetzt ganz großer bullshit. Menschen, die wenig verdienen und zu beschissenen Konditionen arbeiten müssen und das seit vielen Jahren und lange vor Corona, haben keine "sozialen" Probleme, sondern ÖKONOMISCHE Probleme. Oder kennen Sie dieses Wort nicht?
Was in Ihrem Kommentar deutlich zum Ausdruck kommt, ist allenfalls die akademische Ignoranz und Arroganz in diesem unserem "christlichen" Lande.
Die Debatte erscheint mir interessanter als der kommentierte Artikel. Dem beginnenden Sommerloch angemessen.
Was vor allem aus meiner Sicht von Belang ist: die Trennung und Gewichtung von Form und Inhalt. Wer formale Aspekte über inhaltliche stellt, findet letztere offenbar unwesentlich.
Existiert eigentlich Ungleichheit in Schamland? Wie krank und kaputt darf ein System sein, ehe Menschen dagegen aufbegehren? Das wären für mich relevante Fragen, die offenbar keiner wirklich stellen möchte.
Der Bildungsstand der Après-Skifahrer in Ischgl, der beballerten Männer in Malle oder anderer 'Event'-Sucher ist nebensächlich. Entscheidend sind vor allem die Folgen ihres hirnbefreiten Tuns als Soziopathen.
I would prefer not do ...
„Aber die Verhältnisse bei Menschen mit sozialen Problemen kommen - auch im Zuge des Virus-Geschehens - wieder in den Vordergrund“
Vermute, dass sie es auch so meint ist wie Du es aufgeschrieben hast. So als ob das von der Politik (mittlerweile weltweit) eingerichtete (Eigentums)Verhältnis optimal ökonomischer Erpressung nicht die Ursache all der „sozialen Probleme“ von eigentumslosen und auf Lohnarbeit angewiesene Menschen ist, sondern bei (und IN!) dem Menschen selbst verortet werden soll. Was für die Menschen, die sich aufgrund ihrer ökonomischen Notlagen bis auf die Knochen erpressen lassen müssen, bedeuten soll: sie sind erfolglose Glücksschmiede, bei denen sich die erfolgreiche »freie Entfaltung« ihrer »Persönlichkeit« durch angebliche Mängel ihres „Erfolgsvermögens“ überhaupt nicht entfalten kann, haben DESWEGEN dann auch, leider leider, lauter „soziale Probleme“. Vielleicht "helfen" ja Psycho, Bewerbungstraining oder Abendschule?. Vorausgesetzt allerding, es handelt sich um keine ausländischen Leihsklaven.
„Die egalitären Grundrechte sind nämlich die Verwirklichungsbedingungen der bürgerlichen Konkurrenz. Die rassistische Interpretation ihrer brutalen Resultate als »freie Entfaltung« der »Persönlichkeit« genießt in Deutschland sogar Verfassungsrang – nicht trotz, sondern gerade wegen der rechtlich garantierten Chancengleichheit. Ohne die Kritik der kapitalistischen Konkurrenz tendiert der Kampf der antirassistischen Bewegung zur hilflosen Spiegelfechterei.“ (Arian Schiffer-Nasserie)
In:
https://www.jungewelt.de/artikel/380405.rotlicht-rassismus.html
»(…) Es befiel weiße Akademikerkörper, die im Februar natürlich nicht schwammen, sondern Ski fuhren, in Ischgl.«
Fakt ist, dass Prolet(inn)en gar nicht die Kohle haben, sich wintersaisonstechnisch in Ischgl zu verlustieren (wenn noch Luft vorhanden ist, wird da allenfalls für den preisgünstigen Kurzurlaub auf Malle angespart). Ebenso Fakt ist, dass sich ins Kreuzberger Prinzenbad eher wenige weiße Akademiker(innen)körper verirren. Die Binse hinter alldem – fast zu banal, wie auszusprechen – ist einfach, das das Virus da zuschlug und weiterhin zuschlägt, wo Prekarität sich räumlich und in der Brieftasche bündelt: in den in jeder Beziehung verwahrlosten Pflegeheimen für die sozial und sonstwie Schwächsten, in überbelegten Quartieren, in Massenunterkünften, für die die Bezeichnung »überteuert« eine beschönigende Umschreibung für Arbeitssklaverei ist, in prekären Jobs und in Mietquartieren, wo sich das vielgerühmte Sozialstaats-Netz schon lange verabschiedet hat.
Insofern: Wenn es eine Grundlehre aus der aktuellen Pandemie gibt, dann ist sie im Artikel zutreffend beschrieben: Die Armen trifft es extrem mehr als die Reichen; zusätzlich haben die Armen extrem weniger Möglichkeiten zum Gegentrimmen. Als dritter Part mit aufzuführen wäre schließlich der (neoliberale) Staat, der – ähnlich wie 2008/2009 – zwar die Spendierhosen angezogen hat, vorzugsweise jedoch da spendiert, wo genügend Mittel bereits vorhanden sind.
Neu ist das alles nicht. Richtig jedoch bleibt es so lange, wie das ausbeuterische, auf Ungleichheit und Ausgrenzung basierende System, dass allem zugrunde liegt, nicht in seine Schranken gewiesen oder – noch besser – ersatzlos abgeschaft wird.
..."Schon weil man im benachbarten Samedan mit dem Privatjet einschweben kann"...
Da spricht jemand vom Fach, ich falle nicht auf deine Hatz4 - Lügen herein, es war übrigens nett neulich der Umtrunk in Aspen. Mit Baldwin und Co.
:D
das ist so ein Artikel, der mich zweifeln lässt, ob der Freitag noch die richtige Zeitung für mich ist. Alles ist abgehoben, akademisch, nörgelig und ohne Konsequenz. Ja, die Arbeits-ind Lebensbedingungen in der Fleischindustrie sind sch..., und begünstigen Krankheiten. Ja, Arme wird es häufiger und schwerer treffen. Ja, Villen werden nicht eingezäunt, sind sie schon. Und was schreibt Frau Koester ? Beschreibt mit haarsträbenden Klieschees das Problem Freibad. Weiße Haut, Burkinis, picknickenden Großmütter, Muslime in Großfamilien, Gymnasiasten.
Wieso meinen Sie, dass der Begriff "sozial schwach" automatisch negativ gemeint ist? Nach meinem Verständnis ist "stark" und "schwach" insbesondere eine Aussage über die Machtverhältnisse. Und deshalb trägt m.E. der Begriff "sozial schwach" zugleich auch die Kritik an den Verhältnissen in sich.
Negativ wird er erst durch den Kontext der Individualisierung in Medien wie der Bild-Zeitung oder RTLII (und auch vornehmeren Medien), die den Eindruck erzeugen wollen, dass die Schwachen zurecht schwach seien, weil Ihre Situation slebstverschuldet sei. Gegen dieses Brainwashing sollte man sich m.E. wenden, nicht dem Begriff "schwach" an sich.
Ihre Frage ging zwar nicht an mich, dennoch:
"sozial schwach" meint ja (eigentlich) "ökonomisch schwach", impliziert aber (wenn man es Begriffs-wörtlich nähme) eine Herabsetzung hinsichtlich vermeintlich mangelnder/ungenügender sozialer Kompetenz:
https://uebermedien.de/48000/wer-sozial-schwach-sagt-betreibt-social-degrading/
Wie schon von Stiller gesagt: Schwache Einkommen zur Eigenschaft „sozial schwach“ umzudeuten dient dem Ziel, Ursachen der Finanzschwäche eines wachsenden Bevölkerungsanteiles zu verdecken. (Besonders in Zeiten einer Wirtschaftskrise, wenn der Einkommensmangel rascher zunimmt als in Konjunkturphasen.)
Den Begriff habe ich vor 10 oder 11 Jahren erstmals von der „S“PD-Politikerin Hannelore Kraft gehört. Davor gab es Arbeitslosigkeit, Armutsrenten, Niedriglöhne. Der Begriff "sozialschwach“ schloss nahtlos an die Regierungspropaganda zur Einführung des Hartz4-Systems an: Damals wurden „Rasseeigenschaften“ der „faulen Arbeitslosen“ ins Land posaunt, denen „man die Bierflasche und die Fernbedienung aus der Hand schlagen und sie zum Arbeiten zwingen“ müsse. Mit eiserner Faust in den Niedriglohn treiben. Ein paar Jahre später wurde ein „netter“ klingender Begriff für die "Rasse-Eigenschaft" Einkommensmangel kreiert, der sie zugleich auf Mangeleinkommen unterschiedlicher Art (Hatz4, Armutslohn, Armutsrenten) ausweitete und Ursachen des Einkommensmangels weiterhin verdecken konnte. Warum schreibe ich „Rasse“? Weil es die Methode des Rassismus ist, pauschalisierende Gruppeneigenschaften zwecks Verdeckung von Problemursachen wie Profitmaximierung&Ausbeutung zu definieren.
Wir können ja mal den Begriff „Sozialschwäche“ rückwirkend auf das Jahr 1970 anwenden: Warum gab es damals kaum „Sozialschwache“ und heute so Viele? Wg. genetischer Degeneration, volkskörperschädlicher Durchrassung oder spätrömischer Dekadenz? Da sind sich die Schöpfer der Geistesschwäche wohl nicht ganz einig. Einigkeit herrscht in der Erkenntnis, dass Ursachenbenennung profitschädigend ist und vermieden werden muss.
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Dass Neusprech meistens unkritisch von Untertanen übernommen wird ist kein neues Phänomen:* Nur noch sehr Wenige nennen zum Beispiel ein Kriegsministerium Kriegsministerium, und die werden von „Verteidigungsministerium“-Sagern noch nicht mal als ewiggestrig sondern eher als ein bisserl kauzig gesehen. Ähnlich ist es mit „Arbeitgeber/Arbeitnehmer“: Wenn ich sage „Profitgeber“ und Profitnehmer“ kommt niemand auf die Idee zu fragen warum ich das so sage. Besser nicht fragen, die Antwort könnte peinlich sein.
Ähnlich wird es sein, wenn der Neusprech „sozialschwach“ noch ein paar Jahre unhinterfragt bleibt: Wenn in 10 Jahren jemand von Armutsrente, Niedriglohn, Arbeitslosigkeit oder umfassend von Einkommensmangel spricht, wird man vage ahnen das „sozialschwach“ gemeint ist. Aber niemand wird fragen, warum nicht einfach der als politisch korrekt anerkannte Begriff sozialschwach benützt wird. Das zu fragen wäre politisch unkorrekt.
*Es wurde vor Jahrzehnten schon mal satirisch kommentiert: Wenn eine Müllkippe stinkt und das Grundwasser vergiftet solle man sie doch einfach „Entsorgungspark“ nennen, damit ist das Problem kostengünstig gelöst.
Ergänzung: Wahrscheinlich sind wir in der Einschätzung der Lage gar nicht weit auseinander. Nur sehe ich eben in der Übernahme von Neusprech-Begriffen keine Lösung, sondern eher die Barrieren auf dem Wege zu Lösungen.
>>Da spricht jemand vom Fach,...<<
Ja klar, mit Erfahrungshintergrund ;-)
Hartzer führen ein Luxusleben das von den hart Arbeitenden Leistern finanziert wird.
Jetzt, als Rentnerin, bevorzuge ich Kreuzfahrten auf Musikdampfern, das weiss auch jeder Depp, und wer bezahlts? Die hart Arbeitenden ...
Früher mal Angestellte, Mitglied der unersättlichen und wirtschaftsschädigenden Gewerkschaft, dann Hängematte mit Hartz, dann Leiharbeitsdepperl, und jetzt Hängematte in der Rente: So sieht ein Schmarotzerleben aus.
Hallo Claudia, ich weiss noch wie du vor ca. 10 - 11 Jahren einen klugen Kommentar auf meinen ersten Blog gemacht hast, aber hier will ich auch noch mal auf das hinweisen was ich gerade Knossos geschrieben habe:
..."Ich mache mich hier nicht mehr zum Affen, hier wird bei einem Newcomer mit einem provokativen Einlass und Titel wieder bis zur Endlosschleife 180 Kommentare gemacht. Auch gut, er hat hier ein wichtigwes Thema aufgegriffen. Aber ich reisse mir hier mal wieder den Arsch 8 Stunden auf um einen halbwegs guten Blog zu schreiben, und was kommt? NIX. Wenn ich schon umsonst arbeite soll man wenigstens darueber Diskutieren.
https://www.freitag.de/autoren/bienensterben/wirecard-vs-eule#1593448772675143
Ich hatte hier mal in guten Zeiten 43 Leser oder so. Die Nichtresonanz schiebe ich jetzt mal ausnahmsweise nicht meinem nachlassendem Intellekt zu, sondern eher das hier gute Leser und Schreiber mehr und mehr wegbleiben.
Das wird hier bald fuer mich auch ein guter Grund hier abzuhauen.
Die Endlosschleifen hier sind kaum noch auszuhalten, es gab hier mal richtig gute ideologiefreie Kritiker, ich kann mir nicht vorstellen dass die alle verstorben sind, auszuschliessen ist es natuerlich nicht. Oder waren es die ewigen immer gleichenden beissenden Zecken im Freitag die dafuer gesorgt haben das eine konstruktive Diskussionskultur nicht mehr moeglich ist? Fragen ueber Fragen?
Dann aber gute Nacht im Freitag. Besten Gruss.
>>Hallo Claudia, ich weiss noch wie du vor ca. 10 - 11 Jahren einen klugen Kommentar auf meinen ersten Blog gemacht hast, …<<
Hallo Biene,
vor 10 - 11 Jahren war ich wahrscheinlich noch klüger ;-)
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Ansonsten: Den >Wirecard vs. „Eule“< - Artikel habe ich gelesen, sehr zustimmend. Allerdings kamen mir dazu keine Gedanken, die ich des Niederschreibens für wert gehalten hätte. Das geht mir bei manchen Themen so. Nichtkommentieren heisst also nicht, dass es mich nicht interessieren würde.
Wir wissen übrigens nicht, wieviele „Zaungäste“ hier mitlesen. Neulich erzählte ich einer Bekannten von einerm Kommentar, den ich hier abgelassen hatte, und sie antwortete: „Das hab ich gelesen, ach Du bist das.“ Die ist hier nicht angemeldet, liest aber öfter mal mit. Wir wissen nicht wie viele das sind, möglicherweise haben wir viel mehr Leser als wir ahnen …
Es gibt hier Einige, deren Texte ich immer lese wenn ich hereinschaue, darunter auch Deine.
Hab mich jetzt mal als „Biene-Leserin“ eingetragen. Dann hast Du wenigstens 3 zertifizierte Leser ;-)
Da gibt man einfach mal in dem Beitrag ***** Sternchen und man weiss das sich die Arbeit gelohnt hat.
;-)
Gut, mach ich.
Was in Ihrem Kommentar zum Ausdruck kommt, ist ziemliche Unkenntnis über die Lage von Akademiker*innen.Die sind sehr oft ebenso prekär beschäftigt und halten sich weder in Ischgl noch in Malle auf. Die meisten Journalistinnen sind auch prekrär beschäftigt, verdienen wenig und müssen sich das gehässige Angemache noch gefallen lassen. Ich bin keines von beidem - ich bin inzwischen auf sowas nicht mehr angewiesen aus Altersgründen, aber ich weiß, wie schwer das alles ist.
Über die Wortwahl "soziale Probleme und ökonomische Probleme" kann man diskutieren , weil nicht alle sozialen Probleme in der Tat ökonomische Hintergründe haben müssen. Es gibt genug Soziopathen, die Kohle haben.
Reichlich eingeschränktes Weltbild das du da hast.Deutschland besteht nicht nur aus Akademikern und prekär Beschäftigenten, ganz im Gegenteil.Nur kommt der größte Teil der Gesellschaft weder in den Medien noch der Politik vor.Meine Eltern waren Polsterer, 2 Kinder, Haus, Auto usw.Wir sind jedes Jahr zur Faschingszeit nach Südtirol Ski fahren, Pfingsten an die Riviera, im Sommer dann wechselde Ziele, Frankreich, Italien, Spanien, Ungarn, Dänemark, Schweden usw. nach den Weihnachtsfest dann bis Silvester nach Östereich wieder Ski fahren.Ich setzte diese "Tradition" mit meinen Kindern fort und die mittlerweile mit ihren.Ohne akademische Bildung war ich lange in der Gruppe der Spitzensteuersatz Entrichter meine Frau war das bis zu ihren Ausstieg aus den Beruf auch.Heute bin ich Inhaber und Geschäftsführer meines eigenen Unternehmens und ich bin nun wahrlich keine Besonderheit.Viele meiner Schulfreunde, ehemalige Kollegen usw sind durchaus Erfolgreich und verdienen gutes Geld.Viele prekär Beschäftigte kommen in den heutigen Berufswelt nicht mehr mit, einfache Tätigkeiten gibt es nicht mehr. Niemand kann sich nach Schule und Ausbildung zurücklehnen ohne damit Bruchlandung zu erleiden.Weiterbildung ist nötig, nicht nur im Beruf.Die höheren Infektionszahlen, Sterbezahlen usw. bei Niedrigverdienern gehen ganz sicher auch auf den höheren Anteil an Verschwörungsgläubigen in diesen Bevölkerungsschichten zurück.Ich musste zu Beginn der Pandemie auch bei manchen Mitarbeitern deutliche Worte finden weil gerade die wenig gebildeten empfänglich sind für den Schmarrn der auf Facebook, youtube und Konsorten verbreitet wird,Auch musste ich schon vor 25 Jahren damals noch als Ausbilder für Werkzeugmacher akzeptieren das man in ein 0,5 Liter Glas keinen Litern einfüllen kann und das es ummöglich ist jemanden etwas beizubringen der das nicht will.Oder um das Tönnies Beispiel aufzugreifen, ein junger Bulgare könnte auch versuchen in Deutschland eine Ausbildung zum Mechatroniker zu machen oder als Anlagenmechaniker. In beiden Berufen hast du selbst in der aktuellen Krise mit bestehen der Abschlussprüfung einen Job sicher. Wer dann nochmal Gas gibt, Meister oder Techniker macht verhandelt über die größe seines Dienstwagens oder macht sich Selbsständig.
Ich würde mir Wünschen das in Deutschland mehr darüber gesprochen wird das schon sehr gute Facharbeiter den Spitzensteuersatz bezahlen, darüber das 2 von 3 meiner Abteilungsleiter einen sogenannten Migrationshintergrund haben, was aber eigentlich keine Sau interesiert weil es eben diese gesellschaftliche Mitte überhaupt nicht juckt ob jemandes Eltern aus den Nachbardorf, aus 50 km Entfernung oder aus der Türkei kommen.
Das sich alle Mitarbeiter sehr um die Auszubildenden gekümmert haben weil diese als Flüchtlinge erst kurze Zeit im Land waren.
Darüber das sich durch den Staplerfahrer aus Mazedonien sogar eine Partnerdorf Beziehung zwischen seinem alten und neuen Heimatort entwickelt hat.Mir scheint das gerade im linken medialen Spektrum sehr gerne auf alles negative gezeigt wird, aber all das gute und positive wird ignoriert.Ja, Deutschland kann sich verbessern, das ist wie ich schon erwähnt habe wie mit der Weiterbildung, das darf nie aufhören.Aber ... da wo wir Heute sind müssen andere erst mal hin. Gerade die Coronakrise macht das doch deutlich. Wirtschaftlich stehen wir besser als die meisten Staaten, Infektionszahlen sind niedrig, Sterbezahlen auch.Unser Gesundheitssystem funktioniert.Ich war letzte Woche in Frankreich bei einem Unternehmen weil ich 2 neue Maschien kaufen möchte. Da steht ein Ort mit 50000 Einwohnern fast komplett still.100% Kurzarbeit in vielen Unternehmen, Firmenschliessungen, expodierende Arbeitslosenzahlen.Ich habe dann auf das sehr großzügige Rabattangebot verzichtet und nur den Nachlass genommen den wir auch in den letzten Jahren vereinbart hatten.Wenn man nach diesen Erlebniss zurück kommt und dann solche Artikel liest, die ganze Schwarzmalerei, Artikel bei denen man den Eindruck hat es wäre 1942 und die Polizeigewalt würde von SS und Gestapo ausgeübt dann bekomme ich Herzrasen.
gelse schrieb: "Wahrscheinlich sind wir in der Einschätzung der Lage gar nicht weit auseinander."
In der Tat. Wobei ich selbst "sozial schwach" kaum benutze. Sollte ich doch einmal in die Verlegenheit kommen, dann schlagen Sie einfach einen anderen Begriff vor, der keine Herrschaftssprache ist. Nach meinem (offenbar zu naiven) Verständnis kombiniert der Begriff "sozial schwach" die ökonomiche Schwäche mit gesellschaftlicher Machtlosigkeit. Wäre das biblische "die Niedrigen" ein passender Begriff?
Ihre anderen Beispiele sind die üblichen Euphemismen des Marketingsprechs, die bei den meisten Zuhörern nur ein Schmunzeln hervorrufen. Schon Struck hat ja in einem berühmten Bonmot klargestellt, dass nicht durch die Fakten, sondern durch die Regierung definiert wird, was "Verteidigung" ist. Manchmal treibt das richtig kuriose Blüten, wie z.B. bei der Umbenennung einer Schule für Blinde in "Schule für Menschen mit visuellem Förderbedarf".
"Umbenennung einer Schule für Blinde in "Schule für Menschen mit visuellem Förderbedarf"
Das können Sie (in genau dieser Wortkombination) belegen? Zweifel solange daran.
Hab's aus dem Gedächtnis zitiert nach dem, was mir eine Bekannte vor etlichen Jahren erzählte, die an einer solchen Schule arbeitete. Über eine Internet-Suche finde ich das jetzt aber nicht (weiß auch nicht, ob es die Schule überhaupt noch gibt, oder ob sie der Inklusion zum Opfer fiel). Vermutlich war der "visuelle Förderbedarf" nur ein Teilaspekt verschiedener "Förderbedarfe". Aber er meint tatsächlich Blindheit (also im wörtlichen Sinne).
Was ich aber finden konnte, war eine Modulbeschreibung zum Studiengang Sonderpädagogik an Humboldt-Universität Berlin mit folgender Formulierung: "kennen spezifische rehabilitationspädagogische Grundlagen der Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit sozialem, emotionalem, kognitivem, sprachlichem, motorischem, auditivem und visuellem Förderbedarf."
Oh sorry, ist irgendwie nicht als Antwort an @Stiller vermerkt worden. Also: Diese Antwort Bezog sich auf die Frage von Stiller nach einem offiziellen Beleg für meine Ankekdote der Umbenennung "blind" -> "visueller Förderbedarf".
Einfach sagen was ist. Armutsrenten sind Armutsrenten, Armutslöhne sind Armutslöhen, Hatz4 ist Zwangsverarmung usw.
Steuerbetrüger, Mietwucherer, Ausbeuter und ihre Lobbyisten können als sozialschwach bezeichnet werden, das trifft das wenigstens zu.
Gut, dass Kollegin Köster die Verschlechterungen in den Berliner Freibädern und sicher nicht nur dort in Corona-Zeiten anspricht. Ich habe dazu mit dem Filmemacher Matthias Coers gesprochen und darüber auf Freitag-Online diesen Beitrag gepostet (https://www.freitag.de/autoren/peter-nowak/fuer-viele-menschen-nicht-mehr-zugaenglich). Coers beschrieb unter Anderem, dass nach der Wiedereröffnung der Bäder zunächst sämtliche Vergünstigungen, die bisher bestanden haben, abgeschafft wurden. So mussten auch Kinder unter 5 Jahren den vollen Preis bezahlen, auch für Hartz IV-EmpfängerInnen gibt es keine Vergünstigungen. Zudem gibt es in diesem Jahr auch keine Dauerkarten mehr. Sie wurden in den vergangenen Jahren von vielen Menschen genutzt, die die Bäder regelmäßig besuchten.
Es ist bedauerlich, dass die Kollegin darauf nicht bezug nimmt. Schließlich hat der Artikel dazu zu einen Kurzbeitrag von Ralf Hutter zu dem Thema im Deutschlandfunk geführt, was wiederum den Effekt hatte, dass jetzt Kinder bis 5 Jahre wieder kostenfrei in die Freibäder dürfen. Doch Matthias Coers hat bestätigt, was auch Elsa Köster schreibt: In den Bädern findet mensch jetzt weniger Senior*innen, Menschen mit niedrigen Einkommen und migrantische Jugendliche. Ein Bademeister hat Coers klar gesagt, dass er begrüsst, dass bestimmte Badesgäste nicht mehr kommen. Der Klassenkampf findet auch im Freibad stat. Es wäre wirklich sinnvoll, wenn es mehr Bezug zwischen Beiträgen auf der Freitag-Community und den Autor*innen gäbe und zumindest auf solche Beiträge verwiesen wird, wenn es sich, wie bei dem Thema regelrecht anbietet.
Peter Nowak