Ein Museum für den Frieden

Trostfrauen Ein kleines Museum in Shinjuku, Tokio hat sich der kritischen Aufarbeitung der Trostfrauen-Frage verschrieben.

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Der in Berlin ansässige Korea-Verband hat für den diesjährigen Frauentag am 08. März zu einer Demonstration vor der japanischen Botschaft in Berlin aufgerufen.

Dieser Protest richtet sich gegen die mögliche Demontage der "Mädchenstatue" vor der japanischen Botschaft in Seoul, welche dort bisher als ein Mahnmal gegen Kriegsverbrechen und sexuelle Gewalt steht.

Über das Problem der Aufarbeitung der Kriegsprostitution, genauer der Zwangsprostitution während des Pazifikkriegs - die sogenannte "Trostfrauenfrage" - gab es bis Ende letzten Jahres auch auf offizieller Ebene Uneinigkeit zwischen Südkorea und Japan.

Durch eine offizielle japanisch-koreanische Vereinbarung wurd dieser Streit allerdings im Dezember 2015 vermeintlich beigelegt. Jene Vereinbarung hat starke Kritik hervorgerufen. So weist die AG "Trostfrauen" im Korea-Verband darauf hin, dass in der Vereinbarung nicht ausdrücklich von der Verantwortlichkeit der japanischen Armee die Rede ist. Einer der weiteren Kritikpunkte ist, dass statt einer offiziellen Entschädigung die südkoreanische Regierung von der japanischen Regierung lediglich ein "Heilungsgeld" in Höhe von umgerechnet ca. 7,6 Mio EUR erhalten soll.

Nicht nur von koreanischer Seite und nicht nur außerhalb Japans wird die mangelnde Aufarbeitung und eine geschichtsrevisionistische Sicht auf die "Trostfrauenfrage" nicht akzeptiert.

Im Tokioter Stadtteil Shinjuku etwa, wird von engagierten AktivistInnen das Women's Active Museum on War and Peace betrieben.

Neben den Ausstellungen zur "Trostfrauen"-Problematik und dem regelmäßigen Cafe de WAM gibt es dort auch Einzelveranstaltungen und ein reichhaltiges Archiv.

Nach Aussage einer Mitarbeiterin vom Dezember 2014 hat das Interesse an der Arbeit des Museums in jenem Jahr zugenommen. Gerade wurde über das Thema in der Öffentlichkeit heiß diskutiert und auch ganz gewöhnliche Leute sind bei ihren eigenen Recherchen auf das Museum gestoßen.

Neben jenen, die sich daraufhin auf den Weg zum WAM gemacht haben, um sich selbst zu informieren, wird das Museum auch von Schulklassen, AktivistInnen und WissenschaftlerInnen besucht. Letztere nutzen etwa das Archiv für ihre Forschungen.

Ein großer Teil des Ausstellungsmaterials und des Materials im Archiv ist in Japanisch, doch um Übersetzung wird sich bemüht. Die offizielle Homepage gibt es bereits neben der japanischen Version auch auf Englisch.

Ein solches, kleines, mit vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln ausgestattetes Museum hat es durchaus schwer, in der öffentlichen Wahrnehmung dem Mainstream eine kritische Haltung und die Forderung der Anerkennung der Verantwortung für begangenes Unrecht entgegenzusetzen.

Das Engagement der MitarbeiterInnen war jedoch bei einem Besuch im Dezember 2014 deutlich zu spüren. Ein Engegament für Gerechtigkeit, Frieden und grenzübergreifende Solidarität - wie es auch als Prinzipien auf der Homepage zu lesen ist. Für dieses Engagement erhielt das Museum 2007 den Pax Christi International Friedenspreis.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ferdinand Liefert

Dipl.-Theologe (Studium in Greifswald / Marburg / Interreligiöses Studienprogramm in Kyoto ).

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