Bartsch will die Partei führen – Kampf zwischen Ost und West?

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In Zeiten in denen immer mehr Menschen dem Kapitalismus zumindest kritisch gegenüber stehen, braucht es eine Partei, die sich konsequent mit den Problemen der aktuellen Wirtschaftsordnung auseinandersetzt und Alternativen überlegt. Die einzige Partei die in Deutschland diese Rolle einnehmen kann, ist die Linke!

Die Linke hätte viel zu tun nach ihrer Progammdebatte, sie könnte sich damit beschäftigen, mehr mit Bewegungen zusammenzuarbeiten, über den Bundestag und die Landesparlamente Druck aufzubauen oder sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Stattdessen wird wieder einmal über die Parteiführung diskutiert und die Medien versuchen den Eindruck zu erwecken, dass die Linke sich nur mit sich selbst beschäftigt.

Bartsch als Parteivorsitzender

Dietmar Bartsch, einst Bundesgeschäftsführer, ist in großen Teilen der Partei relativ unbeliebt, da er unverholen für Annäherungen an SPD und Grüne plädiert, obwohl diese in der Krise versuchen sich zumindest an der Rhetorik der Linken zu bedienen. Die Medien versuchen seine Kandidatur als einen Konflikt zwischen den angeblichen Realos im Osten und den ach so unrealistischen Fundis im Westen aufzubauen. Diese Beschreibung hat allerdings wenig bis nichts mit den wahren Gegebenheiten in der Linken zu tun. Die Landesverbände der Linken in Westdeutschland mögen in ihrer Programmatik mehrheitlich dem linken Flügel der Linken angehören, während sich im Osten mehr Anhänger der Reformsozialisten finden lassen. Zu behaupten in beiden Teilen Deutschlands würde nur die jeweils eine Seite existieren hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Im Westen gibt es Mitglieder der Linken, die sich dem Reformer-Flügel zurechnen lassen, während man auch im Osten Anhänger der SL oder der AKL findet! Die Fokussierung auf einen Konflikt zwischen Ost und West wird durch die Berichterstattung in die Partei getragen, diese sollte sich davon aber nicht ablenken lassen.

Inhalte nicht Personen zählen

Die Debatte um die Kandidatur von Dietmar Bartsch ist vor allem eine Debatte um Inhalte. Dietmar Bartsch gilt als Anhänger von Regierungsbeteiligungen, der auch die roten Haltelinien aufgeben würde, wenn sich daraus eine Regierungsbeteiligung ergeben könnte. Das Parteiprogramm der Linken wurde mit deutlicher Mehrheit der Delegierten angenommen und ist ein wichtiger Schritt um die Linke zu einer starken Kraft in der Gesellschaft zu machen. Ein Parteivorsitzender dem möglicherweise mehr an Regierungsbeteiligung liegen könnte, als an der Realisierung von alternativen Wirtschaftsformen würde der Linken in der jetztigen Zeit wohl mehr schaden. Eine Kandidatur Bartschs wird in der Linken nicht kritisiert, weil dieser aus dem Osten kommt oder dem FDS nahe steht, sondern wegen seiner zu starken Befürwortung von Regierungen.

Nach der Kandidatur von Bartsch werden sicherlich noch einige Kandidaten folgen, die für das Amt des Parteivorsitzenden kandidieren wollen. Dies könnten einige Medien als Uneinigkeit in der Linken darstellen, doch in der Politik und in einer Partei sollten immer Diskussionen möglich sein, es kann und darf nicht sein das jede Diskussion und Debatte als Zwist dargestellt wird. Eine Partei wird stärker durch Debatten und eine politische Führung kann nur dann wirklich effektiv arbeiten, wenn es mehrere Kandidaten gab, die sich zur Auswahl gestellt haben. Eine Kandidatur von mehreren Kandidaten wäre wichtig und würde die Linke nicht spalten, sondern würde viel eher dazu führen, dass eine Führung gewählt wird, die auch wirklich von allen Kreisen in der Partei unterstützt wird.

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