Bekommen die Hamburger Unis bald eine Männerquote? Nach dem Willen des SPD-Senats sollen bei der Berufung von Professoren die männlichen Bewerber bevorzugt werden – jedoch nur, falls es an der Fakultät einen Frauenüberschuss gibt. Die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen sind schon in heller Aufregung und wollen von der „Gleichstellung“ zurück zur „Frauenförderung“. Dabei täte etwas mehr Gelassenheit gut.
Praktisch wird sich erst mal durch die Gesetzesänderung nichts ändern. An allen Fachbereichen sind die männlichen Professoren in der Mehrheit, erklärt der Senat. Das heißt: weiter werden Frauen gefördert. Man könnte nun auf die Idee kommen, es ginge bei der Diskussion über das neue Hochschulgesetz nur um Symbolik. Aber es geht auch um die grundsätzliche Frage, wie ein Gesetzestext formuliert sein soll – nämlich möglichst allgemein. Egal, ob Mann oder Frau: Die Gruppe, die unterrepräsentiert ist, soll gefördert werden.
Wer muss noch gefördert werden?
Dass die Kritiker des Gesetzentwurfs das nicht einsehen wollen, hängt vielleicht damit zusammen, dass sie um die Frauenquote bangen. Eine allgemeine Gleichstellungsquote wirft nämlich Fragen auf: Warum sollen nicht auch Migranten gefördert werden, Homosexuelle oder Kinder von Nicht-Akademikern? Menschen ohne Brille oder mit besonders großen Füßen? Wahrscheinlich sind sie ebenso unterrepräsentiert, weil sie nicht der Norm entsprechen.
Wenn es aber irgendwann 1.000 Quoten gibt, sprechen bei der einzelnen Bewerberin 500 Gründe für eine besondere Förderung, 500 dagegen. Und: Was ist eigentlich mit Transgender und Intersexuellen, die weder Mann noch Frau sind?
Illusion der Leistungsgesellschaft
Wer solche Fragen stellt, muss die Frauenförderung nicht gleich verteufeln. Gegner der Frauenquote argumentieren: Die Arbeitgeber sollten rein nach Leistung auswählen, alle Bewerber müssen die gleiche Chance haben! In Wirklichkeit ist das eine große Illusion. Dass bei Einstellungen keinesfalls immer Leistung den Ausschlag gibt, sieht man schon daran, dass fast ausschließlich Männer in Führungspositionen gelangen. Wer glaubt, dass es gerecht zugehe auf dem Arbeitsmarkt, muss blind sein.
Das gilt übrigens auch für all jene, die große Hoffnungen in die Fortführung der Hamburger Frauenförderung setzen: „Frauen sind bei gleicher Qualifikation bevorzugt zu berücksichtigen“, heißt es derzeit im Gesetz. Im Zweifel lassen sich aber die benötigten Qualifikations-Vorteile bei männlichen Bewerbern finden. Solange die Unis keine feste Quote erreichen müssen, kann man sich die übrige Diskussion sparen.
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