Der Islam – Schrecken des Abendlands

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Es scheint uns heute selbstverständlich, in der Kategorie der Nation zu denken. Da ist jemand “stolz, Deutscher zu sein”, ein Anderer schämt sich dieser Nationalität ob der im deutschen Namen begangenen Verbrechen. Aber was ist das, Deutscher, Franzose, Araber oder Jude zu sein? So leitet der Dr. phil Werner Ruf sein Werk “Der Islam – Schrecken des Abendlands” ein.

Sein Buch beginnt nicht mit einem direkten Einstieg in das Titelthema, es beschäftigt sich mit der Konstruktion von Identitäten. Eine Vorgehensweise, die sinnvoll erscheint, wenn man das Buch weiterliest. In der heutigen Zeit grenzen wir uns ständig ab. Es wird ein Zusammengehörigkeitsgefühl geschaffen, welches vor allem auf der Abgrenzung von anderen Grupppen geschieht. Die Abgrenzung wird auf der Basis verschiedener Merkmale wie Sprache, Religion, sexueller Orientierung oder “Rasse” vorangetrieben.

Wir und die “Anderen”

Werner Ruf macht schon im ersten Kapitel seines Buchs deutlich, dass die Abgrenzung häufig politisch motiviert ist. So erklärt wie das Konstrukt der Nation, wie er es nennt, dazu dient ein “Wir-Gefühl” zu schaffen, welches einen ausgrenzenden Effekt erziehlt. “Nation und Nationalismus sind untrennbar miteinander verbunden,…” so lautet eine Erkenntnis, die der Autor vorgibt. Während in der vergangenen Zeit die “Rasse” als Merkmal benutzt wurde, um die Menschen zu trennen, so wird heute der kulturelle Unterschied zitiert um Abgrenzung zu schaffen.

Der Krieg gegen den Terror

Ein Gespenst geht um im Westen – es ist „der Islam“. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde der Kommunismus als Gefahr aufgebaut, um den Bürgern ein Feindbild zu bieten. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und damit jener Staaten, die fälschlicherweise für sich in Anspruch nahmen, dass sie kommunistisch sein, konnte das Feindbild des Kommunismus nicht mehr verwendet werden. Doch das Feindbild des Kommunismus wurde schnell ersetzt durch den Islam, der sinnbildlich für all das Böse und Antizivilisatorische in der Welt herhalten muss. Erstmals direkt vertreten wurde diese Thesen von Samuel Huntingtons in seinem “Werk” „clash of civilisations“. In diesem wird der Kampf der Kulturen beschrieben und der Islam stellvertretend für die “dritte Welt” genutzt, welche sich nach Huntington gänzlich vom Westen unterscheidet. Um das Konstrukt des Kampfes der Kulturen zu verstärken, war es nötig, “den Islam” als etwas schlechtes und die Werte des Westens gefährdendes, darzustellen.

Dieses von den Medien und Politikern verwendete Bild des Islams, ließ sich so einfach etablieren, weil die Politiker der Abgrenzung und die Schaffung eines Gemeinschaftsgefühls so effektiv war. Der Islam, ist in den Augen vieler Menschen, ein Beweis für die Zivilisation des Westens und die Unzivilisiertheit der “dritten Welt”.

Die Schaffung eines Feindbildes diente dabei nicht nur der Ablenkung der eigenen Bevölkerung, sie hatte auch machtpolitische Faktoren z.B. die Legitimierung von Kriegen oder die Ausheblung der UNO. “Der 2003 begonnene Krieg gegen den Irak wurde vom Zaun gebrochen nicht nur wegen des Öls und der geostrategischen Lage des Landes, er wurde auch geführt, um das “Recht” auf Kriegsführung völkergewohnheitsrechtlich zu rehabilitieren und das Gewaltverbot der UN-Charta ein für allemal auszuhebeln” (Seite. 48)

Nato und der Islam

Wurde die Nato einst gegründet um vor der Sowjetunion zu schützen, wenn diese auch zum Zeitpunkt der Gründung wenig militärische Gefahr darstellte, so dient sie heute dem Kampf gegen “den Islam”. Werner Ruf beschreibt in seinem Werk eindrucksvoll, wie die Nato es geschafft sich vor den Menschen zu legitimieren, obwohl ihr altes Feindbild weggebrochen war. Dabei wird nicht nur darauf verwiesen, dass die Nato es nicht verkraften könnte, wenn ihr Feindbild nochmal wegbrechen würde, es wird auch beschrieben inwiefern die Nato das Potenzial des Feindbildes erkannt hat.

Christlich-Jüdisches-Abendland

Nur zu gut kennen wir die Geschichten vom christlich-jüdischen-Abendland, ein Begriff, der geschichtlich durch nichts bewiesen werden kann. Wenn heute Politiker und Medien dieses Konstrukt verwenden, dann dürfte dahinter wenig geschichtliches Wissen stecken, sondern eher die Abgrenzung vom Islam. In diesem Zusammenhang zitiert der Autor Almuth S. Bruckstein Coruhs Beitrag in „Der Tagesspiegel“, in dem sie schreibt: „Es stockt einem der Atem bei so viel Geschichtsvergessenheit. Es ist gruselig, mit welchem Pathos der geistigen und moralischen Überlegenheit die selbst ernannten Vertreter des jüdisch-christlichen Abendlandes muslimischen Zeitgenossen, ganz egal welcher Nationalität und welcher kulturellen Prägung, die europäische Aufklärung vorhalten. Das Eis bleibt dünn, nach gerade einmal siebzig Jahren. Nein, es gab keine jüdisch-christliche Tradition, sie ist eine Erfindung der europäischen Moderne und ein Lieblingskind der traumatisierten Deutschen.“ Eine Wahrheit, die heute leider viel zu oft vergessen wird.

Die Islamfeindlichkeit und ihre Akteure

Während die ersten acht Kapitel des Werkes vor allem der geschichtlichen Entwicklung dienen, so wird in den folgenden Kapiteln auf die heutige Debatte eingegangen. Besonders interessant dürften dabei vor allem zwei Kapitel sein, zum einen „Antisemitismus und Islamophopbie: Zwei Seiten einer Medaille?“ und „Islamhetze und ihre Akteure“. Im ersten Kapitel wird ausführlich erklärt und anhand von Beispielen gezeigt, wie die Thesen und die Hezte, die einst gegenüber jüdischen Menschen verwendet wurde, nun gegen Muslime verwendet wird. Ruf bezieht sich unter anderem auf die Thesen von Wolfgang Benz, dem ehemaligen Leiter des „Zentrum für Antisemitismusforschung“ an der TU-Berlin. Diese beschreieben, dass in der aktuellen antimuslimischen Argumentation Stereotype vertreten werden, die schon im „klassischen“ Antisemitismus vorgetragen worden seien. „Die Feindbilder der Judenpogrome lassen grüßen“, schreibt Ruf.

Im Kapitel “Islamhetze und ihre Akteure” wird beschrieben, welche Menschen in Deutschland der Verbreitung von islamophoben Thesen dienen. “Muslime” wie Necla Kelek sollen dabei zeigen, dass es sich bei den Thesen nicht um Rassismus, sondern nur um berechtigte Kritik handelt. Ruf widerlegt diese Behauptung aber deutlich. Eigene Abschnitte erhalten in dem Kapitel Thilo Sarrazin, Henryk M. Broder, Ralph Giordano, die „Antideutschen“, islamkritische Postkarten sowie antiislamische Websites wie „Politically Incorrect“ (PI), „Bürgerbewegung Pax Europa“ und „Nürnberg 2.0“

Anschließend wird auch noch auf die Freundschaft der extremen Rechten in Deutschland zur israelischen Rechten eingegangen und deutlich gezeigt, wie die Islamhasser Israel als Bastion gegen den islamischen Terrorismus darstellen. Die Fehler Israels und dessen Militarisierungspolitik werden laut Ruf weder von der extremen Rechten, noch in nachvollziehbarem Maße von der deutschen Politik kritisiert, wordurch Israel eine Sonderstellung erhält und die Friedensbewegung in Israel geschwächt wird, während sich die Feinde des Islams in Europa Freunde suchen können.

Werner Rufs Werk ist jedem Menschen zu empfehlen, der sich mit der Geschichte der Islamfeindlichkeit und dem Aufbau des neuen Feindbildes beschäftigen will. http://www.assoc-amazon.de/e/ir?t=diefreihe-21&l=as2&o=3&a=3894384840

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